Linke tobenMilliardengewinne der Stromriesen – darum bezahlst du trotzdem mehr
Während die Strompreise für Haushalte nächstes Jahr stark ansteigen, schreiben die Energieversorger hohe Gewinne. Gewerkschaften und SP fordern Massnahmen.
Darum gehts
Der Strompreis für Schweizer Haushalte steigt 2024 im Schnitt um 18 Prozent.
Grosse Unternehmen wie die Axpo oder die BKW schreiben gleichzeitig hohe Gewinne.
Linke und Gewerkschaften kritisieren das scharf und fordern Massnahmen.
Die Strombranche wehrt sich.
Auch SVP-Nationalrat Christian Imark sagt: «Die Stromkonzerne zu schröpfen, löst das Problem nicht.»
18 Prozent mehr bezahlen Schweizer Haushalte 2024 für den Strom. Gleichzeitig schreiben die grossen Stromunternehmen satte Gewinne: 2,2 Milliarden Gewinn verzeichnete die Axpo im ersten Halbjahr, die Berner Kraftwerke steigerten den Gewinn um 60 Prozent auf 304 Millionen Franken.
Das stösst Linken und Gewerkschaften sauer auf: «Es ist störend, dass die Haushalte mehr zahlen und diese Firmen jetzt so viel Gewinn machen», sagt Grünen-Nationalrat Bastien Girod. «Es darf nicht sein, dass die Stromkonzerne vom Staat gerettet werden, sich in einem geschützten Markt befinden und gleichzeitig so hohe Gewinne machen.»
Ein Ansatzpunkt ist laut Girod, dass die Unternehmen nicht nur für die Winterreserven bezahlt werden, sondern auch tatsächlich mehr Wasser in den Stauseen lassen müssen. «Das würde die Haushalte entlasten.»
Gewerkschaften fordern tiefere Grundgebühren
Auch der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB fordert Massnahmen: «Die Konzerne sind nicht im Unrecht, aber es ist extrem stossend, dass sie Milliardengewinne schreiben und gleichzeitig den Haushalten höhere Stromrechnungen aufs Auge drücken. Doch der politische Wille, das zu ändern, fehlt», kritisiert Zentralsekretär Reto Wyss. «Parlament und Bundesrat üben zu wenig Druck auf die Konzerne aus.»
Der SGB schlägt vor, dass die Massnahmen zur Versorgungssicherheit vom Bund bezahlt werden. «Dann müsste man sie nicht in aller Härte auf die Kleinkundinnen und Kleinkunden abwälzen», sagt Wyss. Ein weiterer Ansatzpunkt: «Die Grundgebühren müssen gesenkt werden, um die Haushalte zu entlasten.»
SVP-Imark: «Konzerne zu schröpfen bringt nichts»
SVP-Nationalrat Christian Imark sieht die Probleme anders gelagert: «Die linken Parteien wollen die Stromkonzerne schröpfen, das bringt überhaupt nichts und löst das Problem nicht.» Das Hauptproblem sei, dass die Energie durch die Politik verknappt würde und deshalb die Preise stiegen. «Davor haben wir schon 2017 im Zusammenhang mit der Energiestrategie gewarnt. Es braucht eine sichere, günstige und umweltfreundliche Versorgung.» Der politische Aktivismus, der derzeit herrsche, sei schädlich.
Machen dir die hohen Strompreise zu schaffen?
Gleich mehrere Probleme sieht FDP-Nationalrat Matthias Jauslin: «Zum einen ist der europäische Strommarkt ein komplizierter Mechanismus, den wir hinterfragen sollten.» Zweites Problem sei, dass Kleinkunden nicht auf dem freien Strommarkt einkaufen könnten. «Das würde die Stromlieferanten zu attraktiven Angeboten zwingen.» Ebenfalls wichtig: «Der Strom hat heute kein zeitechtes Preisschild. Wenn es viel Strom gibt, müsste er günstig sein, wenn es wenig gibt, teuer. So würden die Konsumenten den Verbrauch anpassen, die Kapazitäten könnten reguliert werden.»
Unternehmen wehren sich
Die Energieversorger wehren sich gegen den Vorwurf, die Kunden zu schröpfen: «Das Halbjahresergebnis entstand nicht zulasten der Kunden, sondern im Grosshandelsmarkt an der Börse. Durch höhere Tarife haben wir keinen höheren Gewinn», heisst es bei der BKW. Natürlich sähen die Verbraucherinnen steigende Preise nie gerne. «Doch für unsere Kunden liegen die Tarife 2024 unterhalb des schweizweiten Medians von 32,14 Rappen.»
Auch der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen argumentiert so: «Gewinne und Grundversorgungstarife haben nichts miteinander zu tun.» Der Ärger der Kundinnen und Kunden sei nachvollziehbar. «Es werden aber Äpfel mit Birnen verglichen. Die Stromtarife in der Grundversorgung sind durchreguliert, erfolgen nach klaren gesetzlichen Vorgaben», sagt Mediensprecher Julien Duc.
Mit den Gewinnen die hohen Stromrechnungen abzufedern, wäre laut Duc zwar möglich, aber: «Das sind unternehmerische Entscheide, über die die Eigentümer befinden müssen. Letztlich ginge das auf Kosten der Eigentümer, die meist in öffentlicher Hand sind und somit auf die Steuerzahler. Es wäre eine Umverteilung der Kosten.»
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