Lok Re 4/4 IIAuf sie war 60 Jahre lang Verlass – BoBo kommt aufs Abstellgleis
Für viele ist sie der Inbegriff von Heimatgefühl: Die SBB-Lok Re 4/4 II ist seit 60 Jahren auf der Schiene und konnte so gut wie alles. Nun sind ihre Jahre gezählt.
Darum gehts
Die SBB rangiert bis 2033 alle Kult-Loks des Typs Re 4/4 II aus.
Die Loks prägten über Jahrzehnte das Bild der SBB – für viele sind sie ein Stück Schweizer Geschichte.
Die Re 4/4 II ist eine Universal-Lok, diese sind heute aber nicht mehr gefragt.
Wer kennt sie nicht, die meist roten, etwas in die Jahre gekommenen Loks, auf deren Vorderseite ein Schweizer Kreuz und zwei Fenster prangen. Gemütlich rollen sie in so manchen Bahnhof ein – wenn es darauf ankommt, können sie aber auch kraftvoll Berge hinauffahren oder schwere Güterwaggons hinter sich herziehen. Die Rede ist von der SBB-Lok Re 4/4 II, die wahrscheinlich jedes Kind in der Schweiz kennt. Doch das Ende der beliebten Lok naht – und damit auch ein Stück Schweizer Geschichte. Seit 2010 werden die Lokomotiven schrittweise aus dem Verkehr gezogen, bis 2033 soll dann komplett Schluss sein.
Seit wann gibt es die Loks?
Das Model Re 4/4 II wurde im Zeitraum zwischen 1964 bis 1985 gebaut. Zuvor hatte man nach einer besonders leistungsfähigen Lok gesucht, die universell einsetzbar ist, das heisst, Personen- sowie Güterzüge ziehen kann. Damals nahm die Anzahl an Passagieren stetig zu, genauso wie der Güterverkehr. Die SBB startete eine Ausschreibung, die dann vom Konsortium mit dem sperrigen Namen SLM/BBC/MFO/SAAS gewonnen wurde. Dahinter steckte die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM), der Elektrotechnikkonzern Brown, Boveri & Cie (BBC), die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) sowie die Société Anonyme des Ateliers de Sécheron (SAAS). Im Jahr 1970 wurden die Loks erstmals in Betrieb genommen, insgesamt wurden 273 von ihnen gebaut.
Wo kam die Re 4/4 II zum Einsatz?
Die NZZ nannte die Lok aufgrund ihrer Vielseitigkeit im Jahr 2014 «das Mädchen für alles», weil sie wie erwähnt auf alle möglichen Arten einsetzbar ist. So konnte man sie beispielsweise für anspruchsvolle Bergstrecken wie für den Panorama-Zug über den Gotthard nutzen, aber auch auf der Langstrecke, etwa Intercitys. Bei der SBB Cargo, also im Güterverkehr, spielte die Re 4/ 4 II ebenfalls eine wichtige Rolle.
Der Glanz der ersten Jahrzehnte ist bei der Universal-Lok allerdings mittlerweile verblichen, denn mittlerweile setzt man im Zugverkehr nicht mehr auf Zugmaschinen, die alles können, sondern spezifiziert lieber. Deswegen «darf» die althergebrachte Lok heute nur noch dosiert zum Einsatz kommen: beispielsweise, wenn bei neueren Zügen die Technik versagt, oder aber im «Transalpin», einem Eurocity-Zug von Zürich nach Graz. Dies ist eine der wenigen Fernverkehrsstrecken, wo «BoBo», wie sie anfangs noch genannt wurde, noch fahren darf.
Was passiert jetzt mit den Loks?
Bei der SBB ist so mancher Lokführer traurig darüber, dass für die Re 4/4 II das letzte Stündlein geschlagen hat. Einer von ihnen, Andreas Stadlin, sagte gegenüber der NZZ: «Ich bin einer der wenigen, die das Glück haben, noch mit dieser Lokomotive zu fahren.» Er schätzt vor allem die Verlässlichkeit der Lok, die einen nie im Stich lasse.
Dennoch wird BoBo ausrangiert. Ihre Lebenszeit ist damit aber dennoch nicht vollends abgelaufen. So will laut Informationen der NZZ beispielsweise die Stiftung Historisches Erbe der Bundesbahnen, SBB Historic, eine Re 4/4 II übernehmen. Dies sozusagen als historisches Kulturgut der Schweiz, das der Nachwelt erhalten bleiben soll. Auch der Verein Depot und Schienenfahrzeuge Koblenz hat eine übernommen und in ihren Originalzustand zurückversetzt, sogar noch mit grüner Lackierung. Auch eine private Firma hat weitere Loks übernommen, um sie für den Güterverkehr einzusetzen. So wird man die Re 4/4 II auch noch weiterhin auf der Schiene sehen, wenn auch noch seltener als zuvor.
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