Starbucks zu Entschädigung von 50 Millionen Dollar verurteilt

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Los AngelesGerichtsurteil: «Fahrlässige» Barista kostet Starbucks 50 Mio.

Lieferfahrer Michael Garcia zog sich 2020 bei der Entgegennahme eines heissen Tees Verbrennungen dritten Grades zu. Eine Jury hat Starbucks nun zu einer Zahlung von 50 Millionen US-Dollar verurteilt.

2020 zog sich Postmates-Lieferfahrer Michael Garcia Verbrennungen dritten Grades zu. Eine Starbucks-Barista übergab ihm mehrere Becher mit heissen Getränken. Bei einem Tee-Becher war der Deckel nicht richtig geschlossen.

Youtube/KCAL News

Darum gehts

  • Die Kaffee-Kette Starbucks wurde von einem Gericht in Los Angeles zu einer Entschädigungszahlung von 50 Millionen US-Dollar verurteilt.

  • Der Lieferfahrer Michael Garcia zog sich 2020 Verbrennungen dritten Grades in der Leistengegend zu, als er heisse Getränke beim Drive-Thru entgegennahm.

  • In der Schweiz war die höchste je zugesprochene Genugtuung 250'000 Franken an ein Mädchen, welches durch Schüsse Lähmungen erlitt.

Eine Jury hat am Freitag einem Lieferfahrer 50 Millionen Dollar Entschädigung zugesprochen, nachdem er sich beim Abholen eines unzureichend gesicherten Getränks in einem Starbucks-Drive-Thru in Los Angeles Verbrennungen dritten Grades zugezogen hatte.

Der Unfall ereignete sich laut einem Instagram-Post der Kanzlei «Trial Lawyers for Justice», die das Opfer Michael Garcia vertrat, im Februar 2020. Eine Starbucks-Barista habe es «fahrlässig versäumt», eines der drei Venti-grossen «Medicine Ball»-Tees in einem Getränketräger ordnungsgemäss zu sichern, bevor sie die Bestellung an Garcia übergab.

Die Folgen

Eines der Getränke fiel Garcia, der damals für das Unternehmen Postmates auslieferte, auf den Schoss und verursachte Verbrennungen dritten Grades in seiner Leistengegend, dem Intimbereich sowie seinen inneren Oberschenkeln. «Nach einem Spitalaufenthalt und mehreren Hauttransplantationen lebt Michael seit fünf Jahren mit den durch die Verbrennungen verursachten Entstellungen, Schmerzen, Funktionsstörungen und psychischen Schäden», erklärten seine Anwälte weiter.

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Der Gerichtsfall

Die Anwälte von Garcia erklärten, dass das Unternehmen ursprünglich eine Einigung angeboten habe, aber auf Vertraulichkeit bestanden habe. «Wir sagten, wir würden uns für 30 Millionen Dollar ohne Vertraulichkeit einigen, allerdings nur, wenn Starbucks öffentlich eine Entschuldigung ausspricht und verspricht, seine Richtlinien zu ändern, um solche Vorfälle künftig zu verhindern», erklärten die Anwälte in ihrer Stellungnahme.

Beim Drive-Thru-Starbucks in Los Angeles zog sich der Lieferfahrer Michael Garcia Verbrennungen dritten Grades zu.

Beim Drive-Thru-Starbucks in Los Angeles zog sich der Lieferfahrer Michael Garcia Verbrennungen dritten Grades zu.

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So reagiert Starbucks

Starbucks nahm gegenüber der «Washington Post» schriftlich Stellung zum Fall und teilte mit, man werde Berufung gegen das Urteil einlegen. «Wir haben Mitgefühl mit Herrn Garcia, aber wir sind nicht einverstanden mit der Entscheidung der Jury, dass wir für diesen Vorfall verantwortlich sein sollen, und halten die zugesprochene Summe für überhöht», schreibt Starbucks.

«Wir haben uns stets den höchsten Sicherheitsstandards in unseren Filialen verpflichtet, einschliesslich des sicheren Umgangs mit heissen Getränken.»

Andere Klagen

In den USA sind hohe Genugtuungszahlungen nicht ungewöhnlich. 1994 musste der Fast-Food-Riese McDonald's der damals 79-jährigen Stella Liebeck zwei Millionen Dollar Schmerzensgeld zahlen, sie hatte schwere Verbrennungen durch heissen Kaffee erlitten, welchen sie im Drive-Thru entgegengenommen hatte. Ein Richter reduzierte den Betrag später und das Unternehmen sowie Liebeck einigten sich auf einen Betrag unter 600'000 Dollar, die genaue Summe wurde nicht öffentlich kommuniziert.

Anders ein Fall aus Deutschland: Das Landgericht Oldenburg hat die Klage auf Schmerzensgeld einer Frau abgewiesen, die im vergangenen Jahr Verbrennungen durch einen McDonald's-Tee erlitten hatte. Sie hob den Becher am Deckel aus der Transportschale, wobei sich der Deckel löste und das Heissgetränk sich auf ihre Oberschenkel ergoss. Sie erlitt Verbrennungen 1. und 2. Grades. In ihrer Klage machte sie geltend, der Deckel sei nicht richtig geschlossen gewesen und der Tee sei zu heiss aufgebrüht worden. Das Gericht sah keine Pflichtverletzung des Restaurants. Die Klägerin habe die vorgebrachten Vorwürfe nicht belegen können.

Rechtslage in der Schweiz

Wäre eine Millionen-Summe, wie im vorliegenden Starbucks-Fall, auch in der Schweiz möglich? In der Schweiz kann man Klage auf Genugtuung einreichen. Die Höhe variiert je nach Einzelfall, schreibt der Versicherer Mobiliar auf seiner Website. «Im Falle von Genugtuung spielen Faktoren wie die Schwere der Verletzung, das psychische Leid und die Umstände des Vorfalls eine Rolle.»

Einen Fall, bei welchem Millionensummen gesprochen wurden, gibt es bisher in der Schweiz nicht. Der «Beobachter» schilderte in einem Artikel aus dem Jahr 2018 einen Fall: Ein Mädchen erhielt 250'000 Franken Genugtuung. Es wurde von seinem Vater mehrfach angeschossen und erlitt dabei schwere Verletzungen, seither ist es seitlich gelähmt.

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