Geld als Anreiz - Lotterie soll Kritiker von Corona-Impfung überzeugen

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Geld als AnreizLotterie soll Kritiker von Corona-Impfung überzeugen

Eine Million Dollar Cash oder ein vollständiges Stipendium: Wer sich piksen lässt, kann in Amerika viel Geld gewinnen. Das US-Impflotto könnte auch in der Schweiz funktionieren. Die Kosten tragen die Steuerzahler.

Fast jede dritte Person in der Schweiz steht der Corona-Impfung skeptisch gegenüber.
Der Herdenschutz sei darum auf freiwilligem Weg kaum zu erreichen, sagt Stefan Felder, Gesundheitsökonom an der Universität Basel.
Es brauche Anreize, damit die Leute sich impfen liessen.
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Fast jede dritte Person in der Schweiz steht der Corona-Impfung skeptisch gegenüber.

AFP

Darum gehts

  • Nicht alle Schweizerinnen und Schweizer wollen sich gegen Corona impfen lassen.

  • Eine Impflotterie könnte finanziellen Anreiz für die Impfung schaffen.

  • Doch die Kosten dafür müssten die Steuerzahler tragen.

Der Bundesrat lockert ab Montag, 31. Mai, die Massnahmen. Grund dafür sind vor allem die fortschreitende Impfkampagne und die sinkenden Fallzahlen. Doch nicht alle Schweizerinnen und Schweizer wollen sich piksen lassen.

Fast jede dritte Person steht der Corona-Impfung skeptisch gegenüber, wie eine Umfrage der Universität Zürich zeigt. Der Herdenschutz sei darum auf freiwilligem Weg kaum zu erreichen, sagt Stefan Felder, Gesundheitsökonom an der Universität Basel: «Bund und Kantone müssen nachhelfen.»

Eine Möglichkeit wäre die Impflotterie nach amerikanischem Vorbild. Im US-Bundesstaat Ohio gewann eine Bürgerin für ihre Corona-Impfung eine Million Dollar. Und in Kalifornien werden unter allen Geimpften 116 Millionen Dollar verlost.

Menschen über eine Lotterie einen Anreiz zu geben, sich impfen zu lassen, wäre laut Gesundheitsökonom Felder auch in der Schweiz eine gute Idee. Dabei könnte jeder Kanton sein eigenes Impflotto durchführen. Auch Medien könnten ein Impflotto aufziehen, so Felder.

Damit die Lotterie nicht zu teuer wird, müsste das Glücksspiel klein gehalten werden. Impfende könnten beispielsweise eine Zahl zwischen eins und 1000 angeben. Jede Woche würde eine Zahl gezogen. «Falls jemand in dieser Woche auf die richtige Zahl gesetzt hätte, würde die Million ausgezahlt, sonst nicht.»

Dieser zusätzliche finanzielle Aufwand für ein Impflotto sei vertretbar: «Schliesslich haben Kantone und Bund bereits so viel Geld gegen die Pandemie ausgegeben», erklärt Felder.

Alle Steuerzahlen müssten Kosten tragen

Mit Geld Anreiz für Impfungen zu schaffen, davon hält Gesundheitsökonom Willy Oggier hingegen wenig: «Das wäre eine grobe Benachteiligung für diejenigen, die sich bereits aus Solidarität freiwillig impfen liessen.» Die Kosten für die Impflotterie müssten die Steuerzahler tragen und das sei nicht fair.

Wenn der Staat für eine Impfung zahlt, könne das zudem so wirken, als ob die Impfung unsicher sei. Das könnte die Skepsis der Kritiker weiter bestärken. Oggier plädiert darum für negative Anreize: «Wer sich nicht impfen lassen will, soll weniger Freiheiten bekommen.»

«Idee widerspricht allen Schweizer Grundsätzen»

Auch Sozial- und Wirtschaftspsychologe Christian Fichter spricht sich gegen eine Impflotterie aus: Das Konzept widerspreche allen Schweizer Grundsätzen. «Unserer Demokratie basiert auf Mündigkeit und Selbstverantwortung», so Fichter.

Statt die Menschen mit Geld zur Impfung zu locken, sollte Aufklärungsarbeit geleistet werden: «Als erwachsene Personen wollen wir unsere Entscheidungen auf Einsicht aufbauen.» Fichter ist zudem überzeugt, dass eine Impflotterie hierzulande auf starken Widerstand in der Politik und der Bevölkerung stossen würde.

So wirkt die Corona-Impfung

Der Schutz gegen das Coronavirus beginnt laut der Informationsplattform für Impffragen Infovac rund zwei Wochen nach der ersten Impfdosis. Eine Woche nach der zweiten Dosis ist der Schutz zu 95 Prozent gegeben. Trotz Impfungen kann es zu symptomlosen Infektionen mit dem Coronavirus kommen, sagt Manuel Battegay, Infektiologe und Chefarzt am Unispital Basel. Tief sei auch das Risiko, nach einer Impfung das Virus zu übertragen. «Laut Studien besteht eine Reduktion des Risikos von 85 bis 90 Prozent, dass Geimpfte das Virus weitergeben.»

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