Teenager lockten Pädophile in Falle – «man nahm uns nicht ernst»

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LuganoTeenager lockten Pädophile in Falle – «man nahm uns nicht ernst»

Die 18 Jugendlichen, die in den letzten Tagen von der Tessiner Kantonspolizei festgenommen wurden, wollten mit ihren Taten offenbar Pädophile bestrafen.

18 Minderjährige und ein 18-Jähriger aus dem Raum Lugano wurden festgenommen. Der Kopf der Gruppe soll erst 13 Jahre alt sein. (Symbolbild)
Laut den bisherigen Ermittlungen haben die Verdächtigen über soziale Netzwerke und mithilfe gefälschter Profile Kontakt zu Pädophilen gesucht und lockten sie zu einem Sextreffen. (Symbolbild)
Stattdessen wurden die Opfer ausgeraubt und die Taten teilweise gefilmt. Einer der Täter äusserte sich: «Wir wollten sie bestrafen». (Symbolbild)
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18 Minderjährige und ein 18-Jähriger aus dem Raum Lugano wurden festgenommen. Der Kopf der Gruppe soll erst 13 Jahre alt sein. (Symbolbild)

Tio/ 20 minuti

Darum gehts

  • Die Kantonspolizei Tessin hat 18 Minderjährige und einen 18-Jährigen festgenommen.

  • Die Jugendlichen stehen unter Verdacht, schwere Straftaten wie Raub und Erpressung begangen zu haben.

  • Sie sollen über soziale Netzwerke Sextreffen mit Pädophilen organisiert und sie dann angegriffen zu haben.

«Alles begann damit, dass ein 35-Jähriger anfing, eine minderjährige Freundin von mir zu belästigen, indem er ihr Nacktfotos schickte und sie zum Sex aufforderte», erklärte einer aus der Gruppe von 18 Minderjährigen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren aus dem Raum Lugano, die diese Woche festgenommen wurden.

In einer Operation, die vom 1. bis zum 3. Oktober andauerte, nahm die Tessiner Kantonspolizei die Jugendlichen aufgrund der Vorwürfe von schwerer Körperverletzung, Angriff, Nötigung, Raub, Freiheitsberaubung und Erpressung fest.

Von der Polizei nicht ernst genommen

Die Gruppe hatte nach eigenen Angaben zehn Personen auf Social Media zu Sextreffen mit Minderjährigen angelockt und sie stattdessen «bestraft». «Wir haben versucht, Anzeige zu erstatten, aber wir wurden nicht ernst genommen, wir haben den Beamten sogar die Chats gezeigt …», berichtete dasselbe Mitglied der Gruppe in einem Livestream auf Twitch vom Juni. Der Livestream ist heute nicht mehr zugänglich, wie Tio berichtet.

Die oben beschriebene Belästigung einer Freundin der Gruppe habe sie dazu angestachelt, «Massnahmen zu ergreifen und Bestrafungsaktionen zu organisieren». Die Gruppe filmte ihre Taten teilweise und stellte die Videos auf Instagram. Dabei seien sie sich bewusst gewesen, dass sie das Gesetz verletzen. «Wir wissen, dass das, was wir taten, über das Legale hinausging. Wir wollten damit eine Botschaft senden.»

Polizei warnt: Verhalten ist gefährlich

Durch intensive Ermittlungen der Kantonspolizei konnten die Mitglieder der Gruppe identifiziert und deren Vorgehensweise über einen längeren Zeitraum nachvollzogen werden.

Die Untersuchungen dauern laut der Polizei an. Es soll festgestellt werden, ob auch Personen, die mit der Gruppe in Kontakt standen, strafbare Handlungen begangen haben. Die Ermittlungen werden von der Jugendstrafbehörde koordiniert.

Die Behörden rufen zur Vorsicht auf: Die «Jagd» auf vermeintliche Pädophile sei nicht nur gefährlich, sondern könne auch schwerwiegende gerichtliche Konsequenzen nach sich ziehen. «Es ist hervorzuheben, dass es wichtig ist, bekannt gewordene Probleme oder Straftaten unverzüglich der Kantonspolizei zu melden. Dies, ohne dass dadurch Gefahrensituationen für sich oder andere entstehen oder dadurch strafbare Handlungen begangen werden.»

Bist du minderjährig und von sexualisierter Gewalt betroffen? Oder kennst du ein Kind, das sexualisierte Gewalt erlebt?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Kokon, Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene

Castagna, Beratungsstelle bei sexueller Gewalt im Kindes- und Jugendalter

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Bist du selbst pädophil und möchtest nicht straffällig werden? Hilfe erhältst du bei Forio, Beforemore und bei den UPK Basel.

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