MedikamentenpreiseAus immer weniger Pharma-Investitionen wird immer mehr Rendite
Die Investitionen in Forschung und Entwicklung besorgen der Pharmabranche immer mehr Geld. In der Schweiz nehmen gleichzeitig genau diese Investitionen ab.
Pharma-Profite: Darum gehts
Pharmafirmen profitieren von steigenden Renditen auf Forschungs- und Entwicklungsausgaben.
In der Schweiz sind die F&E-Ausgaben der Pharmaindustrie derweil gesunken.
Die «Patentklippe» stellt eine Bedrohung für zukünftige Gewinne dar.
19,2 Millionen Franken verdiente Novartis CEO Vasant Narasimhan letztes Jahr. Wohl ein berechtigter Lohn in den Augen des Vorstands, denn der Pharmabranche geht es gut. Der durchschnittliche Spitzenumsatz eines neu lancierten Medikaments ist von USD 353 Millionen im Vorjahr auf USD 510 Millionen im Jahr 2024 angestiegen.
Dies zeigt die neue Pharma-Studie des Beratungsunternehmens Deloitte, bei der die 20 grössten Unternehmen der Branche – darunter eben auch Novartis und Roche – untersucht wurden. Für die Pharma-Konzerne besonders erfreulich: Ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung (R&D) bringen immer mehr Rendite. Die teuren Originalmedikamente werfen also immer mehr ab.
Wegovy und Co. sorgen für Bescherung
Während die Rendite auf Investitionen in diesem Bereich 2022 noch auf einem Tief bei 1,2 Prozent lag, ist sie bereits 2023 auf 4,3 Prozent gestiegen. Im letzten Jahr stieg sie nun erneut auf 5,9 Prozent an. «Getrieben wird die Renditenerhöhung vor allem durch sogenannte Blockbuster, also Medikamente, die durch grossen Patientennutzen starke Umsätze generieren», sagt Alexander Mirow, Leiter Life Sciences bei Deloitte Schweiz.

Medikamente wie Wegovy bringen der Pharmaindustrie viel Geld ein.
IMAGO/NurPhotoVerantwortlich für die höheren Umsätze ist gemäss Deloitte insbesondere die Wirkstoffklasse der GLP-1-Rezeptoragonisten für die Behandlung von Übergewicht und Diabetes. Wegovy und Co. sorgen also nicht nur bei Novo Nordisk für einen markanten Anstieg im Ergebnis.
Deloitte argumentiert, dass eine höhere Rendite notwendig sei, da die Kosten für R&D stetig gestiegen sind. «Die Kostensteigerungen haben sich in den letzten Jahren allerdings verlangsamt, etwa durch schnellere und effizientere F&E-Prozesse, die weniger hohe Kosten verursachen», so Mirow.
Mehr Rendite – weniger Investitionen
Obwohl die Rendite auf Forschungs- und Entwicklungsausgaben nun bereits zwei Jahre in Folge ansteigt, sinken genau diese Ausgaben. Wie Daten des Bundesamts für Statistik zeigen, ist die Pharmabranche eine der wenigen Bereiche, in denen die Investitionen in R&D gesunken sind.
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2024 sanken diese Investitionen um ganze sechs Prozent. Ein Minus in diesem Ausmass wurde zuletzt 2012 festgestellt. 2023 hat der Wirtschaftszweig «Pharma» somit seine Position als Wachstumsmotor für F+E-Aufwendungen eingebüsst, kommentiert das BfS.
Auslaufende Patente gefährden Profit
Die Pharma-Konzerne konnten also weniger Geld in die Forschung stecken und ernteten trotzdem eine höhere Rendite – und schlussendlich höhere Umsätze. Besonders ein Aspekt gefährdet aber diese angenehme Situation: Viele Patente laufen bald ab.
Der Verlust dieser verlässlichen Einnahmen steht bei den für die Studie befragten Führungskräften der globalen Pharmaindustrie denn auch ganz oben auf der Agenda: Für 81 Prozent hat die sogenannte «Patentklippe» grossen Einfluss auf die Strategie ihres Unternehmens.
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