MenschenersatzImmer mehr Schweizer kaufen sich eine Sexpuppe
Sie werden immer realer und beliebter: Sexpuppen sind hierzulande im Trend. Dies bringe Chancen, aber auch Risiken, ordnet eine Expertin ein.
Sexpuppen: Darum gehts
Sexpuppen erleben in der Schweiz einen Trend, mit einem Verkaufsanstieg von 42 Prozent im letzten Jahr.
Sexpuppen könnten helfen, Sexualität auszuleben, aber auch soziale Isolation verstärken, wie Sexualtherapeutin Dania Schiftan erklärt.
Neugierde, unterstützt durch technologische Verbesserungen, und Einsamkeit sind die Hauptgründe für den Kauf, wie Verkäufer und Kunden erzählen.
Neben Vibratoren und Ähnlichem findet etwas Neues in den Schweizer Schlafzimmern Einzug: die Sexpuppe. Deren Nachfrage hat im letzten Jahr um 42 Prozent zugenommen – mehr als bei allen anderen Sexspielzeugen. Gemäss dem Onlinehändler Digitec Galaxus befänden sich die Verkaufszahlen für solche Puppen 2024 bei ihnen im vierstelligen Bereich. Unternehmen aus der Branche bestätigen diesen Trend. Bereits seit einigen Jahren steige die Nachfrage kontinuierlich.
Nicht mehr etwas «Anrüchiges»
Sexual- und Psychotherapeutin Dania Schiftan sieht mehrere Gründe für die Entwicklung. «Zum einen spielt sicher die Neugierde eine grosse Rolle.» Besonders bei denjenigen, die bereits Erfahrungen mit kleineren Toys gemacht haben, könne die «Hoffnung auf ein Ganzkörpererlebnis» zum Kauf verleiten.
Auch wenn die Wenigsten am Ende verliebt in eine Puppe seien, spiele die Einsamkeit möglicherweise ebenfalls eine Rolle. «Etwa bei Personen, die unter anderem auch wegen der Pandemie anfällig für Einsamkeit sind und Mühe haben, Anschluss im sozialen Leben zu finden.» Durch die Puppen biete sich so eine Art spielerischer Ersatz der «realen Menschen».

Die Sexpuppen würden qualitativ immer besser werden. Das verstärke das Interesse bei möglichen Kunden.
AFPBei beiden Punkten komme noch die immer besser werdende Qualität und Technologie der Puppen dazu. «Das löst natürlich Interesse und Hoffnungen aus.» Zudem seien Sexspielzeuge in weiten Teilen der Gesellschaft nicht mehr etwas «Anrüchiges», sondern Teil der Sexualität.
Rückzug aus dem sozialen Leben
Die Nutzung einer Sexpuppe bringe sowohl Chancen als auch Risiken. «Wenn jemand so seine Sexualität auf eine lustvolle und genussvolle Art ausleben kann, ist das etwas Gutes.» Sie erhielten damit eine Möglichkeit, die ihnen sonst nicht gegeben sei.
Für Personen, die allerdings bereits mit Einsamkeit kämpfen, könne eine Sexpuppe aber auch diese Probleme verstärken. «Unter Umständen besteht die Gefahr, dass sich diese Menschen dann noch stärker aus dem sozialen Leben zurückziehen.»
Kunden aus allen Schichten
Auch in der Branche ist die steigende Akzeptanz zu spüren. Daniel von «Princessdolls.ch» beobachtet, dass sich heutzutage alle möglichen Menschen eine Sexpuppe kaufen. «Meine Kunden reichen von gutverdienenden Ärzten über Personen im Rollstuhl oder im hohen Alter bis zu Pärchen.» Auch Frauen interessierten sich immer mehr dafür. Den Grossteil würden allerdings immer noch Männer ausmachen.

Bei den ersten Modellen gibt es auch bereits KI-Implementationen, wie etwa Sprachfunktionen.
IMAGO/ZoonarBei der Wahl der Puppe spielten zwar Schönheitsideale – gefragt seien dabei nicht nur die traditionellen Modelfiguren –, aber auch ganz praktische Aspekte wie das Gewicht oder der Preis eine Rolle. Im teureren Preissegment kämen seit Neuestem auch KI-Implementationen wie eine Sprachfunktion dazu. «Ich hatte schon Kunden, die wollten einfach zu Hause nicht alleine sein.»
Schüchternheit und Sexualität
Sexpuppen im Bettzimmer finden sich auch bei der 20-Minuten-Community. «Ich habe bereits die Zweite in der Bestellung», berichtet ein News-Scout. Dafür habe er ganze 4000 Franken ausgegeben. Die Puppe habe ihm dabei auch in Beziehungen geholfen, mit unterschiedlichem Verlangen in Bezug auf die Sexualität umzugehen.
«Ich habe seit vier Jahren eine», erzählt ein weiterer. Durch seine Schüchternheit und negative Erlebnisse in seiner Kindheit falle es ihm schwer, «echte» Frauen anzusprechen. Mit der Sexpuppe habe er einen Weg gefunden, seine Sexualität auf eine Art auszuleben, die für ihn in Ordnung sei.
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