Grösstes Flugzeug der WeltMitarbeiter schildern neue Details der gescheiterten Rettung der An-225
Die An-225 wurde bei einem Angriff auf den Flughafen Hostomel zerstört. Ein Mitarbeiter übt Kritik an der Fluggesellschaft, man habe Warnungen missachtet.
Das grösste Flugzeug der Welt wurde bei Kiew zerstört.
Darum gehts
Der weltweit einzigartige Frachtflieger Antonov An-225 wurde am 27. Februar zerstört. Dies bestätigte der Bürgermeister von Hostomel. Die ukrainische Siedlung liegt am nordwestlichen Rand der Region Kiew und war zu Beginn des Krieges Ziel starker russischer Angriffe. Neben dem Frachtflughafen befindet sich die Basis von Antonov Airlines, wo auch das grösste Frachtflugzeug der Welt, die An-225, steht.
Doch der Riesenvogel hätte eigentlich noch gerettet werden sollen. Die Airline habe aber verschiedene Warnungen missachtet. Dies sagt zumindest ein Pilot der Fluggesellschaft in einem Video auf Youtube und übt damit Kritik an der Fluggesellschaft. Bereits am 26. Januar habe die Nato-Beschaffungsagentur, welche ein regelmässiger Charterkunde sei, der Airline nahegelegt, alle Flugzeuge ausser Landes zu schaffen. Dies berichtet aero.de.
«Mitarbeiter im Notfallmodus»
In einem offenen Brief schilderten Antonov-Mitarbeitende die letzten Tage und Stunden der An-225. «Am Vorabend des Krieges arbeiteten Mitarbeiter von ATP SE Antonov in einem Notfallmodus», heisst es in dem Schreiben. Am 23. Februar habe man noch das sechste Triebwerk montiert, sodass die Maschine «am Morgen des 24. Februar nach Leipzig hätte fliegen können», berichtet das Luftfahrtportal weiter.
Doch daraus wurde nichts mehr. Genau am Morgen des 24. startete Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Auch der Flughafen Hostomel wurde an jenem Tag bereits unter Beschuss genommen. «Der Morgen des 24. Februar bedeutete eine schreckliche Veränderung», so die Mitarbeitenden weiter. «Obwohl alle am Flug beteiligten Mitarbeiter morgens zur Arbeit gingen, wurde der Luftraum gesperrt. Mehrere Mitarbeiter von Antonov Airlines wurden verletzt und getötet.»
Wie ein Redaktionsmitarbeiter von aero.de gegenüber t-online.de sagt, halte man den Brief und das Video nach eingehender Prüfung für authentisch und glaubwürdig.
Zur Antonov An-225
Im September 2013 landete der Riesenvogel auch in Zürich. Nach Basel flog die An-225 damals Kloten an. Die An-225 erlebte ihren Erstflug am 21. Dezember 1988. In der folgenden Erprobungsphase zeigte der Flieger, was in ihm steckt: Insgesamt 106 Gewichts-, Strecken- und Höhenweltrekorde gingen an den Riesenvogel aus Kiew. Bis heute hält die An-225 die Rekorde für die schwerste transportierte Luftfracht und das schwerste transportierte einzelne Frachtstück: Am 16. Juni 2004 transportierte sie 247 Tonnen Ausrüstung für eine Ölpipeline von Prag nach Taschkent und am 11. August 2009 einen 186,7 Tonnen schweren Generator von Frankfurt-Hahn nach Armenien. Das maximale Startgewicht der An-225 beträgt rund 600 Tonnen.
Um solche Frachten in die Luft zu bringen, verfügt die An-225 über sechs ZMKB-Lotarjow-D-18T-Mantelstromtriebwerke, die an den Tragflächen mit einer Spannweite von 88,40 Metern angebracht sind. Zum Vergleich: Ein Airbus A380 bringt es gerade mal auf 79,8 Meter. Der Rumpf der An-225 ist so gross, dass darin der komplette Rumpf einer Boeing 737 Platz finden würde. Die Gesamtlänge der ukrainischen Maschine beträgt 85,30 Meter. Das sind fast zehn Meter mehr als beim längsten Passagierflugzeug der Welt, der Boeing 747-8, die 76,30 Meter lang ist.