KriseMittzwanziger fluten Tiktok mit Videos über ihre Quarterlife-Crisis
Sie fühlen sich verloren und suchen nach dem Sinn im Leben: Immer mehr junge Menschen haben eine Quarterlife-Crisis. Auf Tiktok tauschen sich Betroffene aus.
Auch in der 20-Minuten-Community gibt es Betroffene.
Video: 20min/Janina SchenkerDarum gehts
Junge Erwachsene in ihren 20ern kämpfen häufig mit einer sogenannten Quarterlife-Krise.
Sie suchen ihren Platz auf der Welt und die eigene Identität.
Auf Social Media sind zahlreiche Videos von Betroffenen zu finden.
Laut einem Experten ist eine Quarterlife-Krise weder ein vorübergehender Trend noch eine Modeerscheinung, sondern eine tatsächliche Krise.
Viele junge Erwachsene fühlen sich in ihren Zwanzigern verloren. Sie wissen nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen, haben Bauchschmerzen, wenn sie an die Zukunft denken, und suchen nach dem Sinn im Leben. Oft ist auch von einer Quarterlife-Crisis die Rede. Auf Tiktok gibt es zahlreiche Videos dazu.
Dabei erzählen Betroffene von ihren Erfahrungen: «Ich fühle mich so verloren und weiss nicht mal, wer ich wirklich bin», sagt eine junge Frau im Video. Andere Userinnen und User geben Tipps, wie man aus diesem Tief wieder herauskommen kann.
Auch Jenny (22) aus Biel sagt: «Ich fühle mich oft so, als müsste ich mich neu finden.» Fragen wie, bin ich im richtigen Job, mag ich mein Umfeld oder ist es einfach Gewohnheit, wer will ich sein oder will ich jemals eine Familie gründen, beschäftigen sie täglich. «Ich weiss nicht, wo ich in zwanzig Jahren sein werde. Es ist alles offen. Ich habe Angst, jetzt eine Entscheidung zu treffen, die ich irgendwann bereuen könnte», so Jenny.
«Kein vorübergehender Trend oder eine Modeerscheinung»
Für Anton Schumann, Life Coach aus Zürich, ist klar: «Eine Quarterlife-Krise ist kein vorübergehender Trend oder eine Modeerscheinung, sondern eine tatsächliche Krise. Junge Erwachsene erleben in dieser Phase oft Schwierigkeiten bei der Suche nach ihrer Identität und ihrem Platz in der Welt. Es ist ein relativ neues Phänomen, das jedoch ernsthafte Auswirkungen auf das Leben und das Wohlbefinden haben kann.»
«Junge Menschen haben heute mehr Verantwortung und mehr Erwartungen zu erfüllen», sagt Schumann. Das führe zu einer starken Vergleichskultur. «Unrealistische Standards springen jungen Erwachsenen von jedem Handy, jeder Plakatwand entgegen», sagt Schumann. Das könne dazu beitragen, dass junge Menschen sich unglücklicher fühlten.
Krisen sollten nicht nur negativ wahrgenommen werden
Mit zunehmenden Möglichkeiten wächst auch die Verantwortung, was junge Menschen überfordern kann und ihnen das Gefühl gibt, möglicherweise falsche Entscheidungen zu treffen – insbesondere, wenn sie sich nicht sicher sind, was sie wirklich wollen. «Diese Unsicherheit kann zu einem grossen Druck führen und die Entscheidungsfindung erschweren», sagt Schumann. «Die Quarterlife-Krise tritt normalerweise in den 20ern oder 30ern auf und bezieht sich auf das Gefühl, dass das Leben nicht wie erwartet verläuft.»
Weil die Quarterlife-Krise die Menschen schon relativ jung treffe, sei sie schlimmer als eine Midlife-Krise. «Jungen Menschen macht es oft mehr Probleme, keine Sinnhaftigkeit im Leben zu finden.» Schumann ist es wichtig, dass Krisen nicht nur negativ wahrgenommen werden: «Ein Wendepunkt kann immer eine Chance darstellen. Oft scheuen wir Entscheidungen, da sie uns Angst machen oder in eine ungewisse Zukunft führen können. Aber nur durch das Treffen von Entscheidungen können wir uns aus der Krise befreien.»
«Veränderungen können eine Quarterlife-Crisis begünstigen»
Auch Psychotherapeutin Lilla Futaki sagt: «Viele Krisen beinhalten die Möglichkeit auf eine positive Veränderung und sind nötig, um einen weiteren Schritt in der persönlichen Entwicklung zu erreichen.» Personen, die sich in einer Krise befänden und selbst nicht rauskämen, sollten sich aber Unterstützung holen.
Gemäss Futaki beschäftigen sich junge Erwachsene zwischen 21 und 29 Jahren heute insbesondere mit Themen wie Arbeits- oder Partnerwahl. «Veränderungen im Leben einer Person können eine Quarterlife-Crisis begünstigen. Insbesondere, wenn sie Entscheidungen treffen müssen, die auf das ganze Leben einen Einfluss haben könnten.»
Hast du schon mal eine Krise durchlebt?
Hast du oder hat jemand, den du kennst, eine psychische Erkrankung?
Hier findest du Hilfe:
Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858
Kinderseele Schweiz, Beratung für psychisch belastete Eltern und ihre Angehörigen
Verein Postpartale Depression, Tel. 044 720 25 55
Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen
VASK, regionale Vereine für Angehörige
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Angst- und Panikhilfe Schweiz, Tel. 0848 801 109
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