Monika RibarSBB-Präsidentin teilt gegen Deutsche Bahn aus
SBB-Präsidentin Monika Ribar erklärt in einem NZZ-Interview, wo für die Bahngesellschaft Schwierigkeiten im Fernverkehr bestehen.
Darum gehts
SBB-Präsidentin Monika Ribar sagt, die Bahninfrastruktur in Deutschland sei schlecht.
Sie würde aus diesem Grund aktuell nicht unternehmerisch tätig werden im Land.
Auch der Gewerkschaftschef der deutschen Lokomotivführer zeigt sich unzufrieden mit der Leistung der DB.
SBB-Präsidentin Monika Ribar sagt in einem Interview mit der NZZ: «Ich würde in Deutschland nie im Fernverkehr unternehmerisch tätig werden.» Dies begründet sie vor allem mit der schlechten Infrastruktur. «Ich bewundere, mit welcher Zielstrebigkeit sie die Totalsanierung wichtiger Strecken angeht. Aber es wird Jahre brauchen, bis die Infrastruktur in einem besseren Zustand ist.»
Dass die Züge von der Schweiz aus im Fernverkehr oft verspätet seien, etwa auf der Strecke von Zürich nach München, sei für die SBB ebenfalls nicht zufriedenstellend. «Auch hier ist die Infrastruktur das Problem. Aber dank der Kooperation können wir der Deutschen Bahn heute sagen, sie solle nicht in die Schweiz weiterfahren, und bei uns einen pünktlichen Ersatzzug einsetzen.»
Bist du schon einmal mit dem Zug ins Ausland gefahren?
Die Pläne der SBB im Fernverkehr
Frankreich: «Die TGV-Linie von Genf nach Paris ist ein absoluter Renner», erläutert Ribar. Man prüfe nun in Richtung Marseille, ob in der Vor- und der Nachsaison die Nachfrage ausreiche, um noch zusätzliche Direktzüge anbieten zu können. Der Ort sei aber eher eine Zwischenstation auf dem Weg in die Provence oder an die Côte d'Azur. Man arbeite an weiteren Direktverbindungen nach Südfrankreich oder auch nach Spanien.
Italien: Man liebäugle zwar mit einer Direktverbindung von der Schweiz nach Rom, doch gegenwärtig habe man keine geeigneten Züge für italienische Hochgeschwindigkeitsstrecken. Zudem sei es schwierig, auf der Strecke Mailand–Rom noch Trassen zu erhalten und die Bahn sei für Geschäftsreisen insbesondere bei einer Reisezeit von bis zu vier Stunden konkurrenzfähig.
London: «Wir würden diesen Zug gern anbieten», meint Monika Ribar gegenüber der NZZ. Die entsprechende Unterstützung aus Bundesbern habe man bereits. Die Herausforderung: «Wenn wir versuchen würden, das selbst zu machen, müssten wir in England und Frankreich Unternehmen gründen und Personal anstellen.»
Zusätzlich seien auch andere Züge notwendig, die in den entsprechenden Ländern und dem Kanaltunnel zugelassen seien. «Das ist aufwendig und würde eine kleine Flotte mit hohen Betriebskosten bedingen, weil wir solche Züge sonst nirgends brauchen.» Die Konkurrenz durch Billigfluggesellschaften sei zu gross.
Was man in Deutschland über die SBB denkt
Im Interview mit dem «SonntagsBlick» teilt Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, ebenfalls gegen die Deutsche Bahn aus: «Immer, wenn ich SBB fahre, fällt mir auf, wie entspannt, freundlich und höflich das Personal ist. Und wie pünktlich die Züge fahren! Das ist ja das Schlimme in Deutschland: Das Zugpersonal gibt sein Bestes, aber Pünktlichkeit ist leider die Ausnahme geworden.» Es sei «ein kluger Ansatz», wenn die Schweiz die Machtinstrumente bekäme, um «das wild gewordene Management der Deutschen Bahn herauszuwerfen oder zu bändigen».
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