Mutmassliche JihadistenTerrorgefahr: So viele Personen stehen auf Schweizer Risikoliste
Der Nachrichtendienst des Bundes führt 47 Personen auf seiner Risikoliste. Innerhalb der letzten sechs Monate wurden 43 neue Personen identifiziert.
Darum gehts
Bei einem Messerangriff auf ein Stadtfest in Solingen wurden drei Menschen getötet und acht weitere verletzt.
Auch in der Schweiz verzeichnet der Nachrichtendienst eine Zunahme jihadistischer Bedrohungen und junger Verdächtiger.
Die Behörden fordern mehr Personal und erweiterte Befugnisse, um der Sicherheitslage gerecht zu werden.
Bei einem Messerangriff auf ein Stadtfest im deutschen Solingen sind am Freitagabend zwei Männer und eine Frau getötet worden. Acht weitere Personen wurden verletzt, fünf davon schwer. Der mutmassliche Täter, der 26-jährige Syrer Isaa al H., hat sich der Polizei gestellt.
Dies ist der jüngste Vorfall einer Reihe von Sicherheitsbedrohungen in Europa. In Wien wurden kürzlich Konzerte von Taylor Swift wegen Terrorgefahr abgesagt. Auch in der Schweiz ist die Terrorbedrohung laut dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB) erhöht. Der NDB hält einen Gewaltakt eines jihadistisch geprägten Einzeltäters für das wahrscheinlichste Szenario. Im laufenden Jahr wurden in der Schweiz und in Europa rund 30 Personen verhaftet, die verdächtigt wurden, Terroranschläge zu planen – mehr als im gesamten letzten Jahr. Das berichtet die «SonntagsZeitung».
47 Personen auf einer Risikoliste
Hierzulande stehen derzeit 47 Personen auf einer Risikoliste des NDB, die als Unterstützer oder Befürworter von Terrorismus eingestuft werden. Innerhalb der letzten sechs Monate wurden 43 neue Personen identifiziert, die jihadistisches Gedankengut im Internet verbreitet haben. Anfang März griff ein Teenager einen orthodoxen jüdischen Mann in Zürich mit einem Messer an und verletzte ihn dabei schwer
Auch die Bundesanwaltschaft verzeichnet einen Anstieg der Fälle: Zurzeit laufen rund 100 Verfahren im Zusammenhang mit Terrorismus, insbesondere im Bereich des islamistischen Extremismus. Den Verdächtigen wird vorgeworfen, Terrororganisationen zu unterstützen, Propaganda zu verbreiten und mögliche Anschläge zu planen.
Mutmassliche Täter werden immer jünger
Besonders besorgniserregend ist laut «SonntagsZeitung» der zunehmende Anteil jugendlicher Verdächtiger. Bundesanwalt Stefan Blättler weist darauf hin, dass die mutmasslichen Täter immer jünger werden, einige sind sogar minderjährig.
Dies stelle die kantonalen Jugendanwaltschaften vor erhebliche Herausforderungen, da die derzeitigen Ressourcen kaum ausreichen würden, um die zunehmende Anzahl an Terrorismusverfahren zu bewältigen. Blättler habe deshalb angeregt, der Bundesanwaltschaft erweiterte Befugnisse bei Ermittlungen gegen Minderjährige zu geben.
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«Tiktok-Terroristen»
Die Radikalisierung junger Menschen erfolge häufig über soziale Medien wie Tiktok, Instagram und Telegram. Der Terrorismusexperte Peter R. Neumann bezeichnet sie in einem neuen Buch als «Tiktok-Terroristen», die ihre ersten Kontakte über offene Plattformen knüpfen und später in geschlossenen Gruppen weiter radikalisiert werden.
Zudem würden viele dieser Jugendlichen an psychischen Erkrankungen leiden, was sie anfällig für extremistische Ideologien mache.
NBD fordert zusätzliches Personal
Die jüngsten Terrorwarnungen in Wien, die zur Absage der Taylor-Swift-Konzerten führten, würden zeigen, wie abhängig kleinere Länder wie die Schweiz und Österreich von der Unterstützung internationaler Partner seien. Die österreichischen Behörden erhielten den entscheidenden Hinweis von den USA. Auch in der Schweiz wäre der Nachrichtendienst auf ausländische Informationen angewiesen, um ähnliche Bedrohungen zu erkennen, so die «SonntagsZeitung» weiter.
NDB-Direktor Christian Dussey fordert zusätzliches Personal, um der verschärften Sicherheitslage gerecht zu werden. In Österreich wird diskutiert, die Überwachung von verschlüsselten Messengerdiensten zu erlauben, während in der Schweiz solche Überwachungsmassnahmen bereits unter bestimmten Bedingungen möglich sind.
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Hier findest du Hilfe:
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Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK, Tel. 058 400 47 77
Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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