Wie aus einem HorrorfilmPilz verwandelt Ameisen in Zombies und wird selber von Parasiten befallen
Auf der ganzen Welt verwandelt ein parasitärer Pilz Ameisen in «Zombies». Forschende haben nun herausgefunden, dass der Pilz selbst mit Parasiten infiziert ist.
Darum gehts
Weltweit werden Ameisen von «Zombiepilzen» infiziert.
Forschende haben herausgefunden, dass die Pilze selber mit Parasiten infiziert sind.
Dabei scheint ein Pilz den anderen aufzufressen.
Der Pilz sieht aus wie aus einem Horrorfilm: Der Organismus bemächtigt sich des Körpers und des Gehirns seines Ameisenwirts und bringt ihn dazu, sein Nest zu verlassen und auf einen nahen Baum zu klettern. Dort klammert sich die infizierte Ameise mit ihrem Kiefer an ein Blatt, das über dem Waldboden baumelt, und stirbt innerhalb weniger Tage, während der Pilz sie verdaut. Der Pilz durchdringt den Körper seines Wirts und sendet dann einen Sporenregen aus, um die nächste Generation der Ameisenbeute zu infizieren.
Der Zombiepilz diente als Vorlage für die populäre Videospielreihe «The Last of Us», wo Menschen damit infiziert werden.
Die mehr als zwei Dutzend Arten, die wissenschaftlich in die Gattung Ophiocordyceps eingeordnet werden, sind weltweit verbreitet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass jede der Dutzenden betroffenen Ameisenarten ihren eigenen spezialisierten Ophiocordyceps-Stamm hat.
Pilz ist selbst mit Parasiten infiziert
Bisher haben die Forschenden den molekularen Mechanismus der parasitären Interaktion zwischen Pilz und Ameise entschlüsselt, der laut einer Studie aus 2020 die Grundlage für die Verhaltensmanipulation bildet. Wie genau diese Parasiten systematisch arbeiten, war bisher jedoch kaum bekannt.
Jetzt haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausgefunden, dass der Pilz, der die Ameisen angreift, selbst mit Pilzparasiten infiziert ist, die dazu beitragen könnten, die Zombifizierung der Ameisen in Schach zu halten.
Zwei neue Pilzgattungen entdeckt
Dr. João Araújo, stellvertretender Kurator für Mykologie am New Yorker Botanischen Garten, ist seit mehr als zehn Jahren in tropischen Wäldern auf der Suche nach Zombieameisen unterwegs. Im Laufe der Jahre fiel ihm immer wieder etwas Merkwürdiges auf: Ein unscharfer weisser Pilz, der auf dem Zombieameisenpilz wächst, wie CNN berichtet.
Andere Forschende haben den mysteriösen Pilz schon seit Jahrzehnten beobachtet, aber Araújo und sein Team sind die Ersten, die sich systematisch mit den Parasiten befassten und sich auf einen Stamm von Zombieameisen aus Florida konzentrierten. In einer Studie, die am 9. November in der Zeitschrift «Persoonia» veröffentlicht wurde, beschrieben die Forschenden die physikalische Struktur der Pilze, die auf dem Zombieameisenpilz wachsen, und sequenzierten ihre DNA. Dabei entdeckte das Team zwei neue Pilzgattungen, die der Wissenschaft bisher unbekannt waren.
«Wir haben festgestellt, dass zwei verschiedene, neuartige Pilzlinien, eine Zombieameisenart in Florida infizieren», sagt Araújo. Jeder der beiden neu entdeckten Pilze gehöre zu einer eigenen Gattung. Einer der neuen Pilze, Niveomyces coronatus, sei für den flauschigen weissen Belag auf dem Zombie-Ameisenpilz verantwortlich – ein Bestandteil seines Namens (niveo) kommt aus dem Lateinischen und bedeutet «schneeweiss». Der zweite neue Pilz, Torrubiellomyces zombiae, sei schwieriger zu erkennen: Die kleinen schwarzen Kleckse «sehen aus wie Flöhe», so Araújo.
Pilze ernähren sich von Gewebe
Die Pilze, die den Zombie-Ameisenpilz angreifen, zombifizieren ihrerseits nicht ihren Wirt, aber sie ernähren sich von dessen Gewebe und scheinen ihm Schaden zuzufügen. «Jedes Mal, wenn wir diese neuen Gattungen, die wir beschrieben haben, auf dem Pilz wachsen sehen, sieht der Pilz ziemlich ramponiert aus, regelrecht aufgefressen von diesem anderen Pilz», so Araújo.
«In einigen Fällen kastriert er zuerst Ophiocordyceps (den zombiebildenden Pilz), sodass er keine Sporen mehr abschiessen kann, und dann wächst er und verzehrt den ganzen Pilz.» Da Niveomyces und Torrubiellomyces so neu in der Wissenschaft seien, sei noch nicht klar, wie gross ihre Auswirkungen auf die Zombie-Ameisenpilzpopulationen insgesamt seien.
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