Stress: Sind Bluetooth-Lautsprecher ein Risiko für Haustiere?

Fühlt sich dein Büsi, dein Hund oder Hamster von Bluetooth-Geräten gestresst? Wir haben bei der Universität Zürich nachgefragt.

Fühlt sich dein Büsi, dein Hund oder Hamster von Bluetooth-Geräten gestresst? Wir haben bei der Universität Zürich nachgefragt.

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MythosBluetooth-Geräte sollen Haustieren schaden – stimmt das?

Ein Internet-Anbieter behauptet, der «Leerlauf-Ton» eines Bluetooth-Geräts könne Haustieren schaden. Fachleute der Universität Zürich winken ab.

In einer Pressemitteilung behauptet Geonode, ein Internet-Proxy-Anbieter, Bluetooth-Lautsprecher seien schlecht für Haustiere. Josh Gordon, Technologieexperte bei Geonode, sagt dazu: «Stellen Sie sich vor, das Brummen Ihres Kühlschranks oder das Surren Ihrer Glühbirne würde plötzlich auf das Niveau eines Rockkonzerts hochgefahren.»

Der Grund dafür sei der sogenannte Leerlauf-Ton – also das leise, für uns kaum wahrnehmbare Brummen, das auftritt, wenn ein Bluetooth-Gerät verbunden ist. Dass dieser Ton für Haustiere unangenehm sei, liege daran, dass sie so viel besser hören als wir: Während Menschen zwischen 20 Hz und 20 kHz hören, hören Katzen Geräusche bis 64 kHz, Hunde immerhin bis 45 kHz.

In Internet-Foren fragen sich Haustierbesitzer ebenfalls, inwiefern ihre Böxli Hund und Katze beeinflussen: «Mein Hund starrt ständig meinen Lautsprecher an. Ich vermute, er strahlt in einem gewissen Bereich und das löst etwas aus – bei meinem Fernseher ist das nicht der Fall», erklärt ein User in einem Sonos-Forum. Auch ausländische Onlinemedien wie «Indianexpress» nehmen das Thema auf und publizieren Artikel mit der Überschrift «Bluetooth-Lautsprecher schaden Ihren Haustieren».

Hunde und Katzen hören zwar besser als Menschen, aber hören sie wirklich Bluetooth-Frequenzen? Schweizer Fachleute sagen: Nein.

Hunde und Katzen hören zwar besser als Menschen, aber hören sie wirklich Bluetooth-Frequenzen? Schweizer Fachleute sagen: Nein.

Unsplash/Jan Christopher Sierks

Keine Studie hinter diesen Behauptungen

Der Leerlauf-Ton bei Bluetooth-Geräten könne für Schlafstörungen, Stress und Ängste sorgen. «Dauerhafte Exposition gegenüber diesen hochfrequenten Geräuschen kann bei Haustieren zu Verhaltensänderungen und Gesundheitsproblemen führen», wird Josh Gordon zitiert.

Wir haben bei der Universität Zürich nachgefragt. Dort steht man diesen Behauptungen sehr skeptisch gegenüber, wie Kurt Bodemüller, Medienbeauftragter, nach Rücksprache mit zwei Experten aus den Bereichen Neurolinguistik und Phonetik sagt. Beide Experten halten die Informationen für falsch.

Laut der Universität Zürich ist es unwahrscheinlich, dass die Hersteller von Lautsprechern und Co. derartige Frequenzen verwenden.

Laut der Universität Zürich ist es unwahrscheinlich, dass die Hersteller von Lautsprechern und Co. derartige Frequenzen verwenden.

Unsplash/Justin Schwartfigure

«Geonode macht selbst keine Forschung zu diesem Thema. Es gibt keine Berichte und keine Forschungsarbeiten auf deren Website. Da die menschliche Hörwahrnehmung zwischen ungefähr 20Hz und 20kHz begrenzt ist, dürfte es höchst unwahrscheinlich sein, dass Hersteller, die durchschnittliche häusliche Tonsysteme produzieren, Geräte gestalten, die einen 23kHz Ton senden», sagt Bodemüller.

Hochfrequente Töne können ein Problem sein

Weiter sagt Bodemüller, es sei unklar, was dieser Leerlauf-Ton überhaupt sein soll: «Warum es so einen Ton geben soll, der angeblich signalisiert, dass der Lautsprecher empfangsbereit ist, ergibt keinen Sinn. Das würde man nicht über ein akustisches Signal signalisieren, sondern über dasselbe Radiosignal, auf der auch das Bluetooth-Trägersignal liegt. Dieses liegt im Gigahertz-Bereich (~2.5GHz) und somit weit oberhalb von Frequenzen, die von biologischen Wesen wahrgenommen werden können.»

Es gibt durchaus Geräusche im Haushalt, die deine Tiere stressen können – Bluetooth gehört aber wohl nicht dazu.

Es gibt durchaus Geräusche im Haushalt, die deine Tiere stressen können – Bluetooth gehört aber wohl nicht dazu.

Unsplash/Tai Bui

Allerdings gibt es durchaus Geräusche, die von Haushaltsgeräten abgegeben werden, die für Tiere zum Problem werden können, wie frühere Studien mit Labortieren gezeigt haben. Dabei geht es aber nicht um Trägersignale, sondern um lautere Geräusche. Etwa die von Kühlschränken, Klimaanlagen und Bildschirmen sowie das Öffnen und Schliessen von Türen und andere Geräusche.

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