Syrien: Rebellen erobern Teile der Stadt Aleppo

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Naher OstenRussische Kampfjets fliegen Luftangriffe auf Aleppo

Die syrische Stadt Aleppo ist erstmals seit 2016 von russischen Luftangriffen getroffen worden. Russische Kampfflugzeuge hätten in der Nacht zu Samstag «erstmals seit 2016 Angriffe auf Teile der Stadt Aleppo» geflogen.

Syrische Dschihadisten haben Aktivistenangaben zufolge die Hälfte der Stadt Aleppo erobert.
Offenbar leisteten die syrischen Regierungstruppen keinen wesentlichen Widerstand.
Aktivisten gaben am Freitag an, syrische Dschihadisten hätten den Nordwesten der Millionenstadt Aleppo erreicht – zum ersten Mal seit 2016.
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Syrische Dschihadisten haben Aktivistenangaben zufolge die Hälfte der Stadt Aleppo erobert.

AFP

Darum gehts

  • Aktivisten geben an, syrische Dschihadisten hätten den Nordwesten der Millionenstadt Aleppo erreicht – zum ersten Mal seit 2016.

  • Das syrische Verteidigungsministerium teilt mit, die Streitkräfte der Regierung seien mit massiven Angriffen konfrontiert.

  • Russische Kampfjets fliegen nun Angriffe auf Aleppo.

Die syrische Stadt Aleppo ist erstmals seit 2016 von russischen Luftangriffen getroffen worden. Russische Kampfflugzeuge hätten in der Nacht zu Samstag «erstmals seit 2016 Angriffe auf Teile der Stadt Aleppo» geflogen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Der syrische Ableger des Terrornetzwerkes al-Qaida, Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und verbündete Gruppierungen hätten zudem «den grössten Teil der Stadt sowie Regierungszentren und Gefängnisse» unter ihre Kontrolle gebracht.

Zuvor hatte die Organisation mitgeteilt, dass die dschihadistischen Kämpfer bei ihrem Vorrücken im Nordwesten des Bürgerkriegslandes die Hälfte Aleppos erobert hätten.

Dramatische Entwicklung in Aleppo

Die HTS-Kämpfer und verbündete Gruppierungen hatten am Mittwoch eine überraschende Grossoffensive gegen die Streitkräfte der syrischen Regierung gestartet – es sind die heftigsten Kämpfe seit dem Jahr 2020. Der Syrischen Beobachtungsstelle zufolge drangen die Islamisten am Freitag in Aleppo, die zweitgrösste Stadt Syriens, ein. Die Region wurde bisher grösstenteils von der Regierung kontrolliert.

Die HTS-Kämpfer und verbündete Gruppierungen hatten am Mittwoch eine überraschende Grossoffensive gegen die Streitkräfte der syrischen Regierung gestartet

Die HTS-Kämpfer und verbündete Gruppierungen hatten am Mittwoch eine überraschende Grossoffensive gegen die Streitkräfte der syrischen Regierung gestartet

AFP

Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Grossbritannien bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Augenzeugen

Augenzeugen in Aleppo berichteten der Deutschen Presse-Agentur von Dschihadisten, die mit ihren Fahrzeugen im westlichen Teil Aleppos gesehen wurden. Sie hätten Bilder des syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad zerrissen. Andere Anwohner berichteten von Gefechtslärm und Explosionen, die in der Stadt zu hören waren.

Dschihadisten wollen Dutzende Orte erobert haben

Aus Kreisen der Dschihadisten hiess es, Kämpfer seien vom Süden und Westen nach Aleppo vorgerückt und hätten bisher über 50 Orte in der Umgebung unter ihre Kontrolle gebracht. Darunter war nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte auch die Ortschaft Sarakib, die entscheidend für die Kontrolle der Verbindungsroute zwischen der Hauptstadt Damaskus und Aleppo ist.

Augenzeugen in Aleppo berichteten der Deutschen Presse-Agentur von Dschihadisten, die mit ihren Fahrzeugen im westlichen Teil Aleppos gesehen wurden.

Augenzeugen in Aleppo berichteten der Deutschen Presse-Agentur von Dschihadisten, die mit ihren Fahrzeugen im westlichen Teil Aleppos gesehen wurden.

AFP

Die Gefechte hatten am Mittwoch begonnen. Die Allianz islamistischer Dschihadisten nennt ihre neue Offensive «Abschreckung der Aggressionen». Nach Angaben der Menschenrechtsaktivisten wurden bereits mindestens 255 Menschen getötet. Darunter seien mindestens 24 Zivilisten. Die Organisation mit Sitz in Grossbritannien bezieht ihre Informationen von einem Netz aus Informanten vor Ort.

Syrischer Bürgerkrieg

Der syrische Bürgerkrieg hatte 2011 begonnen, nachdem Präsident Baschar al-Assad Proteste gegen die Regierung mit Gewalt niederschlagen liess. Eine halbe Million Menschen wurden getötet und Millionen weitere vertrieben.

Mit der Unterstützung ihrer Verbündeten Russland und dem Iran erlangte die syrische Regierung 2015 die Kontrolle über weite Teile des Landes zurück. Auch die Grossstadt Aleppo eroberte Assad im Jahr 2016 mit Unterstützung der russischen Luftwaffe und unter Einsatz massiver Bombenangriffe zurück.

Im Norden Syriens gilt seit 2020 ein von der Türkei und Russland vermittelter Waffenstillstand, der zwar immer wieder gebrochen wurde, aber die Region in den vergangenen Jahren weitgehend beruhigt hatte.

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