NahostkonfliktUSA wirken nach Israel-Einmarsch in den Libanon zunehmend machtlos
Obwohl die USA zur Zurückhaltung aufgerufen haben, marschierte Israel im Libanon ein. Das Land agiert zunehmend unabhängig von Washington.
Darum gehts
Israelische Truppen sind in den Libanon einmarschiert, trotz US-Aufrufen zur Zurückhaltung.
US-Präsident Biden forderte wenige Stunden zuvor einen sofortigen Waffenstillstand.
Seit den Terrorangriffen der Hamas auf Israel agiert Israel zunehmend unabhängig von den USA.
Israelische Truppen sind im Libanon einmarschiert. Das könnte das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen Israel und seiner Schutzmacht USA weiter verschärfen. Der Einmarsch ins Nachbarland erfolgte, obwohl Washington in den letzten Wochen wiederholt zur Zurückhaltung aufgerufen hatte. Die US-Regierung rief im Vorfeld wiederholt nach einer Deeskalation auf.
Nur wenige Stunden vor der israelischen Bodenoffensive hatte US-Präsident Joe Biden öffentlich einen sofortigen Waffenstillstand gefordert. In einer kurzen Stellungnahme erklärte er: «Wir sollten jetzt einen Waffenstillstand haben.» Diese Aussagen verdeutlichen laut CNN die zunehmende Kluft zwischen den USA und Israel. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte zeitgleich in einer Fernsehansprache: «Es gibt keinen Ort im Nahen Osten, den Israel nicht erreichen kann.»
USA erhalten kaum Informationen
Die Spannungen sind auch innenpolitisch von Bedeutung, da die USA sich im Wahlkampf befinden. Präsident Biden steht vor der Herausforderung, einerseits die diplomatischen Beziehungen zu Israel aufrechtzuerhalten und andererseits die amerikanische Öffentlichkeit zu beruhigen, die einen weiteren Konflikt im Nahen Osten fürchtet. Eine Eskalation könnte die innenpolitische Lage weiter verschärfen.
Seit den Hamas-Terrorangriffen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei denen rund 1200 Menschen ums Leben kamen, agiert Israel zunehmend unabhängig von den USA. Die israelischen Streitkräfte bombardieren seitdem die Gaza-Region und versuchen nun, die Hisbollah im Libanon zu bekämpfen. Netanjahu informierte die USA nicht im Vorfeld über den israelischen Luftangriff, bei dem kürzlich der Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah getötet wurde.
Sorge vor regionalem Flächenbrand
Die US-Regierung bemüht sich weiterhin um eine diplomatische Lösung, doch bisherige Vermittlungsversuche, wie durch Aussenminister Antony Blinken, blieben weitgehend erfolglos. Präsident Biden sieht sich zudem wachsender Kritik ausgesetzt, da sein Einfluss auf die israelische Regierung begrenzt erscheint. Dennoch bleibt die militärische Unterstützung für Israel bestehen. Das zeigt, dass die USA trotz aller Differenzen Israels Sicherheit garantieren wollen.
Im Hintergrund der Spannungen steht auch die symbolische Bedeutung der US-gefertigten Bomben, die wahrscheinlich im Angriff auf Nasrallah verwendet wurden. Diese Waffen, die Israel zur Verfügung gestellt wurden, könnten einen regionalen Flächenbrand auslösen, der die strategischen Interessen der USA gefährden könnten.
Spannungen belasten das Verhältnis
Die israelische Regierung scheint die Spannungen mit den USA in Kauf zu nehmen, da sie in der aktuellen Lage ihre eigene Existenz bedroht sieht. Die USA hingegen fürchten, in einen weiteren militärischen Konflikt im Nahen Osten hineingezogen zu werden, nachdem sie sich nur mühsam aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak zurückgezogen haben. US-Truppen in der Region sind weiterhin gefährdet, wie der Tod von drei US-Soldaten bei einem Drohnenangriff im Januar in Jordanien zeigte.
Die innerpolitischen Auswirkungen des Konflikts sind auch in den USA spürbar. Die Beziehungen zwischen den USA und Israel waren einst ein unerschütterliches Bündnis, doch die zunehmenden Spannungen belasten das Verhältnis. Netanjahu, der sich auf eine Koalition mit rechtsextremen Parteien stützt, zeigt ganz offensichtlich wenig Bereitschaft, auf die Forderungen Washingtons einzugehen.
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