Magnesium: Wissenschaftler zweifeln an Wirksamkeit

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NahrungsergänzungsmittelMagnesium: Wissenschaftler zweifeln an Wirksamkeit

In der Schweiz boomt der Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln. Manche von ihnen, so Magnesium, sind aber laut Experten vollkommen nutzlos.

In der Schweiz boomt der Verkauf von Magnesium-Supplements.
Laut Experten ist der gesundheitliche Nutzen der Einnahme wissenschaftlich nicht erwiesen.
Beliebt, aber teils vollkommen nutzlos: Nahrungsergänzungsmittel.
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In der Schweiz boomt der Verkauf von Magnesium-Supplements.

PantherMedia / Ramona Heim

Darum gehts

  • Magnesium-Präparate sind laut Experten oft unnötig, da der Bedarf leicht über die Nahrung gedeckt werden kann.

  • In der Schweiz wurden 2023 rund 1,9 Millionen Packungen Magnesium verkauft, was einen Umsatz von 65 Millionen Franken generierte.

  • Ernährungswissenschaftler betonen, dass eine ausgewogene Ernährung den Magnesiumbedarf deckt, ohne zusätzliche Präparate.

Sie sehen ansprechend aus, werden häufig in handlichen kleinen Döschen verkauft und sind inzwischen zum Lifestyle-Produkt avanciert: Nahrungsergänzungsmittel. Vor allem Magnesium hat es den Schweizerinnen und Schweizern angetan. Laut «Tages-Anzeiger» wurden allein im Jahr 2023 1,9 Millionen Packungen Nahrungsergänzungsmittel mit dem Wirkstoff Magnesium verkauft. 2019 waren es noch 1,5 Millionen Packungen.

Und das spült ordentlich Geld in die Kasse: Der Gesamtumsatz beim Verkauf von Magnesium lag 2023 bei 65 Millionen Franken. Und nicht nur Magnesium ist beliebt, sondern auch andere Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel: Bei Biomed hat der Absatz zwischen 2018 und 2023 um 15 Prozent zugenommen, Burgerstein steigerte den Absatz in dieser Zeitperiode sogar um 60 Prozent.

Magnesiumbedarf kann über Nahrung leicht gedeckt werden

Laut Experten ist aber nicht erwiesen, dass die Einnahme von Magnesium wirklich positive Effekte auf den Körper hat. Im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger» sagt der Ernährungswissenschaftler und Fachhochschuldozent David Fäh: «Der Magnesium-Boom ist ausschliesslich eine Folge intensiver Vermarktung.» Magnesium-Präparate hätten keinen Zusatznutzen. Magnesium sei zudem kein kritischer Nährstoff, sondern relativ einfach in der Aufnahme.

Glaubst du, dass Nahrungsergänzungsmittel notwendig sind?

So könne man laut Fehr mit der richtigen Ernährung den Tagesbedarf von 300 Milligramm sehr leicht erreichen. Bitterschokolade, eine Banane oder eine Handvoll Nüsse würden da schon reichen. Je nach Wohnort könne auch schon Hahnenwasser den Bedarf decken.

Falsche Schlussfolgerungen in der Medizin

Ähnlich sieht es Thomas Rosemann, Professor am Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich. Er betont, dass alle Meta-Analysen zur Magnesium-Einnahme zeigen würden, dass diese nichts bringe. Das Paradoxe ist laut Rosemann, dass je weniger die Wirksamkeit  bei Nahrungsergänzungsmitteln erwiesen sei, desto mehr würden diese gekauft.

Viele Ärzte würden ihren Patienten aber dennoch die Einnahme empfehlen, weil aus bestimmten Symptomen eine Wirkung abgeleitet wird – so zum Beispiel bei nächtlichen Wadenkrämpfen, die auf einen Magnesiummangel hindeuten könnten. «Das bedeutet aber umgekehrt nicht, dass Magnesium automatisch Krämpfe verhindert. Für Magnesium gegen nächtliche Wadenkrämpfe gibt es keinen Wirksamkeitsnachweis.»

Und was hilft wirklich?

Laut Rosemann würde es für viele Menschen einfach schon reichen, wenn sie auf eine ausgewogene Ernährung und eine moderate körperliche Aktivität achten würden. Der BMI kann diesbezüglich ein guter Gradmesser sein, denn in fast allen Studien zu Herzerkrankungen und Krebs würde ein erhöhter BMI als zentraler Risikofaktor identifiziert. «Höchstwahrscheinlich macht es deshalb gar keinen Sinn, sich intensiv mit der genauen Zusammensetzung der Ernährung zu beschäftigen. Wenn der BMI im Zaum ist, kann sie so schlecht nicht sein. Das Hypen von Vitaminen bringt nur dem Verkäufer etwas.»

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