Neo-Nationalrätin Nadine Gobet: «Bin nicht dafür bekannt, mich in Szene zu setzen»

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Neo-NationalrätinJetzt spricht Nadine Gobet über ihr fulminantes Video

Ein spezielles Video von Neo-Nationalrätin Nadine Gobet aus dem Bundeshaus ging diese Woche regelrecht viral. 20 Minuten hat mit der Protagonistin aus dem Kanton Freiburg gesprochen.

Mit epischer Musik hinterlegt stolziert FDP-Nationalrätin Nadine Gobet in Zeitlupe die Treppen im Bundeshaus hinauf.

20min

Darum gehts

  • Auf X macht ein skurriles Video die Runde.

  • Es zeigt Neo-Nationalrätin Nadine Gobet (FR, FDP), die die Treppen im Bundeshaus in Slow Motion erklimmt.

  • Das Video sorgte für zahlreiche Kommentare und Medienberichte.

  • Sie selbst sagt, dass sie sich nicht oft in Szene setze.

  • Eine Kommunikationswissenschaftlerin erklärt, dass es unüblich sei, dass sich einzelne Nationalrätinnen und Nationalräte so inszenierten.

Das Video von FDP-Politikerin Nadine Gobet (54), die seit dieser Woche neu für den Kanton Freiburg im Nationalrat sitzt, macht weiterhin auf X, ehemals Twitter, die Runde. Weshalb, siehst du im Video oben.

Für den Clip mit der filmisch-epischen Hintergrundmusik erhielt Gobet zahlreiche Kommentare. So schrieb etwa Politanalyst Mark Balsiger: «Frankreichs Macron kann einpacken!» 

Auch Politikwissenschaftler Silvano Möckli meint: «Nadine Gobet hat gecheckt: Nach der Wahl ist vor der Wahl. Gute Inszenierung.»

Das Video machte auch in den Deutschschweizer Medien die Runde: Während sich «Watson» darüber lustig machte und gleich eine eigene Version des Videos kreierte, titelte der «Nebelspalter»: «Nadine Gobet: A Star is born – oder auch nicht.»

Wie findest du das Video?

«Wichtiger und emotional besonderer Tag»

Jetzt sagt Gobet zu 20 Minuten: «Für eine neu gewählte Abgeordnete ist der erste Tag im Bundesparlament ein wichtiger und emotional besonderer Tag, zumindest für mich.» In diesem Moment sei ihr konkret bewusst geworden, dass sie dank des Vertrauens, das ihr die Freiburger Bevölkerung entgegengebracht habe, das Glück habe, sich nach 17 Jahren im Grossen Rat auf nationaler Ebene engagieren zu können.

«Um diesen ersten Tag im Parlament zu markieren, habe ich ein bestehendes Video wiederverwendet, um zu illustrieren, was es bedeutet, das Bundesparlament zu betreten, mit dieser imposanten und symbolträchtigen Treppe, die zum Saal des Nationalrats führt», so Gobet weiter.

Der Clip sei im Februar 2023 im Rahmen der Kampagne der Freiburger FDP entstanden, gedreht durch eine von der Kantonalpartei beauftragte Kommunikationsagentur. Alle Kandidierenden für die eidgenössischen Wahlen hätten sich dem «Spiel des Treppensteigens» gestellt.

«Bin nicht dafür bekannt, mich in Szene zu setzen»

«Es gibt keine Hintergedanken meinerseits und auch keine Absicht, den Rummel zu vergrössern. Denn ich bin nicht dafür bekannt, mich in Szene zu setzen», betont die frischgebackene Nationalrätin. Nun freue sie sich darauf, mit Enthusiasmus und Leidenschaft im Bundesparlament «im Interesse der Bevölkerung und der Wirtschaftsakteure» wirken zu können.

Kommunikationswissenschaftlerin Sina Blassnig von der Uni Zürich sagt zum Video: «Mein spontaner Eindruck war, dass Frau Gobet vermutlich ihren Stolz über ihre Wahl, ihre Entschlossenheit für die neue Aufgabe, aber vielleicht auch etwas Ehrfurcht vor diesem prestigeträchtigen Amt mit dem Video zeigen wollte.» Politikerinnen und Politiker seien sich aber durchaus bewusst, dass Medienschaffende sehr präsent sind auf X. Es könne also auch sein, dass sie sich hier absichtlich einer gewissen Dramatik bedient habe, um Aufmerksamkeit zu erreichen. 

Sina Blassnig ist Kommunikationswissenschaftlerin an der Universität Zürich.

Sina Blassnig ist Kommunikationswissenschaftlerin an der Universität Zürich.

Vera Hartmann Photography

«Wirkt für viele zu geschliffen»

«In der Schweiz wird der Milizcharakter des Parlaments immer noch sehr hochgehalten», so Blassnig. Politikerinnen und Politiker betonten gerne ihre Bodenständigkeit und Volksnähe, die politische Kommunikation sei im internationalen Vergleich weniger stark professionalisiert. «Da wirkt ein solches Video für viele etwas zu geschliffen», sagt sie. Auch stünden in der Schweiz häufig eher die Parteien und vielleicht noch deren Präsidentinnen und Präsidenten und Fraktionschefs im Vordergrund – man sei es weniger gewohnt, dass sich Nationalräte und Nationalrätinnen persönlich in Videos inszenieren.

«Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Rolle spielt, dass Nadine Gobet eine Frau ist: Die Forschung zeigt, dass es im Vergleich zu männlichen Politikern nach wie vor schlechter ankommt, wenn Politikerinnen als zu stark oder ehrgeizig auftreten», so Blassnig. Das spiegle sich auch in den Kommentaren der Lesenden, wenn sie Gobet als «dominant» bezeichneten. Zwar habe Gobet mit dem Video noch keine inhaltlichen Schwerpunkte setzen können. «Aber gerade Journalistinnen und Journalisten dürften ihren Namen nun eher auf dem Schirm haben.» 

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