ADHS auf Tiktok: Studie enthüllt Fehlinformationen

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Neue StudieADHS-Aufklärung auf Tiktok: Mehr als die Hälfte ist falsch

Untersuchungen des Fachjournals «PLOS One» zeigen: Viele der beliebtesten ADHS-Tiktoks enthalten Fehlinformationen. Vor allem Jugendliche überschätzen die Verbreitung der Diagnose.

Viele Tiktoks zu ADHS enthalten falsche oder irreführende Infos. Das zeigt eine Studie.
Fachleute schlagen vor, direkt auf Social Media für bessere Aufklärung zu sorgen.
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Viele Tiktoks zu ADHS enthalten falsche oder irreführende Infos. Das zeigt eine Studie.

Screenshot Tiktok

Darum gehts

  • Eine Studie zeigt: Über die Hälfte der Tiktoks zu ADHS enthalten Falschinformationen.

  • Viele Clips stellen ADHS als süss, lustig oder harmlos dar.

  • Jugendliche überschätzen oft auch, wie viele Menschen wirklich betroffen sind.

  • Ein Vorschlag gegen die Falschinformationen: Fachleute müssten dort aufklären, wo junge Menschen sich informieren.

Auf Social Media gehört #ADHS zu den meistverwendeten Hashtags im Bereich Gesundheit. Unter dem Schlagwort finden Userinnen und User eine Flut an Videos – viele davon erklären vermeintliche Symptome, zum Beispiel im beliebten «Finger runter»-Format: Wer bei mehreren Aussagen mit dem Finger runterzählt, ist laut Clip angeblich von ADHS betroffen.

Neben solchen Tests gibt es auch Inhalte, die über die Herausforderungen von ADHS aufklären oder Fremdeinschätzungen anbieten. Auch die wachsende Zahl von Online-Selbsttests deutet darauf hin, dass das öffentliche Interesse am Thema rasant zunimmt.

Was dabei häufig fehlt: Expertinnen und Experten. In den meisten Videos kommen keine Fachpersonen zu Wort – und das fördert die Verbreitung von Fehlinformationen, wie eine neue Studie im Fachjournal «PLOS One» zeigt.

So lief die Untersuchung

Ein Forschungsteam der University of British Columbia analysierte 98 der beliebtesten englischsprachigen Tiktok-Videos zum Thema ADHS. Zusammen kamen die Clips auf fast eine halbe Milliarde Aufrufe und waren im Schnitt 40 Sekunden lang. Zwei Psychologen beurteilten anschliessend die inhaltliche Korrektheit der Beiträge.

Im zweiten Teil der Studie wurden 800 Studierende zwischen 18 und 25 Jahren mit jeweils fünf der besten und fünf der schlechtesten Videos konfrontiert – und danach zu ihrer Einschätzung befragt.

Resultat: ADHS wird verharmlost und überschätzt

Die aktuelle Studie zeigt: Viele Videos rund um ADHS, die auf Tiktok kursieren, vermitteln ein verzerrtes Bild. Laut Studienautor Benedek Karsay wird ADHS auf Tiktok häufig als etwas «Süsses» oder sogar «Unterhaltsames» dargestellt. Die Clips zeigten oft typische Alltagssituationen – quirlig, liebenswert, oft mit einem humorvollen Twist. Das sorge zwar für Aufmerksamkeit, trage aber auch dazu bei, dass ADHS verharmlost oder romantisiert werde.

Was ist ADHS?

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neuroentwicklungsbedingte Störung, die sich durch anhaltende Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität auszeichnet. Sie beginnt meist im Kindesalter und kann bis ins Erwachsenenalter andauern. Die genauen Ursachen sind unbekannt, aber genetische, neurologische und Umweltfaktoren spielen eine Rolle. Symptome variieren individuell und können das soziale, schulische oder berufliche Leben erheblich beeinträchtigen.

Zudem überschätzen viele Jugendliche die Verbreitung der Störung deutlich – im Schnitt um 33 Prozent. Die Inhalte auf Tiktok bestärken sie oft in der Annahme, selbst betroffen zu sein. Dabei gilt laut medizinischer Einschätzung weiterhin: Nur etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung haben tatsächlich ADHS.

Mehr Fachleute gesucht

Wie sich der Flut an Fehlinformationen auf Social Media begegnen lässt? Für Gesundheitswissenschaftlerin Paula Stehr ist klar: Es braucht mehr Fachpersonen, die direkt auf Plattformen wie Tiktok aufklären – und nicht nur auf klassischen Info-Seiten. Gegenüber der «Rhein-Zeitung» sagt sie: «Junge Menschen holen sich ihre Infos dort, wo sie sowieso unterwegs sind.»

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