Schweiz: Sexuelle Belästigung vor allem in Tram und Bus

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Neue StudieDer ÖV ist ein Hotspot für sexuelle Belästigung

In Zürich und Bern gibt es spezielle Meldestellen für Opfer (sexueller) Belästigung. Eine Auswertung zeigt: Die meisten Vorfälle ereignen sich auf offener Strasse und im ÖV.

Daten der Meldestelle «Zürich schaut hin» und« Bern schaut hin»  ergaben: Am zweithäufigsten werden Menschen im ÖV belästigt. 
Frauen sind am häufigsten Opfer sexueller Belästigung. Das kann ein dummer Spruch sein, aber auch Gesten oder Berührungen. 
Auch die SBB bietet seit Januar die Möglichkeit, Belästigungen anonym zu melden. 
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Daten der Meldestelle «Zürich schaut hin» und« Bern schaut hin»  ergaben: Am zweithäufigsten werden Menschen im ÖV belästigt. 

20min/Michael Scherrer

Darum gehts 

  • Sexuelle Belästigungen im öffentlichen Raum kommen vor allem im ÖV vor.

  • Dies liegt vor allem an der Unübersichtlichkeit der Situation und dem engen Raum, in dem Menschen zusammenkommen.

  • Verkehrsunternehmen versuchen daher, Passagiere für Grenzüberschreitungen zu sensibilisieren.

Zu langes Anstarren, eine ungewollte Berührung, oder einfach ein dummer Spruch — Belästigung kann viele Formen aufweisen und muss nicht immer nur sexuell konnotiert sein. Und theoretisch kann sie auch überall passieren, an manchen Orten tut sie es aber besonders oft: Nämlich auf offener Strasse und im ÖV. Das zeigen zumindest Daten der Meldetools «Zürich schaut hin» und «Bern schaut hin», die nun zur Verfügung stehen.

Warum der ÖV?

Im Zeitraum zwischen Mai 2021 und Dezember 2022 gingen in Zürich rund 1400 Meldungen über «sexuelle, homo- oder transfeindliche Belästigungen» ein. Davon ereigneten sich circa 350 auf offener Strasse, und 270 davon im Öffentlichen Nahverkehr oder am Bahnhof. Damit ist er ÖV ein Hotspot für Belästigungen aller Art. Für die Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung von Mann und Frau der Stadt Bern, Regula Bühlmann, ist dies wenig überraschend: «Es ist schwer, die Übersicht zu behalten und zu schauen, was passiert eigentlich. Und dort ist es auch schwer, sich auszuweichen», sagt sie gegenüber SRF

Wurdest du auch schon mal im ÖV belästigt?

Wer belästigt am meisten?

Oft handelt es sich bei den Belästigungen um sexuell übergriffige Sprüche wie «Möchte dich ficken» oder «Wie viel kostest du? Bin bereit viel zu bezahlen?». Aber auch ungewollte Berührungen passieren regelmässig. Meistens gehen die Belästigungen von Männern aus, in Zürich war das zumindest bei 83 Prozent der Vorfälle der Fall. Wichtig dabei festzuhalten: Es geht um Grenzüberschreitungen, die zwar für die Betroffenen äusserst unangenehm sind, meistens aber keine strafrechtliche Relevanz haben. Bühlmann betont weiter, dass man mit den Kampagnen auch das Ziel verfolge, die Zivilgesellschaft für das Thema zu sensibilisieren: ««Dass wir sie dazu aufrufen, hinzuschauen, hinzustehen und Betroffene zu unterstützen.»

Was tut der ÖV, um seine Kunden zu schützen?

In vielen Bussen und Trams in Zürich sieht man Werbung für die Meldestellen «Zürich schaut hin». Auch in Bern will man Fahrgäste sensibilisieren.  So hat das Verkehrsunternehmen «Bern Mobil»  bereits Verhaltensregeln aufgestellt, an die sich die Fahrgäste halten sollen. Diese sollen in Zukunft noch ergänzt werden, um nochmal deutlich zu machen, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht toleriert werden. 

Und was passiert eigentlich bei der SBB? Zu Belästigungen in Zügen gibt es nämlich bisher noch keine Daten. Seit Anfang des Jahres will lassen sich Vorfälle aber nun auch anonym per QR-Code-Scan melden, das Programm läuft noch bis Ende März. Die gesammelten Daten dienen dann der Prävention: Zum Beispiel zum besseren Einsatz der Transportpolizei.

Wirst du oder wird jemand, den du kennst, sexuell belästigt?

Hier findest du Hilfe:

Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Verzeichnis von Anlaufstellen

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

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