Verspätungen bei der SBB: Neues Sycherheitssystem ETCS sorgt für Ärger

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Lokführer tobenNeues europaweites Sicherheitssystem führt zu mehr Verspätungen bei der SBB

Das System kostet Hunderte Millionen Franken, verursacht aber vor allem mehr Aufwand. Die Probleme sollen laut SBB in zwei Jahren behoben sein.

Die SBB versucht, die mit einem neuen System verursachten Probleme zu beheben.

Die SBB versucht, die mit einem neuen System verursachten Probleme zu beheben.

20min/Community

Darum gehts

  • Die Schweiz ist bei einem europaweiten Zugsystem vorgeprescht.

  • Nun müssen Lokführer in die Bahnhöfe hineinschleichen, kritisiert der Verband.

  • Die SBB räumt Probleme ein.

Wenn Züge verspätet sind, ist das gemäss einer Auswertung oft auf Verbindungen ins Ausland zurückzuführen – wegen Grenzkontrollen oder Bauarbeiten im Nachbarland. Nun sorgt eine Hunderte Millionen Franken teure Umstellung auf einen europaweiten Standard für zusätzliche Verspätungen.

Das europäische Zugsicherungssystem ETCS soll in Zukunft europaweit problemlose Fahrten ermöglichen (siehe Box). Während die Schweiz vorgeprescht ist und bereits ihr ganzes Netz auf das Grundlevel umgestellt hat, ist Europa davon noch weit entfernt, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.

Das System sorgt jetzt für Ärger: Laut dem Lokführerverband verursacht es vor allem Verspätungen. Früher hätten die Lokführer ihre Züge viel schneller in Bahnhöfe einfahren und auf Sicht sowie anhand der Signale abbremsen können. Doch das sei nun nicht mehr möglich. Die Lokführer müssten sich strikt an Bremskurven halten, die der Computer berechne.

Lokführer kritisiert teures System, das die Effizienz schmälere

«Wir müssen in die Bahnhöfe hineinschleichen», zitiert die Zeitung Hubert Giger, Präsident des Verbands Schweizer Lokführer. Lange Zugkompositionen könnten dann andere Züge blockieren. Falls die Lokführer die Vorgaben nicht einhalten, gebe es eine Vollbremsung und einen Eintrag ins Personalregister.

Er kritisiert: «Wir sind also lieber etwas zu vorsichtig unterwegs, das benötigt kostbare Zeit.» Es sei «verantwortungslos» mit diesem «teuren System unsere Effizienz zu schmälern», sagt Giger und fordert eine Alternative.

Das ist ETCS

ETCS steht für European Train Control System – eine Zugsicherung, die bis 2040 europaweit eingeführt werden soll. Das System ist eine Voraussetzung dafür, dass Züge komplett digital gesteuert werden. Doch während der Computer höhere Sicherheitsmargen einberechnet, falls etwa frühzeitiges Abbremsen nötig ist, kann der Lokführer näher an den vorderen Zug auffahren.

Urs Guggisberg ist bei der SBB für ETCS verantwortlich und bestätigt, dass man an gewissen Orten «etwas konservativer fahren» müsse. Die SBB sei daran, die Nachteile von ETCS so gut als möglich auszumerzen, was etwa zwei Jahre dauern könne.

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) sieht ebenfalls Optimierungspotenzial. Es will nun nicht mehr wie ursprünglich geplant das ganze Netz vom Grundlevel auf das zweite Level aufrüsten, sondern nur noch gewisse Korridore.

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