New YorkFür den Central Park musste ein ganzes Dorf dran glauben
New York ohne Central Park? Das ist heute nicht mehr vorstellbar. Doch bis Mitte des 19. Jahrhunderts konnten die Menschen in der US-Metropole davon nur träumen.
Darum gehts
Der Central Park ist heute eines der Highlights von New York.
Doch vielen dürfte unbekannt sein, dass für den Park Schwarze und irische Einwanderer enteignet wurden.
Bevor es den Central Park gab, suchten die Menschen auf Friedhöfen Erholung.
Erst ein Wettbewerb Mitte des 19. Jahrhunderts änderte das.
Den Park in der heutigen Form gibt es erst seit den 1920er-Jahren.
Mitte des 19. Jahrhunderts hatten europäische Grossstädte das, was New York wollte: riesige Parkanlagen, die der Bevölkerung dienten. So wie der Jardin des Tuileries in Paris, der Hyde Park in London oder der Englische Garten in München.
«Grossstadtneid», nannten das die Historiker Richard Hemmer und Daniel Messner einmal. Der Wunsch nach einer grünen Oase inmitten der Stadt wuchs so schnell wie die Bevölkerung. Denn für schicke Einfamilien-Reihenhäuser mit Privatgärten hatte es immer weniger Platz.
Friedhöfe als Ersatz
In Ermangelung von echten Grünflächen zur Erholung zog es die New Yorker auf die Friedhöfe: Allein auf den Green Wood Cemetery in Brooklyn strömen seit seiner Einweihung 1838 jährlich über 60'000 Menschen. In den 1850er-Jahren wurde der Ruf – vor allem der Oberschicht – nach einem grossen und prächtigen öffentlichen Park laut. Als Symbol für den eigenen Wohlstand, aber auch den ihrer Stadt. Auch andere liebäugelten mit der Idee, aber aus anderen Gründen: Sie hofften damit, soziale Probleme zu beheben, indem sie auch den einfacheren Menschen einen Zufluchtsort abseits der Trinkhallen boten.
Central Park: Plan, Ort und Vertreibung
Der Plan, mitten in New York einen Park zu schaffen, stand. Auch der Ort war schnell gefunden: ein steiniges und sumpfiges Gelände im Norden des heutigen Manhattans. Doch es gab ein Problem. Das Gelände musste zunächst geräumt werden. Denn auf einem Teilgebiet des künftigen Parks lebten rund 1600 Menschen. Das sogenannte Seneca Village war die Heimat von Schwarzen und irischen Einwanderern. Diese wurden enteignet und ihre Häuser zwangsgeräumt. Trotz zahlreicher Beschwerden und Versuche, höhere Entschädigungen zu erhalten, mussten alle Einwohner bis zum Herbst 1858 ihre Häuser verlassen. Ihre Häuser, die Schule und die Kirche sowie weitere kleinere Siedlungen wurden dem Erdboden gleich gemacht.
Entwurf Nummer 33 machte im Wettbewerb das Rennen
Noch während der Räumung, schrieb die neu gegründete Parkkommission im Oktober 1857 einen Wettbewerb zur Gestaltung der neuen Anlage aus. Das Rennen machte Vorschlag Nummer 33, der sogenannte Greensward Plan, benannt nach dem alten Begriff für einen Rasen.

Dieser Entwurf machte das Rennen. (Im Bild: Der modifizierte Greensward-Plan für den Park von 1868 zeigt den Central Park, wie er von den Landschaftsarchitekten Vaux und Olmstead konzipiert wurde)
Wikimedia Commons/PDDer Entwurf von Frederick Law Olmsted und Calvert Vaux sah vor, die unterschiedlichen Gegenden der USA in Ausschnitten als Naturpark nachzubilden, aber mit Plätzen, Restaurants und einem Aussichtsturm auch Orte zur Erholung zu schaffen. Durch die Kombination von offenen Rasenflächen, dichten Wäldern, geschwungenen Pfaden, Brücken, Terrassen, Treppen, Brunnen, Toren, Bögen, Zäunen und Mauern sollten die künftigen Parkbesucherinnen und -besucher immer wieder neue Ausblicke geniessen können.
So ist der Central Park entstanden
1858 begannen die Arbeiten für den neuen Park. Felsvorsprünge wurden gesprengt, Hügel abgetragen, Bäume gerodet und gepflanzt sowie Senken aufgefüllt. Zudem wurden rund 700 Kilometer Kanalrohre verlegt. Ein ausgeklügeltes Be- und Entwässerungssystem sollte dafür sorgen, dass der Park ganzjährig im besten Licht erscheint. Den Grossteil der Arbeit erledigten rund 3000 Tagelöhner. Zehn Stunden am Tag waren sie am Werk. Dafür gab es täglich einen Dollar Lohn. Einige bezahlten den Einsatz mit ihrem Leben.
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Ein Park, zwei Eröffnungen
Schon Ende des Jahres wurde der neue Central Park inoffiziell eröffnet: Das erste Stück wurde am 19. Dezember der Bevölkerung übergeben. Und die nahm das neuste Highlight New Yorks dankbar an. Im ersten Winter besonders beliebt war der gefrorene The Lake, der künstliche See zwischen der 71. und 77. Strasse. Bereits am Eröffnungstag zogen knapp 300 Menschen auf ihm ihre Runden. An Weihnachten im Jahr darauf waren es schon 8000.
Offiziell eröffnet wurde der Park schliesslich 1873. Streitigkeiten, politische Intrigen, der Amerikanische Bürgerkrieg (1861–1865) und die mehrfache Entlassung und Wiedereinstellung von Olmsted und Vaux hatten die Fertigstellung verzögert. Dafür standen dann auch bereits bis heute erhaltene Highlights (siehe Bildstrecke) wie die Bethesda Fountain und das Belvedere Castle. Auch den Central Park Zoo gab es schon. 14 Millionen Dollar hatte der Park die Stadt gekostet. Budgetiert war er mit fünf Millionen Dollar.
Veränderte Bedürfnisse führen zu Veränderungen im Central Park
Zunächst ein Ort vor allem für die Wohlsituierten, änderte sich das im Laufe der Jahre. In den 1920er-Jahren erfolgte die Abkehr vom Park als reine Naturlandschaft, was auch die Mittel- und Arbeiterschicht kommen liess: 1926 entstand der erste Spielplatz mit Rutschen und Klettergerüsten. Später verschwanden auch die Schilder, die in den Anfangsjahren das Betreten und Nutzen der Grünflächen verboten.
Untergang und Aufstieg von Central Park
Die Lockerungen hatten jedoch auch eine Schattenseite. Die rege Nutzung und die nun häufiger stattfindenden Konzerte und Rallyes brachten einen zunehmenden Verfall mit sich. Müll häufte sich an. Auch Kriminalität wurde häufiger.
Das änderte sich erst in den späten 1970er-Jahren, als die ökologische Bewegung Fahrt aufnahm: Unter dem Motto «You Gotta Have A Park!» (Du brauchst einen Park!) rief 1980 die neu gegründete Central Park Conservancy die Parkbesucher zu Aufräumaktionen und Spenden auf.
Es war der Beginn einer umfassenden Restaurierung, die den Central Park zu dem machte, der er heute ist.
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