Über 50’000Noch nie gabs so viele Firmengründungen wie 2021
Im Baugewerbe und in der Krypto-Branche entstehen derzeit zahlreiche neue Firmen. Die Pandemie verstärkt den Trend zur Eigenständigkeit, denn durchs Homeoffice geht der Bezug zum Unternehmen verloren.
Darum gehts
Das Corona-Krisenjahr 2021 hat der Schweiz einen neuen Rekord gebracht: Erstmals sind mehr als 50’000 neue Unternehmen im Schweizer Handelsregister eingetragen. Das sind über 7 Prozent mehr als im Vorjahr, wie eine Erhebung der Online-Firmengründungsplattform Startups.ch zeigt. Damals wurden 46’842 neue Firmen registriert, was ebenfalls schon ein Rekord war.
In der Krise war es für viele der richtige Moment für eine Firmengründung, sagt Startups.ch-CEO Michele Blasucci zu 20 Minuten: «Die Leute haben Zeit, um nachzudenken, was ihnen wirklich wichtig ist.» Viele Programmierer seien etwa seit fast zwei Jahren im Homeoffice und hätten fast keinen Bezug mehr zum Unternehmen. «Da ist es einfacher, die Firma zu verlassen und selber etwas zu machen.»
Manche Handwerksbetriebe kommen kaum nach mit der Arbeit
Verstärkt wurde der Trend durch die tiefen Hypothekar-Zinsen. «Die Leute sind in der Krise mehr zuhause und wollen es daheim schön haben. Deshalb wird enorm viel gebaut und renoviert», sagt Blasucci. Manche Betriebe würden nicht mehr nachkommen mit der vielen Arbeit. Deshalb hätten sich Angestellte selbstständig gemacht und Handwerksfirmen rund ums Bauen gegründet wie Maler- oder Elektrikerbetriebe.
Auch zahlreiche neue Krypto-Firmen entstehen wegen des Booms rund um die Blockchain und Krypto-Währungen. Zahlreiche Studenten hätten sich als Bitcoin-Händler einen Haupt- oder Nebenverdienst zugelegt. «Es herrscht Goldgräberstimmung. Viele sind fasziniert, dass man mit Krypto-Geld über Nacht reich werden kann. Das schaffen aber nur die wenigsten», sagt Blasucci.
Vom Krypto-Trend profitiere vor allem der Kanton Zug mit seinem Crypto Valley. In Basel entstanden viele neue Firmen aus verschiedensten Branchen wegen tiefer Steuern. Auch in der ganzen Schweiz gab es in jedem Kanton mehr Firmengründungen als im Vorjahr.
Hilfe vom Bund verhinderte Konkurse
Weniger Gründungen gab es in Branchen, die unter der Krise leiden, wie die Reise-, Event- und Gastrobranche. In der Gastronomie habe es zwar im Sommer einen Anstieg der Gründungen gegeben, dieser flachte aber schnell wieder ab. «Viele haben wohl auf Besserung durch die Impfung gehofft», sagt Blasucci.
Insgesamt gab es dieses Jahr fast 1230 Konkurse, das sind etwa 100 weniger als im Vorjahr. Viele Konkurse seien dank der zinslosen Darlehen verhindert worden, sagt Blasucci. Er hofft, dass die Firmen die Darlehen nicht bereits im nächsten Jahr zurückzahlen müssen, sondern erst, wenn sie finanziell ungefährdet sind.
Inwieweit sich die Dynamik auch im kommenden Jahr fortsetzen wird, sei schwierig zu vorauszusagen. Je länger die Pandemie dauert, desto mehr Zeit haben die Leute, sich mit einer Gründung auseinanderzusetzen. «Deshalb wird es wohl auch im nächsten Jahr einen Rekord geben», sagt Blasucci.