BundesratsentscheidNun könnten Erdgaspreise erneut in die Höhe schnellen
Im Falle eines Lieferstopps seitens Russlands, ungeplanter Kraftwerksausfälle oder längerer Kälteperioden will sich der Bundesrat anderweitig mit Erdgas eindecken. Experten erklären, was das für Private und Industrie bedeuten könnte.
Darum gehts
Nach Sanktionen gegen Russland will die Schweiz nun auch einem allfälligen Lieferstopp von Erdgas entgegenwirken. Dies verkündete der Bundesrat an einer Medienkonferenz am Freitag. Der Krieg zeige, wie abhängig Europa und auch die Schweiz vom russischen Gas seien, sagte Energieministerin Simonetta Sommaruga. 47 Prozent des Schweizer Erdgases stammen aus Russland.
Für die verbleibenden Wintermonate ist gemäss Bundesrat genügend Erdgas vorhanden. Man wolle aber im Hinblick auf den kommenden Winter die Strom- und Gasversorgungssicherheit rasch erhöhen (siehe Box). Doch woher kann die Schweiz Gas und Öl beziehen? Und drohen die jetzt schon rekordhohen Heizölpreise weiter zu steigen? Experten beantworten die wichtigsten Fragen.
So will sich die Schweiz Erdgas sichern
Wo wird nun das Erdgas oder Heizöl beschafft?
Laut Simon Lustenberger, Anlagestratege der Zürcher Kantonalbank ZKB, ist beim Erdöl in der Schweiz keine Knappheit zu erwarten. «Beim Erdöl kann Europa besser auf andere Lieferanten ausweichen», so Lustenberger.
Beim Erdgas sind die aktuellen Entwicklungen heikler: «Für Europa ist Russland ein zentraler Erdgaslieferant», sagt Lustenberger. Alternativ könnte die Schweiz Erdgas aus den USA beschaffen. Dies in der Form von Flüssiggas, das über den Atlantik verschifft werden müsste. «Zudem braucht es die nötigen Infrastrukturen, um diese Zunahme an Fracht, welche über den Ozean transferiert würde, auch bewältigen zu können.»
Werden Erdgas und Heizöl jetzt noch teurer?
«Um Mängel im nächsten Winter zu vermeiden, muss jetzt geplant werden», sagt Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie. Die Gasbranche soll gemeinsam handeln, um die Versorgung sichern und möglicherweise bessere Konditionen aushandeln zu können.
Laut Zünd hätten beim Erdgas bereits viele Schweizer Anbieter ihre Preise deutlich erhöht. «Der Preis von Gas ist sehr volatil. Wird der Kauf von Gas für Schweizer Anbieter teurer, steigt auch unmittelbar der Preis für die Kunden», sagt Zünd. Es sei somit durchaus denkbar, dass der Preis für Erdgas weiter steigen werde. Wie viel teurer Erdgas genau werden wird, ist laut Zünd derzeit noch schwierig abzuschätzen, weil das von sehr vielen Faktoren abhängt.
Beim Heizöl erwartet Lustenberger kaum Preissteigerungen: «Aufgrund zahlreicher Anbieter weltweit ist die Zulieferung zur Schweiz gesichert.»