Oberägeri: Superreiche ziehen ins Steuerparadies

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Oberägeri ZGZahlungskräftige Expats bestellen in der Dorfmetzg auf Englisch

In der Gemeinde Oberägeri im Kanton Zug ziehen viele Reiche und Superreiche zu. 20 Minuten war in Oberägeri und hat die Stimmung im Dorf aufgefangen.

In Oberägeri wollen alle ein Haus mit Seeblick.
Wohnen am Ägerisee kann jedoch sehr schnell teuer werden.
In Oberägeri werden oftmals Häuser schneller abgerissen, um mit einem Neubau einen höheren Mietzins verlangen zu können.
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In Oberägeri wollen alle ein Haus mit Seeblick.

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

  • Der Kanton Zug gilt als Steuerparadies für Superreiche, weshalb vieles teurer wird.

  • Weil viele Expats nach Oberägeri ziehen, wird in der örtlichen Metzgerei sogar Englisch gesprochen.

  • Bezahlbare Wohnungen müssen unter der Hand vermittelt werden, wenn sie an lokale Wohnungssuchende gehen soll.

  • Die Küchen in Oberägeri können locker über 200'000 Franken kosten.

In Oberägeri fahren teure Autos mit tiefen Nummern auf den Kennzeichen durch die Strassen. Das Dorf mit dem tiefen Steuerfuss ist für viele Reiche die Wahlheimat. Auch Rentnerinnen und Rentner ziehen nach Oberägeri, um am Ägerisee die Rente zu geniessen. Viele zieht die kleine Gemeinde auch kurz vor der Pensionierung an. So können sie beim Bezug der 2. und 3. Säule Steuern sparen.

20 Minuten war vor Ort und hat sich das Steuerparadies angeschaut. Im Dorf gibt es viele Menschen, die von den Zuzügerinnen und Zuzüger profitieren, doch es gibt auch eine Schattenseite.

Teure Küchen sind keine Seltenheit

Ein Mitarbeiter einer Schreinerei in Oberägeri, erzählt im Gespräch mit 20 Minuten: «200'000 Franken für eine Küche sind hier keine Seltenheit mehr. Das lokale Handwerk profitiert extrem von den Spezialaufträgen.» Besonders reiche Zuzügerinnen und Zuzüger würden lokal Bestellungen aufgeben.

Ausserdem: «Ohne Seesicht hat man keine Chance, in Oberägeri Immobilien zu verkaufen.» Denn: «Wer ins Dorf zieht, will sich auch ein Haus mit schöner Aussicht kaufen.»

In der Dorfmetzgerei wird Englisch gesprochen

Dorfläden wie die Metzgerei profitieren von den zahlungskräftigen Kundinnen und Kunden.

Dorfläden wie die Metzgerei profitieren von den zahlungskräftigen Kundinnen und Kunden.

20min/msp

Rebekka, die in Ägeri aufgewachsen ist, meint: «Wir merken, dass es deutlich mehr Zuzüger gibt. Es ist für Einheimische frustrierend, dass es immer schwieriger wird, Wohnungen zu finden.» Sie arbeitet in der dorfeigenen Metzgerei, wo auch auf Englisch bestellt wird.

Für die Metzgerei seien die Zuzügerinnen und Zuzüger eine Chance, denn sie profitierten von den zahlungskräftigen Kundinnen und Kunden.

Würdest du umziehen, um Steuern zu sparen?

Kundschaft gleich behandeln

Irini Bodini führt in Oberägeri ein eigenes Coiffeurstudio.

Irini Bodini führt in Oberägeri ein eigenes Coiffeurstudio.

20min/msp

«Die Menschen in Oberägeri sind sehr offen und freundlich», erzählt Irini Bodini, die in Oberägeri ein eigenes Coiffeurstudio führt. Sie habe mit allen einen sehr guten Austausch. Die Einheimischen seien von den reichen Zuzügerinnen und Zuzüger kaum zu unterscheiden.

«Am Anfang wollten meine Kunden eher klassische Haarschnitte, doch mit einer guten Beratung versuchen sie auch neue Haarschnitte aus», erzählt Irini. Sie habe in Oberägeri ihren Traumsalon gefunden und ist stolz, dass sie sich eine Stammkundschaft aufbauen konnte.

Wohnungen an Einheimische vermieten

Pius Brügger will seine Wohnung an Personen aus der Region vermieten.

Pius Brügger will seine Wohnung an Personen aus der Region vermieten.

20min/msp

Pius Brügger, Inhaber des Velo-Geschäfts Zweirad Brügger, vermietet eine Wohnung für 1500 Franken im Monat. «Wir müssen die Wohnung nicht mal ausschreiben, die geht von Mund-zu-Mund-Propaganda weg und ich achte darauf, dass jemand aus der Region die Wohnung erhält.»

Für Leute aus der Mittelschicht sei es grundsätzlich schwer, in Oberägeri eine Wohnung zu finden, denn: «Häuser werden abgerissen, obwohl sie noch eine gute Bausubstanz aufweisen. Danach werden neuere Immobilien gebaut, wofür dann höhere Mieten verlangt werden.»

Von London nach Oberägeri

Sebastian, Barry, Swati und Frederick (v.l.) sind von London nach Oberägeri gezogen.

Sebastian, Barry, Swati und Frederick (v.l.) sind von London nach Oberägeri gezogen.

20min/msp

Barry Tylor lebt seit zwei Jahren in Oberägeri. Er ist mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen aus London in die Zentralschweiz gezogen. «Um wirklich Anschluss finden zu können, müsste ich Deutsch lernen, doch die Sprache ist für mich schwieriger zu lernen als für meine beiden Söhne», erzählt der Brite. Er wisse auf der Strasse nicht, wer Deutsch spricht und wer Englisch. Deshalb finde wenig Austausch statt.

Barry ist sich sicher, dass auch Schweizer in Oberägeri leben können. «Falls sich jemand das Leben in Oberägeri nicht leisten kann, der hier aufgewachsen ist: Man muss hart arbeiten», sagt er. Dann könne man es sich schon leisten.

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