Immer mehr deutsche Züge an Einreise in die Schweiz gestoppt

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Öffentlicher VerkehrDeutsche Züge scheitern immer häufiger an Einfahrt in die Schweiz

Sind deutsche Züge zu unpünktlich, werden sie nicht ins Schweizer Netz gelassen. Das kommt immer häufiger vor.

Deutsche Züge werden an der Schweizer Grenze vermehrt gestoppt.
Die SBB sieht sich zu diesen Massnahmen gezwungen, um Verspätungen der deutschen ICE-Züge nicht auf das eigene Netz übergreifen zu lassen.
Elf Prozent der Züge auf der Strecke München–Zürich wurden im ersten Quartal 2024 an der Weiterfahrt gehindert.
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Deutsche Züge werden an der Schweizer Grenze vermehrt gestoppt.

Julian Stratenschulte/dpa

Darum gehts

  • Die SBB hat im ersten Quartal 2024 vermehrt Züge aus Deutschland an der Grenze gestoppt.

  • Diese Massnahmen sollen die Pünktlichkeit im Schweizer Netz gewährleisten.

  • Hauptgründe für die Stopps sind Infrastrukturprobleme und Streiks in Deutschland.

  • Auch ein Schweizer Nationalrat machte vor wenigen Tagen negative Erfahrungen mit der Deutschen Bahn.

  • Auf X nervt er sich lautstark, dass er gleich zweimal von der DB «vera****t» wurde.

Die SBB hat im ersten Quartal 2024 verstärkt Züge aus Deutschland an der Grenze gestoppt, um die Pünktlichkeit im eigenen Netz zu gewährleisten. Wie aus einer Antwort des deutschen Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel hervorgeht, wurden elf Prozent der Züge auf der Strecke München–Zürich an der Weiterfahrt gehindert. Darüber berichtet die «Süddeutsche Zeitung».

Diese Zahl stelle eine deutliche Zunahme im Vergleich zum Vorjahr dar, als nur zwei Prozent der Züge betroffen gewesen seien. Auf der Strecke Freiburg–Basel sei die Quote mit 12,4 Prozent noch höher.

Baumassnahmen, Oberleitungsstörungen, Streiks

Die SBB sieht sich zu diesen Massnahmen gezwungen, um Verspätungen der deutschen ICE-Züge nicht auf das eigene Netz übergreifen zu lassen. Hauptgründe für die Stopps waren Infrastrukturprobleme, die in drei Vierteln der Fälle eine Weiterfahrt verhinderten.

Dazu zählten insbesondere Baumassnahmen, Oberleitungsstörungen und eine hohe Anzahl an eingleisigen Streckenabschnitten. Auf der Bodensee-Strecke stieg die Anzahl der gestoppten Fahrten aufgrund solcher Probleme von neun Prozent im Jahr 2022 auf aktuelle Werte. Zusätzlich trugen Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zu einem Drittel der vorzeitig beendeten Verbindungen auf der Rheintalbahn bei.

Wie oft bist du schon von Verspätungen im Zugverkehr betroffen gewesen?

Unpünktliche Züge werden nicht ins Schweizer Netz gelassen

Die SBB hat in Absprache mit der Deutschen Bahn bereits im Juli 2022 «vorübergehende Massnahmen» eingeführt, die mittlerweile zu einer dauerhaften Praxis geworden sind. Diese Massnahmen sehen vor, dass Züge, die bestimmte Pünktlichkeitsgrenzen überschreiten, nicht in das Schweizer Netz einfahren dürfen.

Konkret gewährt die SBB den Eurocity-Zügen auf der Strecke München–Zürich einen Puffer von zehn Minuten, bevor die Trassen neu vergeben werden, den ICE-Zügen auf der Strecke Freiburg–Basel sogar 15 Minuten. Diese Praxis spiegelt laut der «Süddeutsche Zeitung» die hohen Ansprüche der SBB an die Pünktlichkeit wider. 2023 erreichten 92,5 Prozent aller Züge in der Schweiz pünktlich ihr Ziel, während dieser Wert im deutschen Fernverkehr nur bei 64 Prozent lag.

Deutsche Bahn «vera****t» Mitte-Nationalrat

Negative Erfahrungen mit der Deutschen Bahn musste kürzlich auch der Solothurner Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt erleben. Auf X nervt er sich derzeit wortgewaltig über ein Erlebnis am Hamburger Hauptbahnhof. Er sei «grob vera****t» worden, als er mit seiner Familie in Hamburg umsteigen wollte – und das gleich zweimal.

Einmal sei der Gleiswechsel erst 30 Sekunden vor der Abfahrt des Zuges kommuniziert worden und dann sei auch seine Tochter «angeschrien» worden, weil sie nicht schnell genug eingestiegen sei. Müller-Altermatt sei von ihr getrennt worden, weil er nach einem zehnminütigem Umweg aufgrund eines Polizeieinsatzes noch einen Koffer von der Überführung über die Gleise herunterwuchten musste. «Es war echt traumatisch», hält er fest.

Trotz alledem bleibe er dem Bahnfahren treu, wie er sagt: «Ich nehme enttäuscht zur Kenntnis, dass Deutschland immer mehr im wahrsten Sinne des Wortes den Anschluss verliert.» Dies, weil die deutsche Politik die Bahn in den letzten Jahren und Jahrzehnten massiv vernachlässigt habe.

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