OropoucheRätselhaftes Virus grassiert – Ausmass deutlich unterschätzt
Das Oropouche-Virus breitet sich in Lateinamerika rasanter aus als bisher bekannt. Das ergab eine grossangelegte Studie.
Darum gehts
Das Oropouche-Virus ist in Lateinamerika weiter verbreitet als gedacht.
Das Virus wird durch Gnitzen übertragen und verursacht Symptome ähnlich wie dem Dengue- oder Zika-Fieber.
Besonders betroffen sind Amazonasregionen, wo bis zu zehn Prozent der Bevölkerung infiziert sein könnten.
Reisende sollten sich mit langer Kleidung und Insektenschutzmitteln schützen, besonders Schwangere sollten vorsichtig sein.
Das rätselhafte Oropouche-Virus ist in Lateinamerika offenbar deutlich häufiger verbreitet als bisher angenommen. Laut einer neuen Studie der Charité-Universitätsmedizin Berlin wurden seit Ende 2023 mehr als 20'000 Infektionen gemeldet. Zwei junge gesunde Frauen starben, heisst es in einer Mitteilung vom Montag.
In mehreren Fällen soll es bei Schwangeren zu Fehlgeburten oder Fehlbildungen gekommen sein. Eine Impfung oder gezielte Therapie gibt es derzeit nicht.
9400 Blutproben aus sechs Ländern untersucht
Das Virus werde durch winzige Stechmücken, sogenannte Gnitzen, übertragen. Die Symptome ähneln dem Dengue- oder Zika-Fieber: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal auch Hautausschlag oder Übelkeit. In seltenen Fällen kam es zu Hirnhautentzündungen.

Geschätztes Grundrisiko einer Infektion mit dem Oropouche-Virus in Lateinamerika.
The Lancet Infectious DiseasesEin Team um Virologe Jan Felix Drexler untersuchte über 9400 Blutproben aus sechs Ländern. In etwa sechs Prozent der Proben wurden Antikörper gefunden – ein Hinweis auf durchgemachte Infektionen. Besonders betroffen seien die Amazonasregionen, wo in manchen Gegenden jeder Zehnte das Virus gehabt habe. In höheren Lagen sei das Risiko geringer.
Drexler zufolge sei das Virus massiv unterdiagnostiziert. Man wisse noch wenig über mögliche Langzeitfolgen, auch für ungeborenes Leben. Ob es Ähnlichkeiten mit dem Zika-Virus gebe, sei ebenfalls noch unklar.
Wetterphänomen El Niño im Fokus
Die Forschenden nutzten maschinelles Lernen, um den Einfluss von Umweltfaktoren zu analysieren. Laut der Studie sind Regen und konstante Temperaturen zentrale Treiber der Verbreitung. Der jüngste Ausbruch könnte durch das Wetterphänomen El Niño begünstigt worden sein. Hinweise auf eine Mutation des Virus gebe es nicht. Drexler hält es für möglich, dass sich der Erreger im Zuge des Klimawandels weiter ausbreitet.
Die Studie enthält eine Risikoabschätzung für ganz Lateinamerika. Besonders gefährdet seien der Amazonas-Regenwald, Teile Zentralamerikas und der Karibik sowie der Süden und die Küstenregionen Brasiliens.
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So sollen sich Reisende schützen
Drexler empfiehlt Reisenden, sich durch lange Kleidung, Insektenschutzmittel mit DEET oder Icaridin und feinmaschige Netze zu schützen. Für Schwangere sei eine reisemedizinische Beratung ratsam, solange die Auswirkungen auf Ungeborene nicht abschliessend geklärt seien.
Veröffentlicht wurde die Studie im Fachjournal «The Lancet Infectious Diseases». Sie entstand im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts und wurde durch verschiedene Förderinstitutionen unterstützt.
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