Japanische Schreibwaren: Von Stiften zu Kultobjekten

Es sind mehr als einfach nur Stifte und Notizbücher: Die Schreibwaren von japanischen Marken wie Kokuyo, Kuretake und Pilot sammeln auf Social Media Millionen von Likes und sorgen nicht nur bei Sammlern für Begeisterung. «Als ich zum ersten Mal einen Mitsubishi-Stift verwendet habe, hat das mein Leben verändert!», schreibt User dackery unter einem Video. Hochwertige Papeterie-Artikel sind aber nicht nur ein Trend, der zu uns nach Europa rüberschwappt, sondern tief in der japanischen Kultur verwurzelt.

Das liegt nicht nur daran, dass man in Japan gerne herzige Designs hat. Ein besonders grosser Faktor sind auch die japanischen Schriftzeichen. Handschrift ist traditionell ein Ausdruck von Persönlichkeit und Bildung, man will also besonders schön und präzise schreiben – und dafür braucht es eben entsprechende Stifte und Papier. Aber auch in Europa und den USA gewinnen die japanischen Schreibwaren zunehmend an Beliebtheit.

Im Subreddit r/pens teilen fast 150’000 Nutzer ihre Liebe zu Stiften und tauschen sich in langen Beiträgen darüber aus, bei welchen sich der Preis lohnt. Über den Uniball Zento, einen besonders beliebten Flüssiggelstift, schreibt User Jimteed etwa: «Das Schreiberlebnis mit dem Zento ist angenehm gleichmässig und etwas geschmeidiger als mit dem ONE. Ich muss zugeben, dass die dunkelgraue Tinte eine Enttäuschung ist, nachdem ich die tiefschwarze Tinte des ONE verwendet habe.»

Die meisten dieser Stifte sind in einem normalen bis leicht erhöhten Preisrahmen angesiedelt, etwa die Uniball Zento Signature Modelle. Diese Kugelschreiber gibt es erst seit Anfang Februar – und sie sind praktisch überall ausverkauft. Im Handel hätten die Stifte nur gerade 20 bis 30 Franken gekostet, auf Ebay und anderen Plattformen werden sie jetzt teilweise für über 400 Franken angeboten. Das ist aber immer noch günstig im Vergleich zu den handbemalten Namiki-Modellen von Pilot – die werden für mehrere Tausend Franken gehandelt.

Viele dieser Stifte sind von Künstlern von Hand bemalte Unikate, die mit hochwertigsten Materialien, darunter Gold und andere Edelmetalle gefertigt werden. Die Federn der Füllfederhalter gelten als besonders fein und präzise und Fans der Marke sind bereit, ein Vermögen dafür auszugeben. So schreibt User EmoLoopa: «Normale Menschen wollen in Japan Disneyland besuchen – ich möchte einfach nur Schreibwaren kaufen.»

In Japan gibt es auch Wettbewerbe für Schreibwarenhersteller, bei denen die besten Produkte und Innovationen ausgezeichnet werden. Dabei gibt es Preise für besonders gute Stifte, aber auch für zahlreiches Zubehör. «Wäre ich noch in der Schule, diese Produkte wären ein Gamechanger», schreibt Blueblue und ein anderer User findet «Also gut – ich kaufe alles!»

Zu den Preisträgern vergangener Jahre gehört auch eine Klammer, die Notizbücher und Agenden offen halten kann, ohne sie zu beschädigen, sowie bunte Gelstifte. Die über 3400 Kommentare sind fast alle positiv: «Ich liebe Schreibwaren!» und «Das ist die beste Seite von Tiktok», schreiben gleich mehrere User.

Die Beliebtheit in den sozialen Medien lässt sich durch mehrere Faktoren erklären: Einerseits ist die Qualität der Produkte tatsächlich sehr hoch und Menschen, die privat oder beruflich viel Schreiben, Basteln oder Zeichnen, wollen hochwertige und langlebige Utensilien.

Die japanischen Designs sind aber auch schlicht oft sehr herzig oder ästhetisch, was sich für Inhalte auf Tiktok oder Instagram sehr gut eignet – Userinnen und User lassen sich von schönen Farben und präziser Schrift in den Bann ziehen: «Es ist einfach so befriedigend, wie gleichmässig man mit diesen Stiften schreiben kann», schreibt beispielsweise ein User.