NiederlandeParty-Experiment in Amsterdam – 1300 toben sich bei Festival aus
In der niederländischen Metropole testet die Regierung Grossveranstaltungen unter eingeschränkten Bedingungen. Am Samstag durften hunderte mit negativem Test bei einem Musikfestival dabei sein.
Darum gehts
In Amsterdam nahmen 1300 Besucher an einem Corona-Testkonzert teil.
Alle Besucher mussten einen negativen Test vorweisen und werden nun erneut getestet.
Laut Angaben des Schweizer Epidemiologen Matthias Egger könnten solche Tests auch in der Schweiz helfen, die nächsten Öffnungsschritte zu planen.
Am Samstag haben die Behörden in Amsterdam zum Testlauf für Grossveranstaltungen eingeladen. Verschiedene Musiker und DJs traten dabei vor einer enthusiastischen Menge auf. Wie der «Guardian» berichtet, folgten rund 1300 Teilnehmer dem Ruf in den «Ziggo Dome». Das Mini-Festival fand am Nachmittag statt, um nicht gegen die aktuell gültigen Ausgehbeschränkungen in den Niederlanden zu verstossen.
Bedingung für die Teilnahme war ein negativer Corona-Test in den letzten fünf Tagen. Fünf Tage nach dem Event werden sämtliche Teilnehmer erneut zum Test antreten müssen, um zu prüfen, ob es zu Übertragungen gekommen ist.
Tickets rasch ausverkauft
Die Festival-Besucher wurden in fünf Gruppen («Bubbles») von rund 250 Personen aufgeteilt – alle mit unterschiedlichen Aufgaben und Regeln. Während die einen Masken tragen mussten, sollten andere absichtlich so laut wie möglich schreien und sich bewegen. Zur Bewegungsüberwachung erhielten alle Raver ein elektronisches Etikett.
Wer sich zu den Glücklichen zählen durfte, wurde per Losverfahren entschieden. Die Tickets kosteten 15 Euro und waren in 20 Minuten ausverkauft. Zwölf Personen wurden aufgrund eines positiven Testresultats von der Teilnahme ausgeschlossen.
Hinter der Initiative mit dem Namen Fieldlab steht die niederländische Regierung in Zusammenarbeit mit der Event-Branche im Land. Wie der «Guardian» die Organisatoren des Testlaufes zitiert, konnten sie schon einige interessante Beobachtungen aus dem Experiment ziehen. Einer der Erkenntnisse war, dass auch in der Masken-Gruppe schnell die Hemmungen fielen und einige den Mundschutz ablegten.
«Solche Testläufe prüfen die Wirksamkeit von Massnahmen»
Auch der Ex-Chef der Schweizer Taskforce, Matthias Egger, hatte den Beitrag über den Test per Twitter geteilt:
Auf Anfrage gibt der Epidemiologe der Uni Bern bekannt, dass er solche Studien für sehr sinnvoll halte. «Solche Tests wären sehr wichtig, um die Wirksamkeit für Massnahmen zu prüfen.»
Die vorher durchgeführten Tests sowie der Ausschluss von positiv Getesteten würde die Aussagekraft natürlich einschränken, mit der Studie lasse sich aber gut zeigen, wie die Menschen auf mögliche Einschränkungen reagieren würden. Auch den Vorschlag der einzelnen Bubbles findet Egger sehr interessant. Der Berner war bis im Juni vergangenen Jahres Vorsteher der Swiss Task Force.

Der Epidemiologe und ehemalige Taskforce-Chef, Mathias Egger, äussert sich positiv zum Testversuch in Amsterdam.
Universität BernIn der Schweiz waren in der Vergangenheit bereits ähnliche Tests angedacht. So hätten in Bern Ende letzten Jahres 1000 Besucher und Besucherinnen eines Eishockeyspiels auf Covid-19 getestet und das Infektionsrisiko überprüft werden sollen. Das Versammlungsverbot habe diese dann jedoch zunichte gemacht. Ausserdem seien laut Egger auch die ethischen und juristischen Anforderungen für solche Studien in der Schweiz sehr hoch.
«Das Klima ist bei uns ein anderes. In den Niederlanden oder auch in Grossbritannien ist das Verständnis für solch pragmatische Studien viel grösser als in der Schweiz.» Die Behörden in Amsterdam hätten sich bereits im Zusammenhang mit der HIV/Aids Epidemie durch gute Public Health Studien ausgezeichnet. Nichtsdestotrotz könne es laut Egger in Zukunft auch in der Schweiz zu solchen Studien kommen.
Tests sollen grosszügigere Öffnungen ermöglichen
Fieldlab hat bereits Tests an Geschäftskonferenzen, Fussballspielen und Theateraufführungen durchgeführt. Ein Vertreter der Organisation äusserte gegenüber dem «Guardian» dann auch die Hoffnung, dass durch die Tests neue massgeschneiderte Lösungen für Grossveranstaltungen möglich würden. «Die bisherigen Massnahmen sind generisch, erlauben beispielsweise nur 100 Personen. Wir hoffen auf spezifischere Massnahmen, z.B. dass man den Ziggo Dome zur Hälfte öffnen könnte».
Für den DJ Sam Feldt war es der erste Auftritt vor Publikum seit letztem Oktober. «Ich sehe Licht am Ende des Tunnels. Es gibt viele Zeichen dafür, dass wir im Sommer wieder mehr Partys durchführen können».
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