Payerne VD«Hunde nur in der Küche» – Fasnachtssprüche sorgen für Aufregung
In Payerne sorgten Schriftzüge an Schaufenstern für Kritik. Politiker und Instagram-Nutzer verurteilen die Sprüche als «rassistisch» – andere verteidigen sie als «Tradition».

Hunde seien nur in der Küche erlaubt, heisst es auf dem Schriftzug in Bezug auf das «Hunde verboten» Schild an einem thailändischen Restaurant.
Lucien AgasseDarum gehts
An der Fasnacht «Brandons de Payerne» wurden zahlreiche Sprüche an verschiedenen Fenstern angebracht.
Nachdem ein Fotograf die Sprüche auf Instagram veröffentlicht hatte, kam es in der Kommentarspalte zu Diskussionen.
Während einige gewisse Sprüche als «rassistisch» bezeichnen, verteidigen andere die Sprüche als «Tradition».
Das «Comité des Masqués» entschuldigte sich öffentlich für die Vorfälle.
Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus beurteilt die Sprüche als «inakzeptabel».
«Hunde nur in der Küche erlaubt», «Tagsüber kneifen wir die Augen zu» und «bombastisches» Essen beim Libanesen: Mehrere Schriftzüge sorgten vergangenes Wochenende an der Fasnacht «Brandons de Payerne» im Kanton Waadt für Diskussionen.
«Es gab nie Probleme»
Der Fotograf Lucien Agasse hat die Bilder auf Instagram hochgeladen. Im Kommentarbereich spalteten sich daraufhin die Gemüter: «Seit 130 Jahren läuft das so und es gab nie Probleme. Wenn Sie keinen Humor haben und das für Rassismus halten, wird es echt bedenklich», kommentiert ein Nutzer.
Dieser Einstellung schliesst sich eine weitere Person an: «Haben Sie die Inhaber gefragt, ob sie das stört? Komisch, dass sich niemand beschwert hat.»
Hingegen gibt es auch mehrere Nutzer, welche die Schriftzüge verurteilen. «Das ist beängstigend! Ich habe es satt, diesen enthemmten Rassismus, Sexismus und Ableismus zu sehen!», schreibt jemand.

Der Fotograf Lucien Agasse hielt die verschiedenen Schriftzüge fest und veröffentlichte sie auf Instagram. Bei einem asiatischen Laden: «Tagsüber kneifen wir die Augen zu.»
Lucien AgasseEine andere Person äussert auch Kritik: «Ich schäme mich dafür, dass sich einige meiner Mitmenschen erlauben, unter dem Vorwand des ‹Humors› rassistische Aussagen auf Schaufenstern anzubringen.»
«Das ist kein Humor, das ist Gewalt»
In der Politik wurde das Thema ebenfalls diskutiert. «Das ist kein Humor, das ist Gewalt. Das ist kein Witz, das ist unverhohlener Rassismus und Antisemitismus, das ist nicht harmlos», sagt Romain Pilloud, Präsident der SP Waadt, während der Sessionen am Dienstag. «Ich hoffe, ihr schämt euch», richtet er den Verfassern der Sprüche aus.
Von den Seiten der SVP Waadt heisst es auf Anfrage von 20 Minuten, dass ihnen die Einzelheiten des Vorfalls nicht bekannt seien. Man verurteile jedoch jeglichen Rassismus und Antisemitismus.

«Ihr werdet sehen, es ist Bombe» steht auf dem Fenster eines libanesischen Restaurants.
Lucien AgasseDie Eidgenössische Kommission gegen Rassismus schätzt den Vorfall auf Anfrage von «20 Minutes» ein. «Wir werden in dieser Zeit oft für ähnliche Vorfälle angefragt», sagt Samson Yemane, Vizepräsident der Kommission. «Diese sind inakzeptabel und müssen verurteilt werden. Sie haben übrigens keinerlei echten Bezug zur Karnevalszeit. Einige der beleidigenden Aussagen sind besorgniserregend, und man muss ihre Verharmlosung vermeiden.»
Satire sei eine «heikle Kunst»
Das «Comité des Masqués» hat sich inzwischen in einer Medienmitteilung entschuldigt. «Die Brandons beruhen in ihrer jahrhundertealten Tradition auf Humor und Karikatur. Es ist ein Moment der freien Meinungsäusserung, in dem ungeschriebene Regeln, öffentliche Persönlichkeiten und aktuelle Ereignisse oft mit Übertreibung und Ironie thematisiert werden», steht in der Mitteilung.
Was hältst du von den Schriftzügen an der Fasnacht in Payerne?
«Wir sind uns jedoch bewusst, dass Satire eine heikle Kunst ist und die Grenze zwischen Humor und Beleidigung manchmal schmal sein kann.» Man bedauere deshalb, dass gewisse Sprüche die Geschäftsinhaber und die Bevölkerung verletzt haben könnten.
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