ChinaPekinger ärgern sich über ständigen Quarantäne-Alarm wegen Olympia
Wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele bekommen die Einwohner der Millionenmetropole trotz der hermetischen Abriegelung der olympischen Anlagen die ersten Auswirkungen zu spüren.
Darum gehts
Ohne Corona-App geht in China gar nichts: Busfahren, Einkaufen, Arbeiten – all das ist nur erlaubt, wenn der digitale Gesundheitspass grün leuchtet. Vor den Olympischen Winterspielen in Peking haben die Behörden die Kriterien für den Gesundheitsstatus verschärft. Tausenden Menschen in der chinesischen Hauptstadt blieb deshalb in den vergangenen Tagen der Zugang zum Büro oder Restaurant verwehrt, weil die App bei ihnen plötzlich auf rot sprang.
Studentin Yu war fassungslos. «Nicht einmal der Teeladen lässt mich ohne den Gesundheitscode hinein», beklagte sich die junge Frau auf der Internet-Plattform Weibo. Inzwischen kennt sie den Grund, warum ihr Display plötzlich rot leuchtete: Ihr Einkauf in einer Apotheke wenige Tage zuvor.
Ampelsystem sorgt für Kontrolle
Über Nacht hatte die Stadt ohne Ankündigung eine neue Regelung eingeführt, wonach alle, die Medikamente gegen ein mögliches Covid-Symptom wie Fieber oder Husten kaufen, als potenziell infiziert gelten. Erst ein negativer Corona-Test setzt die App wieder auf grün.
China ist eines der letzten Länder weltweit, das an einer strikten Null-Covid-Strategie festhält. Auf den geringsten Hinweis auf einen Ausbruch reagieren die Behörden mit Massentests und strenger Quarantäne. Kurz vor den Olympischen Spielen, die am Freitag in Peking beginnen, sind sie nun noch nervöser und vorsichtiger bei Infektionsfällen.
Corona-Apps sind ein wichtiger Bestandteil dieses Systems. Je nach Gesundheitsstatus und Aufenthaltsort des Nutzers wird auf seinem Handy ein farbiger Gesundheitscode angezeigt: Bei grün ist alles in Ordnung, gelb bedeutet Quarantäne zu Hause und wessen Code sich rot färbt, der muss in behördlich kontrollierte Quarantäne.
Corona-Tracking-App lässt Kriminelle verzweifeln
China hatte Anfang 2020 als eines der ersten Länder Apps zur Identifizierung von Kontaktpersonen Infizierter eingeführt. Nicht nur der Aufenthaltsort, sondern auch alle Impfungen und Tests werden von der App registriert. Die Apps sind in der Volksrepublik nicht gesetzlich vorgeschrieben. In der Praxis ist es jedoch fast unmöglich, sich ohne sie zu bewegen oder einen öffentlichen Ort zu betreten.
Manchmal stösst die digitale Pandemiekontrolle an ihre Grenzen. Nach einem Corona-Ausbruch im Dezember in der Stadt Xi’an stürzte die App ab. Die Millionenstadt stand unter Quarantäne, alle Bewohnerinnen und Bewohner mussten sich testen lassen. Unter dem Massenansturm brach das System zusammen.
Bei Einführung der App gab es auch in der Volksrepublik datenschutzrechtliche Bedenken. Inzwischen lässt die überwiegende Mehrheit der Chinesinnen und Chinesen jedoch bereitwillig bei jeder Gelegenheit den Gesundheitscode scannen und hinterlässt damit digitale Spuren.
Pech für gesuchte Straftäterinnen und -täter, denn ein Leben im Verborgenen ist damit fast unmöglich geworden. Immer wieder berichten chinesische Medien über Kriminelle, die sich der Polizei stellen. Denn ohne Smartphone oder Tracking-App war es ihnen schlichtweg unmöglich geworden, sich zu fortzubewegen, einzukaufen oder zu arbeiten.
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Hier findest du Hilfe:
BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00
BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92
Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143