Peter MagyarMit ominöser Ankündigung macht er Druck auf Viktor Orban
Lange Zeit war er Teil der Regierungspartei Fidesz und bekleidete hohe Positionen in Staatsbetrieben. Jetzt sind Zehntausende dem Aufruf von Peter Magyar gefolgt, um gegen den Status Quo zu protestieren.
Darum gehts
Ein ehemaliger Fidesz-Insider könnte Viktor Orban ernsthafte Konkurrenz machen.
Zwar hat er noch keine Partei gegründet, doch schon jetzt ist die Unterstützung für Peter Magyar in der Bevölkerung gross.
So organisierte der Ex-Mann der zurückgetretenen Justizministerin am Wochenende massive Proteste.
In Ungarn hat sich ein bislang weitestgehend unbekannter Politiker in kürzester Zeit zu einem der lautesten Kritiker des seit 2010 amtierenden Präsidenten Viktor Orban gemausert – dabei war Peter Magyar seit 2002
bis zum Anfang dieses Jahres treues Mitglied der Regierungspartei Fidesz.
Doch diese Zeiten sind vorbei: Über Facebook hat Magyar zu Protesten gegen Orban und dessen «Mafia-Staat», wie es der 43-Jährige nennt, aufgerufen und prognostiziert, dass dem Aufruf für das vergangene Wochenende Hunderttausend Leute folgen würden. «Mehr als 20 Jahre sind vergangen, in denen die gewählten Führer die Ungarn gegeneinander aufgehetzt haben, aber jetzt machen wir Schluss damit», soll Magyar laut dem «Tages-Anzeiger» seinen Unterstützern am Samstag unter anderem versprochen haben.
Grösste Demo seit Amtsantritt von Orban?
Und tatsächlich: In Scharen versammelten sich die Ungarinnen und Ungarn am Samstagnachmittag in der Hauptstadt Budapest, wobei der Ferenc-Deak-Platz als designierter Treffpunkt schon lange vor Beginn der eigentlichen Demo überfüllt war. Zwischenzeitlich brach der Livestream zusammen, weil so viele Leute die wohl grösste Demo in Budapest seit dem Amtsantritt von Orban vor 14 Jahren verfolgen wollten.
Peter Magyar ist alles andere als ein typischer Oppositionspolitiker. Nach seinem Beitritt in die Fidesz-Partei um die Nullerjahre stieg er über verschiedene Positionen zum Diplomaten in der Botschaft in Brüssel auf, zuletzt sass der Rechtsanwalt in den Aufsichtsgremien mehrerer staatsnaher Betriebe.
Ex-Frau musste Rücktritt geben
Diese Ära scheint seit dem Rücktritt seiner Ex-Frau vorbei: Judit Varga, mit der Magyar seit 2006 verheiratet war und drei gemeinsame Kinder hat, amtierte seit 2019 als ungarische Justizministerin. Weil sie und die damalige Staatspräsidentin Katalin Kovak ein Gnadengesuch eines Kinderheim-Leiters unterzeichnet hatten, der den sexuellen Kindesmissbrauch seines Vorgesetzten vertuscht hatte, mussten beide Frauen im Februar 2024 zurücktreten.
Nun präsentiert sich Magyar als Anführer einer «Garagenbewegung», einem politischen Start-up, das sich deutlich von der bestehenden Opposition abhebt. Zwar hat er noch keine eigene Partei gegründet, schon jetzt würden bei Umfragen aber neun Prozent der Ungarn Magyars Politik ihre Stimme geben.
Magyars Aufstieg und seine Herausforderung gegen Orban haben bereits eine Polarisierung in der ungarischen politischen Landschaft bewirkt, mit heftigen Reaktionen sowohl von Fidesz als auch von bestehenden Oppositionsparteien. Während regierungsnahe Medien seine Bemühungen herunterspielen, sehen viele Ungarn in ihm eine neue Hoffnung auf Veränderung.
Magyar will «grossen Polit-Skandal» aufdecken
Seine bevorstehende Tour durch Ungarn und seine ominöse Ankündigung, «den grössten juristischen und politischen Skandal der letzten dreissig Jahre» aufzudecken, könnten seine Position weiter stärken und den Druck auf die Regierung Orban erhöhen. Trotz der massiven Unterstützung hat er sich bisher allerdings noch nicht auf ein konkretes Programm festgelegt oder die Gründung einer neuen Partei angekündigt, obwohl er plant, an der Europawahl teilzunehmen.
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