Iran: Regierung setzt sexuelle Gewalt gegen Protestbewegung ein

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Proteste im IranPolizisten vergewaltigten Armita Abbasi, Spital sollte alles vertuschen

Im Iran sollen inhaftierte Menschen sexuell misshandelt werden, um sie zu erniedrigen, Macht zu demonstrieren und sie zu falschen «Geständnissen» zu zwingen. Berichte von Betroffenen häufen sich. 

Am 10. Oktober wurde die 20-jährige Iranerin Armita Abbasi festgenommen. Sie hatte sich in sozialen Medien nicht anonymisiert regimekritisch geäussert.
Am 18. Oktober wurde sie mit zahlreichen Verletzungen in ein Spital gebracht. Laut dem Spitalpersonal deuteten die Verletzungen auf Vergewaltigungen hin.
Noch immer befindet sich die 20-Jährige in Haft. Am 26. Januar 2023 soll ein Prozess gegen sie stattfinden.
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Am 10. Oktober wurde die 20-jährige Iranerin Armita Abbasi festgenommen. Sie hatte sich in sozialen Medien nicht anonymisiert regimekritisch geäussert.

Screenshot Twitter

Darum gehts

  • Zahlreiche Personen berichten davon, sexuelle Gewalt in Haft im Iran erfahren zu haben.

  • In mindestens einem Fall bestätigt auch betreuendes Gesundheitspersonal, dass die Verletzungen der Betroffenen auf Vergewaltigung deuten.

  • Experten zufolge wollen die Sicherheitskräfte Inhaftierte demütigen und Aussenstehenden Angst einjagen.

Protestierende, die im Iran in Haft waren, berichten von sexueller Gewalt, die von den Sicherheitskräften als Druckmittel genutzt werde, um die Opfer zu öffentlichen «Geständnissen» zu zwingen. Betroffen sind laut Berichten sowohl Männer als auch Frauen. 

Frauen erzählen, dass sie auf der Fahrt zum Gefängnis im Polizeiwagen von männlichen Sicherheitsleuten kontrolliert wurden, obwohl auch Beamtinnen anwesend waren. «Sie durchsuchten uns auf äusserst widerliche Weise», erzählt eine Betroffene der iranischen Zeitung «Iran International». Als sie sagte, sie wolle von Frauen durchsucht werden, hätten die Beamten ihr gesagt, sie soll den Mund halten.

Ein anderes Opfer erzählt, sie und elf andere Frauen seien von männlichen Beamten dazu gezwungen worden, sich auszuziehen. Dann hätten sie sie erniedrigt und dabei «wild gelacht». Viele Betroffene erzählten, dass ihnen mit Vergewaltigung oder der Vergewaltigung von Familienangehörigen gedroht worden sei. 

Spitalpersonal wird dazu gedrängt, Vergewaltigungen zu vertuschen

Die 20-jährige Armita Abbasi wurde am 10. Oktober verhaftet und laut einer Recherche von «CNN» danach mehrmals vergewaltigt. Acht Tage nach ihrer Verhaftung sei sie von Sicherheitskräften in ein Spital in Karadsch gebracht worden. Spitalpersonal bestätigte, dass Abbasi zahlreiche Verletzungen aufwies, die auf wiederholte Vergewaltigungen hindeuteten. Die Sicherheitsleute hätten das Gesundheitspersonal unter Druck gesetzt, die von Vergewaltigungen rührenden Verletzungen offiziell auf einen Zeitpunkt vor ihrer Verhaftung zurückzuführen.

Abbasi war verhaftet worden, nachdem sie sich auf ihren Social-Media-Accounts öffentlich regimekritisch geäussert hatte. Seither ist sie in Haft und laut ihrer Mutter soll der Prozess gegen sie am 26. Januar stattfinden.

Sexuelle Gewalt als Demonstration von Entschlossenheit

Der Mitbegründer und Forschungsleiter einer Stiftung für Menschenrechte und Demokratie im Iran, Ladan Boroumand, sagte gegenüber «Iran International», dass die Regierung sexuelle Gewalt einsetze, um zu demonstrieren, dass sie keine Grenzen kenne, wenn es darum gehe, die Protestbewegung zu unterdrücken. So sollen die Inhaftierten gedemütigt und anderen Menschen Angst eingejagt werden. 

Auch Human Rights Watch dokumentierte schwere Misshandlungen von Inhaftierten. Zwei Frauen wurden laut der Menschenrechtsorganisation während der Verhaftung geschlagen, sexuell misshandelt und unter Druck gesetzt, indem ihnen mit Vergewaltigungen gedroht wurde.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

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