Iran: Polizisten schiessen gezielt auf Brüste und Genitalien

Publiziert

Ärzte entsetztIranische Polizisten schiessen Frauen auf Gesicht, Brüste und Genitalien

Bei den aktuellen Protesten schiessen iranische Sicherheitskräfte mit Schrotflinten auf Regimegegner. Dabei zielen sie bei Frauen offenbar auf andere Körperpartien als bei männlichen Demonstranten.

Röntgenbild eines Kopfes, der von etlichen Schrotkügelchen getroffen wurde.
Bei Frauen wird oft in die Körpermitte und auf die Schenkel geschossen.
Seit Wochen finden regelmässig Demonstrationen gegen das repressive Regime statt.
1 / 4

Röntgenbild eines Kopfes, der von etlichen Schrotkügelchen getroffen wurde.

Iranische Ärzte via «Guardian»

Darum gehts

  • Iranische Ärzte haben Einblick in Art und Schwere der Verletzungen gewährt, die Demonstrierende erlitten.

  • Dabei stellten sie fest, dass bei Frauen oft auf anderen Körperstellen geschossen wurde als bei Männern.

  • Zudem haben viele Menschen ihr Augenlicht verloren, weil ihnen gezielt mit Schrot ins Gesicht geschossen wurde.

Wenn iranische Sicherheitskräfte mit Schrotflinten gegen demonstrierende Mengen vorgehen, wenden sie laut Ärzten und Pflegepersonal bei Frauen und Männern verschiedene Methoden an: Bei Frauen würden sie gezielt auf Gesichter, Brüste und den Schambereich zielen. Die Mediziner hatten festgestellt, dass eingelieferte Frauen oft andere Verletzungen aufweisen würden als Männer, gaben sie gegenüber dem «Guardian» an. Die Verletzten müssen wegen drohender weiterer Repressionen oft im Verborgenen behandelt werden – vor den Spitälern kontrollieren oft Sicherheitskräfte das Kommen und Gehen.

Während Männer oft mit Schrotkugeln im Gesäss, Beinen und Rücken aufweisen würden, seien Frauen auffällig oft im Gesicht, an den Brüsten und im Genitalbereich verletzt. Eine Ärztin aus Isfahan, die wie alle ihre befragten Kolleginnen und Kollegen aus Angst vor Konsequenzen anonym bleiben möchte, berichtet: «Ich habe eine Frau Mitte 20 behandelt, die von zwei Schrotkugeln in die Genitalien getroffen wurde. Zehn weitere Projektile steckten in der Innenseite ihrer Schenkel. Diese konnten wir einfach entfernen, aber die beiden anderen waren eine Herausforderung, weil sie zwischen der Vulva und der Harnröhre steckten. Es gab ein ernsthaftes Risiko einer vaginalen Infektion.»

«Sie leiden unter einem Minderwertigkeitskomplex»

Die Frau sei bei Protesten von etwa zehn Sicherheitskräften umringt worden. Diese hätten dann gezielt auf ihre Schenkel und ihren Schritt geschossen. Andere Frauen kämen mit Verletzungen im Gesicht. «Ich glaube, die Polizisten wollen die Schönheit der Frauen zerstören», sagt die Frau. Und ein anderer Mediziner aus Karaj sagt: «Die Sicherheitskräfte schiessen auf Gesicht und Geschlechtsteile der Frauen, weil sie unter einem Minderwertigkeitskomplex leiden. Und diese sexuellen Komplexe wollen sie loswerden, indem sie auf diese jungen Leuten schiessen.»

Der britische Gesichtschirurg Iain Hutchison hat ihm vorgelegte Aufnahmen von Verletzungen angeschaut. Er sagt, es sehe so aus, als würden die Polizisten gezielt aus nächster Nähe auf die Augen schiessen. Die Aufnahmen würden suggerieren, dass Protestierende festgehalten würden, «damit sie ihre Gesichter nicht abwenden könnten».

Erste Hinrichtung offiziell vollzogen

Laut dem «Guardian» haben 400 iranische Augenärzte ein Schreiben an den nationalen Verband geschickt, in dem sie ihre Besorgnis über die Praxis ausdrücken. Bereits in über 100 Fällen hätten Menschen wegen Schrotkugeln aus Polizeigewehren ihr Augenlicht teils oder ganz verloren.

Weltweit für Entsetzen löste dieser Tage der Bericht über erste Hinrichtungen im Zusammenhang mit den Protesten aus. Der junge Mohsen Shekari wurde dieser Tage erhängt, auch gegen etliche andere Aktivisten wurde die Todesstrafe ausgesprochen.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

(trx)

Deine Meinung zählt