Björn Höcke – der umstrittene AfD-Mann vor dem Triumph

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PortraitBjörn Höcke – der umstrittene AfD-Mann vor dem Triumph

Bei der Landtagswahl in Thüringen will Björn Höcke die AfD zum Sieg führen. Umfragen sehen seine Partei bei 30 Prozent. Doch wer ist die umstrittene Schlüsselfigur, die für die einen ein Hoffnungsträger und die anderen eine grosse Gefahr für Deutschland darstellt?

Björn Höcke bei einem Wahlkampfauftritt der AfD in Erfurt.
Umfragen sehen die AfD in Thüringen an erster Stelle.
Es wäre das erste Mal, dass die AfD in einem deutschen Bundesland die stärkste Kraft wäre.
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Björn Höcke bei einem Wahlkampfauftritt der AfD in Erfurt.

IMAGO/Jacob Schröter

Darum gehts

  • Björn Höcke könnte als Spitzenkandidat der AfD in Thüringen erstmals die stärkste Kraft in einem deutschen Bundesland anführen.

  • Höcke polarisiert stark mit rechtsextremen Äusserungen und spaltet selbst die AfD, in der er als treibende Kraft des Rechtsrucks gilt.

  • Höcke inszeniert sich als «Mann des Volkes» und pflegt Kontakte zu rechten Netzwerken.

Björn Höcke steht kurz vor einem möglichen politischen Triumph: Mit ihm als Spitzenkandidaten könnte die AfD in Thüringen bei der Landtagswahl erstmals die stärkste Kraft in einem deutschen Bundesland werden – ein Szenario, das weit über Thüringen hinaus Wellen schlagen würde. Höcke polarisiert wie kaum ein anderer Politiker: Während er für seine Anhängerinnen und Anhänger der Hoffnungsträger ist, gilt der 52-Jährige bei vielen als der gefährlichste Politiker Deutschlands. 20 Minuten fasst dir das Wichtigste über seine Person zusammen:

Seine Provokationen und rechtsextremen Sprüche

Immer wieder fällt Höcke mit seiner radikalen und rechtsextremen Rhetorik auf. Ob es um die Relativierung der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands geht oder das Verwenden von unerlaubten Naziparolen – er scheut keine Kontroverse. «Das Problem ist, dass Hitler als absolut böse dargestellt wird», sagte er etwa dem «Wall Street Journal». Vom deutschen Verfassungsschutz wird Höcke beobachtet und als rechtsextrem eingestuft. Ein Gericht hat festgestellt, dass Höcke «Faschist» genannt werden darf. Er selbst streitet jegliche Nähe zum Nationalsozialismus ab.

Der Mann, der sogar die AfD spaltet

Wegen seiner provokativen Art und seinen rechtsextremen Positionen gilt Höcke als einer der radikalsten Köpfe der AfD und muss sich selbst innerhalb seiner eigenen Partei immer wieder Kritik anhören. Diese kommt vor allem von Mitgliedern des gemässigteren Flügels der Partei, der jedoch an Einfluss verliert. Während dieser versucht, die AfD als bürgerliche Alternative zu etablieren, steht Höcke wie kaum ein anderer in der Partei für den Rechtsruck, den die AfD in den letzten Jahren durchgemacht hat.

Inszenierung als «Mann des Volkes» und «Opfer»

Höcke lebt zurückgezogen in Bornhagen, einem kleinen Dorf in Thüringen, wo er in einem alten Pfarrhaus wohnt. Der Vater von vier Kindern inszeniert sich gerne als bodenständiger Mann des Volkes: Holzhacken, Joggen und Familienfeste. In seinen Reden und in seinem vor kurzem veröffentlichten 100-minütigen Dokumentarfilm stellt sich Höcke oft als Aussenseiter und alleiniger Kämpfer gegen das Establishment dar. Dieser «Personenkult» sorgt genauso für Kritik wie seine Opfererzählungen vor Gericht. So stellte sich Höcke etwa als «Opfer», das «gejagt» und zu Unrecht als «Teufel der Nation» verfolgt wurde, oder als «unschuldigen Mann, der ans Kreuz genagelt wurde», dar.

«Höcke und seine Hintermänner»

Ein kürzlich veröffentlichter ARD-Dokumentarfilm zeigt Höckes Kontakte zur Szene der «Neuen Rechten», darunter auch zu einem bekannten Vordenker dieser Bewegung. Auch Verbindungen zu militanten Neonazis werden thematisiert. Kritiker werfen Höcke vor, diese Netzwerke zu nutzen, um seine Macht innerhalb der AfD auszubauen und gezielt politische Krisen zu instrumentalisieren.

Der Lehrer, der aneckt

Höcke war früher Lehrer und erzählt gerne, wie beliebt er bei seinen Schülern gewesen sei. Ein Apfelbaum, der «üppige Früchte» trage, soll ihm von seiner Klasse zum Abschied geschenkt worden sein. Doch fünf ehemalige Schüler berichten laut «Tagesspiegel» von ganz anderen Erlebnissen und werfen ihm vor, den Holocaust relativiert zu haben. Höcke bestreitet die Vorwürfe.

Der Spitzname «Bernd»

Immer wieder wird Höcke statt Björn fälschlicherweise «Bernd» genannt. Dieser Name stammt vom «Heute Show»-Comedian Oliver Welke, der Höcke seit Jahren gezielt so nennt. Was sich innerhalb der Show zu einem «Running Gag» entwickelte, führte dazu, dass andere Höcke fälschlicherweise «Bernd» nennen. Selbst Parteikollegen machten diesen Fehler.

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