Post-CEO Roberto CirilloSilicon Valley, Startup, Bundesbern: Wo gibts Ihren Nachfolger?
Der scheidende Konzernchef Roberto Cirillo hinterlässt eine finanziell stabile Post. Im Interview erklärt er, wie es mit der angestossenen Transformation weitergehen soll.
Post: Darum gehts
CEO Roberto Cirillo verlässt die Post im Frühling 2025 nach sechs Jahren an der Spitze.
In seiner letzten Bilanzmedienkonferenz präsentierte er einen Gewinn von 324 Millionen Franken.
Im Anschluss an den Event nahm er sich Zeit für ein vorerst letztes Gespräch mit 20 Minuten.
Mehr Gewinn, weniger Briefe, neue Digitalangebote: Im Rahmen der Bilanzmedienkonferenz gab die Post am Donnerstag einen Einblick in den Stand der Dinge – und den ausgerufenen Transformationsprozess. Im Gespräch mit 20 Minuten ordnete der abtretende CEO Roberto Cirillo (53) ein.
Wir haben heute eine gesund aufgestellte Post präsentiert bekommen. Trotzdem sagten Sie, es müsse weiter gespart werden. Weshalb?
Weil es tatsächlich ein Teil der Realität ist, dass wir sparen müssen. Wir haben über die letzten vier Jahre gesagt, dass wir an drei Hebeln ansetzen werden: Erstens, die Post effizienter machen und entsprechend Mittel einsparen. Zweitens Investitionen tätigen, um zu wachsen. Und drittens, die richtigen Preise an den Markt bringen.
Jahresergebnis 2024 in Kürze
Betriebsertrag: 7626 Millionen Franken (+4,8 Prozent)
Betriebsergebnis: 401 Millionen Franken (+24,1 Prozent)
Konzerngewinn: 324 Millionen Franken (+27,6 Prozent)
Fahrgäste: 183,1 Millionen (+4,9 Prozent)
Pakete: 180 Millionen (-2,9 Prozent)
Briefe: 1556,1 Millionen (-5,5 Prozent)
Transaktionen: 1,4 Milliarden (+4,7 Prozent)
Verwaltungsratspräsident Christian Levrat sagte, man müsse mit weiteren Preiserhöhungen rechnen.
Wir arbeiten mit allen drei Hebeln, aber oft wird nur einer davon – der Preis – wahrgenommen. Wir sind in der Lage, eine qualitativ hochwertige Grundversorgung zu einem bescheidenen Preis anzubieten. Um das aufrecht zu erhalten und weiter zu finanzieren, muss man stetig reinvestieren.
Das Konzernergebnis ist leicht unter den Erwartungen, aber kann sich sehen lassen. Ein Ausreisser nach unten ist dabei die Postfinance. Was ist passiert?
Das Resultat der Postfinance liegt deutlich unter den Erwartungen. Das hat einen regulatorischen Grund: Im Vergleich zu anderen Banken darf die Postfinance keine Kredite und Hypotheken vergeben. Das bedeutet, das Modell ist viel stärker vom Zinsumfeld abhängig, welches sich in die falsche Richtung entwickelt hat. Deshalb hat die Postfinance gelitten, trotz nach wie vor hoher Qualität der Dienstleistungen.
Heute war Ihre letzte Jahresmedienkonferenz als Post-CEO. Nach sechs Jahren wird im April Schluss sein. Mit dem neuen Geschäftsführer startet auch die nächste Strategieperiode. Wie schwer ist dort Ihr Schwerpunktthema Digitalisierung gewichtet?
Viele erfreuliche Entwicklungen, die wir angestossen hatten, werden in den kommenden Wochen noch ausgerollt. Dazu gehören diverse Integrationen von Dienstleistungen in die Apps und in der allgemeinen Erweiterung unserer digitalen Dienstleistungen für die Bevölkerung.

Roberto Cirillo im Gespräch mit 20 Minuten.
20min/Michael ScherrerAlso wird auch dort weiter angesetzt?
Sagen wir es so: Wir haben das Fundament gelegt und da gehts auch nach mir weiter. Ich freue mich, die Früchte unserer Arbeit über die kommende Zeit zu verfolgen.
Christian Levrat meinte, man müsse eine erfolgreiche Strategie nicht umschwenken. Was heisst das konkret?
Es geht hier primär um Beschleunigung. Es braucht eine Beschleunigung, was die Kundenfokussierung anbelangt. Wir haben eine tägliche, sehr nahe Beziehung zur Bevölkerung, ob im Postauto, am Schalter oder zu Hause. Wir haben so viele Möglichkeiten, die Bedürfnisse der Kunden abzuholen. Da machen wir immer noch zu wenig.
Welche Dienstleistung der Post beziehst du am häufigsten?
Was macht eigentlich ein CEO in den letzten Wochen im Amt?
Die Rolle einer Konzernleitung ist nicht eine One-Man-Show. Wir haben in den letzten Jahren eine leistungsstarke Leitung in Form eines Teams aufgebaut, mithilfe dessen wir jetzt alles für den neuen CEO bereit machen. Dazu gehören die Allokation von Ressourcen, die Definition von KPIs und vieles mehr.
Sie sind ein bisschen Silicon Valley, ein bisschen Startup, ein bisschen Bundesbern. Wo sucht man den nächsten Roberto Cirillo?
Das ist primär eine Frage für den Verwaltungsrat. Aber es muss eine Person sein, die die Post liebt – und gleichzeitig in der Lage ist, die unternehmerische Mission mit der institutionellen Mission zu vereinen.
«Es muss eine Person sein, die die Post liebt.»
Klingt abstrakt.
Man muss dem entsprechend eine marktgetriebene Einstellung haben und auf der anderen Seite ein grosses Verständnis, wenn nicht Liebe, für das System Schweiz und dessen Vorzüge. Wenn man das vereinen kann und daran glaubt, dass die Post für unsere Bevölkerung eine zentrale Rolle spielt, kann man Strategien dieses Grossunternehmens umsetzen.
«Die eierlegende Wollmilchsau» sozusagen.
(lacht) So in etwa, ja.

Am Ende seiner letzten Jahresmedienkonferenz verabschiedete sich Roberto Cirillo von den anwesenden Medienschaffenden – kurz darauf nahm er sich noch einmal Zeit für 20 Minuten.
20min/Michael ScherrerWorauf sind Sie nach sechs Jahren besonders stolz?
Ich bin auf fast alles stolz, was wir gemacht haben. Aber am meisten freut es mich, Pöstlerinnen und Pöstler zu treffen, die sagen, dass sie gemerkt hätten, dass ich für sie gearbeitet habe.
Herr Cirillo, alles Gute.
Alles Gute.
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