Levrat und Cirillo«Warum sind Päckli aus China fast gratis?»
Die Post lieferte im vergangenen Jahr weniger Pakete und Briefe aus. Jetzt sprechen CEO Roberto Cirillo und Verwaltungsratspräsident Christian Levrat über die Zukunft der Post.
Interview mit dem Post-Verwaltungspräsidenten Christian Levrat (l.) und dem CEO Roberto Cirillo.
20 MinutenPost-Gewinn: Darum gehts
Die Post hat 2023 weniger Gewinn gemacht.
Jetzt will sie digitaler werden.
Viele Pakete kommen jetzt aus China.
Die Post hat 2023 erneut weniger Gewinn erzielt. Das Kerngeschäft mit Briefen und Einzahlungen am Schalter nehme seit Jahren ab, nun müsse das Unternehmen digitaler werden, sagte Post-CEO Roberto Cirillo bei der Präsentation des Jahresergebnisses am Donnerstagmorgen.
Wie geht es nun weiter bei der Post? 20 Minuten las die Kommentare der Community und stellte dazu CEO Cirillo und Verwaltungsratspräsident Christian Levrat die entsprechenden Fragen.
Die Leute verschicken immer weniger Briefe. Wie wird die Post in zehn Jahren aussehen?
Levrat: Sie wird hybrid sein. Auf der einen Seite werden wir nach wie vor physische Briefe haben, auf der anderen Seite entwickeln wir einen digitalen Kanal, um sicher zu sein, dass Briefe auch digital zugestellt werden können. Man wird zwei Briefkästen haben, einen vor dem Haus und einen am Smartphone und wird wählen können.
Der Postbote wird also auch in Zukunft kommen?
Levrat: Er wird weiter von Montag bis Samstag bei jedem Haus vorbei kommen und Briefe, Pakete, Zeitungen und Werbung bringen.
Die Post macht weniger Gewinn und erhöhte die Brief- und Paketpreise. Bleibt es dabei oder kommt bald die nächste Erhöhung?
Roberto Cirillo: Wir haben die Preiserhöhung ab 2024 mit dem Preisüberwacher entschieden. Das gilt für die nächsten zwei Jahre und wir haben nicht vor, das zu ändern.
Drohen in zwei Jahren also Preiserhöhungen?
Cirillo: Wir werden sehen, wo wir dann stehen, damit wir weiterhin eigenwirtschaftlich arbeiten können. Weitere Erhöhungen sind aber heute kein Thema.
Warum muss ein Staatsbetrieb Gewinn erzielen und nicht einfach deckungstragend sein?
Cirillo: Wir sind eigenfinanziert und erhalten keine Staatsgelder, wir leben nur von unseren Gewinnen und jedes Jahr müssen wir in der Grössenordnung von einer halben Milliarde Franken investieren, um neue Anlagen zu kaufen oder die Flotte zu elektrisieren. Und: Wir zahlen auch Dividenden jedes Jahr und entlasten die Steuerzahler damit.
«Wir haben in Deutschland die passende Fläche gefunden»
Die Post will sparen, streicht viele Stellen. Aber sie kauft Wald in Deutschland und gibt sich neue Logos. Wie passt das zusammen?
Das neue Logo wurde vereinfacht, sodass es auch in der zunehmend digitalen Umgebung funktioniert. Und es verbindet alle Sprachregionen – ein Logo für alle und alles.
Und der Wald in Deutschland?
Wir werden bis 2040 dekarbonisieren. Mit allen Massnahmen sind aber nur 90 Prozent möglich. Das Gesetz sieht vor, die Restemissionen aus der Atmosphäre zu entziehen. Die heute bestmögliche Methode dafür sind Wälder. Damit können wir eine nachhaltige Post sicherstellen.
Und warum nicht in der Schweiz?
Cirillo: Wir haben in der Schweiz und international gesucht und in Deutschland die passende Fläche zum richtigen Zeitpunkt gefunden und das ist nah genug zur Schweiz, damit wir auch mit dieser Methode Erfahrungen machen können.
Levrat: 90 Prozent der CO2-Emissionen können wir mit Massnahmen in der Schweiz reduzieren, zum Beispiel sanieren wir die Gebäude oder nutzen und produzieren saubere Solarenergie.
Wie viele Päckli bringt die Post aus China von Billighändlern wie Temu?
Levrat: Wir bringen alle Pakete, die die Kunden bestellen, zu ihnen nach Hause. Dazu sind wir verpflichtet. Es gab Zeiten, wo andere E-Commerce-Player im Vordergrund gestanden sind, heute sind es zwei neue Player, die Marktanteile gewinnen.
Der zweite ist Shein?
Levrat: Ja, diese zwei Player sind jetzt auf dem Markt.
Wie kann es sein, dass Päckli aus China fast gratis sind, aber ein normales Päckli 8.50 in der Schweiz kostet?
Cirillo: Die Pakete aus China sind für uns nicht günstiger in der Logistik als ein Paket aus den USA. China ist ausserdem seit einigen Jahren laut dem Weltpostverein ein normal entwickeltes Land und deshalb gleich teuer wie die anderen. In der Schweiz sind die Preise von der Annahme bis zur Zustellung einfach höher als in anderen Ländern.
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