Prämien steigen – CSS kämpft mit Reservelücke

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Grösste KrankenkasseCSS hat Reservelücken – Prämien steigen besonders stark

Mehr als jede vierte Krankenkasse in der Schweiz hat zu wenig Reserven. Eine Krankenkasse musste nun mitten im Jahr die Prämien erhöhen.

Die grösste Krankenkasse CSS hat ein zu geringes Reservepolster.
Sie ist nicht allein. Elf von 44 Kassen sind unter dem gesetzlichen Reserveminimum.
Die CSS erhöht nun die Prämien überproportional.
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Die grösste Krankenkasse CSS hat ein zu geringes Reservepolster.

CSS Versicherung

Krankenkasse: Darum gehts

  • Elf von 44 Krankenkassen haben zu wenig finanzielle Reserven.

  • Die CSS baute in drei Jahren eine Milliarde Franken an Reserven ab.

  • Sie plant deshalb überproportionale Prämienerhöhungen im nächsten Jahr.

Die Krankenkassenprämien steigen seit Jahren. Ab nächstem Jahr wird es im Schnitt nochmals sechs Prozent teurer. In zwei Jahrzehnten haben sich die Prämien somit verdoppelt. Trotzdem hat jede vierte Krankenkasse zu wenig Reserven, wie die «Aargauerzeitung» schreibt.

Elf der 44 Kassen erfüllen die Vorgaben des Bundes nicht, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldet. Darunter sind kleine Versicherer, aber auch Schwergewichte wie die Assura und vier Kassen der Groupe Mutuel.

Selbst die CSS hat zu wenig Reserven. Sie ist mit 1,5 Millionen Grundversicherten die mit Abstand grösste Krankenkasse im Land. In drei Jahren schrumpfte sie um eine Milliarde Franken, die Solvenzquote fiel von 205 Prozent auf 84 Prozent und damit unter das gesetzliche Minimum von 100 Prozent.

  • Mutuel (GM): 97 Prozent

  • KK Steffisburg: 97 Prozent

  • Assura: 88 Prozent

  • Caisse-maladie de la Vallée d’Entremont: 88 Prozent

  • Philos (GM): 87 Prozent

  • CSS: 84 Prozent

  • Glarner KK: 77 Prozent

  • EGK: 74 Prozent

  • Supra (GM): 65 Prozent

  • Easy Sana (GM): 52 Prozent

  • Klug: 24 Prozent

Noch Anfang 2022 erfüllten sämtliche Kassen die Mindestanforderungen.  Nur 2016 gab es in absoluten Zahlen noch mehr Versicherer mit ungenügender Reservedeckung. Damals waren es 14 von 63 Versicherer.

Prämienerhöhung mitten im Jahr

Das BAG ist zuständig für die Überwachung der finanziellen Sicherheit der Krankenkassen und beobachte die Situation intensiv, wie es heisst. Die genannten Kassen müssten regelmässig finanzielle Reportings übermitteln. Für nächstes Jahr erwarte das BAG eine Verbesserung. Die Kassen seien in der Verantwortung, Massnahmen zu ergreifen.

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So müssten die Kassen die Prämien so erhöhen, dass sie zum Reserveaufbau beitragen. Bei der Krankenkasse Klug mit dem dünnsten Reservepolster verordnete das BAG gar mitten im laufenden Jahr eine Prämienerhöhung per 1. September für Versicherte in den Kantonen Aargau, Luzern, Nidwalden und Zürich. Ein laut BAG historisch seltener Schritt.

Schwieriges Jubiläum

Die CSS erhöht ihre Prämien im nächsten Jahr nun überproportional, um die Reserven wieder aufzubauen, wie CSS-Sprecherin Sabine Betschart sagt. Laut einer Auswertung von Deloitte hat die Krankenversicherung mit Hauptsitz in Luzern in 41 von 42 Prämienregionen an Attraktivität verloren.

Als Grund für die geringen Reserven nennt sie das BAG, das unter dem damaligen Gesundheitsminister Alain Berset die Krankenkassen im Nachgang zur Covid-Krise dazu angehalten habe, die Prämienaufschläge mit dem Abbau von Reserven abzudämpfen.

Er habe die Kassen zum Reserveabbau gedrängt: Ex-Bundesrat Alain Berset.

Er habe die Kassen zum Reserveabbau gedrängt: Ex-Bundesrat Alain Berset.

20min/Stefan Lanz

Die CSS feiert dieses Jahr ihren 125. Geburtstag. Doch die höheren Prämien, die tiefen Reserven und die laut Vergleichsportalen gesunkene Kundenzufriedenheit führe zu einem perfekten Sturm bei der Kasse, zitiert die Zeitung den Gesundheitsexperten Marcel Thom von der Beratungsagentur Deloitte. Der Kasse stehe ein schwieriges Jahr bevor.

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