Nach SchusswaffenangriffenSerbiens Vucic fordert Todesstrafe und «Entwaffnung» von Privatpersonen
Nach zwei tödlichen Schusswaffenangriffen innert weniger als 48 Stunden will die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic härtere Strafen – und in grossem Stil Waffen einsammeln.
Darum gehts
Nach zwei tödlichen Schusswaffenangriffen in kürzester Zeit steht Serbien unter Schock.
Präsident Aleksandar Vucic hat nun eine umfassende Entwaffnungskampagne angekündigt.
Er forderte auch die Wiedereinführung der Todesstrafe – der Vorschlag wurde vom Rest der Regierung aber abgelehnt.
Nach zwei erschütternden Schusswaffenangriffen in Serbien in weniger als 48 Stunden hat Staatschef Aleksandar Vucic eine gross angelegte Entwaffnungskampagne für den Balkanstaat angekündigt. Geplant sei «eine fast vollständige Entwaffnung» von Privatpersonen, sagte Vucic am Freitag. Am Mittwoch hatte ein 13-Jähriger an einer Schule in Belgrad neun Menschen erschossen, in der Nacht zu Freitag erschoss ein junger Mann in mehreren Dörfern acht Menschen und verletzte 14 weitere.
«Wir werden eine fast vollständige Entwaffnung von Serbien vornehmen», sagte Vucic bei einer Pressekonferenz. Die Kampagne umfasse sowohl die massenhafte Überprüfung registrierter Waffen als auch ein verstärktes Vorgehen gegen illegalen Waffenbesitz. Auf diese Weise sollten Hunderttausende Schusswaffen aus dem Verkehr gezogen werden.
Vucic forderte Wiedereinführung der Todesstrafe
Vucic wollte aber noch einen Schritt weitergehen, wie die Nachrichtenagentur APA berichtet. So hatte das serbische Staatsoberhaupt offenbar eine Wiedereinführung der Todesstrafe gefordert. Die Regierung wie auch die Premierministerin Ana Brnabić sprachen sich aber mit dem Hinweis, dass Serbien nebst Belarus das einzige Land in Europa wäre, in dem die Todesstrafe möglich sei, gegen den Vorschlag aus.
Nach Regierungsangaben sind in dem 6,8-Millionen-Einwohner-Land mehr als 760’000 Feuerwaffen registriert. Auch als Folge der Jugoslawien-Kriege in den 1990er-Jahren sind in der Region viele Waffen im Umlauf. Waffen und Schiessstände sind in Serbien beliebt. Allerdings ist ein Waffenschein Voraussetzung für den Besitz von Feuerwaffen.
Mann erschiesst aus Auto acht Menschen
Vucic zieht mit der Entwaffnungskampagne die Konsequenzen aus zwei schrecklichen Bluttaten. In der Nacht zu Freitag wurden acht Menschen getötet und 14 weitere verletzt, als ein Mann nahe der Stadt Mladenovac aus einem fahrenden Auto heraus feuerte.
Der 21 Jahre alte Angreifer schoss gegen Mitternacht mit einer Schnellfeuerwaffe auf Menschen, die sich im Dorf Dubona rund 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Belgrad auf einem Schulhof aufhielten. Danach schoss er auch in den Dörfern Malo Orasje und Sepsin auf Menschen und floh dann, wie der Fernsehsender RTS berichtete.
13-Jähriger tötet neun Personen an Schule
Erst am Mittwoch hatte ein 13-jähriger Schüler in seiner Schule in Belgrad acht Kinder und einen Wachmann erschossen und sieben weitere Menschen verletzt. Der 13-Jährige wurde festgenommen und in eine psychiatrische Klinik eingeliefert.
Nach Angaben der Ermittler hatte er vor seiner Tat einen detaillierten Plan und eine Todesliste erstellt. Der Vater des Jugendlichen, dem die Tatwaffe gehörte, wurde festgenommen. Auch die Mutter wurde in Gewahrsam genommen.
Schusswaffenangriffe sind extrem selten in Serbien. Präsident Vucic sprach nach der Tragödie vom Mittwoch von «einem der schwersten Tage» in der jüngeren Vergangenheit. Vor der Schule in Belgrad legten Hunderte Menschen Blumen und Spielzeug nieder und entzündeten Kerzen. Auch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb und in Banja Luka, der Hauptstadt der serbischen Teilrepublik Bosnien-Herzegowina, gedachten Menschen der Toten mit Blumen und Kerzen.
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