Paradies Zug?Lori: «Privilegien ja, aber hohe Mietkosten fressen das weg»
Der Kanton Zug bietet seinen Einwohnerinnen und Einwohnern einige Privilegien, die andere Kantone ihre Bevölkerung nicht bieten können. Wegen der horrenden Mieten könne man die Privilegien jedoch nicht geniessen.
Darum gehts
Das Vermögen des Kantons Zug wächst seit einigen Jahren massiv.
Der Kanton gibt den Überschuss in Form von Privilegien an die Einwohner zurück.
Hohe Mietpreise belasten viele Einwohnerinnen und Einwohner trotz der finanziellen Vorteile.
Der niedrige Steuerfuss lockt nämlich viele wohlhabende Personen an.
Das Vermögen des Kantons Zug nimmt seit einigen Jahren massiv zu. Das Geld wird den Einwohnerinnen und Einwohnern in Form von verschiedenen Privilegien zurückgegeben. So gab der Kanton am Donnerstag bekannt, dass die Ertragsüberschüsse so hoch sind, dass nun bei einer Spitalbehandlung 99 Prozent der Kosten der Patienten vom Kanton übernommen werden sollen.
Doch die Stimmung in der Bevölkerung ist anders als erwartet. Viele können die ausserordentlichen Privilegien nicht geniessen - vor allem die hohen Mieten bereiten vielen Sorgen.
«Die Mieten sind eine tickende Zeitbombe»
«Ich finde, dass der Kanton die Leute, die nicht so privilegiert sind, zu wenig unterstützt», sagt eine Zugerin. Es gäbe viele Menschen, die den Kanton verlassen müssten. «Die Mieten sind eine tickende Zeitbombe», sagt die 65-Jährige. Sie könne nur im Kanton wohnen, weil ihr Mann schon sein ganzes Leben hier lebe, erklärt sie. «Sonst müssten wir auch wegziehen.» Auch die Zuwanderung sei enorm: «Bei uns gibt es keine Armen», meint sie zynisch.
Würdest du nach Zug ziehen?
«Der niedrige Steuersatz ist schön und gut, aber als Studentin bekomme ich zu wenig für das, was ich in Kauf nehme», sagt die 26-jährige Laila. Sie findet es «krass», wie die Mietpreise immer weiter in die Höhe schnellen. «Der Kanton sollte sich überlegen, wie man das Leben hier auch für Leute mit kleinem Einkommen angenehm gestalten kann», findet sie.
«Wohnung war für mich zu teuer»
Die 38-jährige Estella hat fünf Jahre in Zug gewohnt, dann musste sie wegziehen. «Die Wohnung war einfach zu teuer», sagt sie. Für eine 3,5-Zimmer-Wohnung, die «wirklich alt, nicht renoviert und in keinem guten Zustand» war, habe sie über 2000 Franken bezahlt.
«Ich war erschrocken, als ich die Steuerrechnung im Kanton Uri gesehen habe.» Der Mietzinsunterschied ist enorm, der Steuerfussunterschied aber auch.

Estella musste etwa wegen der hohen Mieten in einen anderen Kanton ziehen.
20min/ayo«Entweder muss man Glück oder Geld haben»
Lori und ihre Mutter leben seit zwanzig Jahren am selben Ort: «Damals haben wir die Wohnung nur mit Glück bekommen», sagt Loris Mutter Tamara. Es sei fast unmöglich, eine bezahlbare Wohnung zu finden. «Wir haben zwar viele Privilegien, aber die hohen Mietkosten fressen das wieder weg», sagt die 18-jährige Lori. Sie denkt ans Wegziehen, aber innerhalb von Zug sei das schwierig: «Ich müsste in einen anderen Kanton ziehen oder sehr viel Glück haben», sagt die 18-Jährige. Auch Tamara meint: «Entweder braucht man Glück oder Geld».
Sie befürchten, dass immer mehr Expats und Reiche wegen des niedrigen Steuersatzes hierherziehen und die Mieten noch weiter in die Höhe treiben.
Fünf Zuger Privilegien
Tiefere Krankenkassenprämien: Der Kanton Zug für zwei Jahre 99 Prozent einer Spitalbehandlung übernehmen. Auch schon jetzt sind die Prämien im Vergleich günstig.
Miete lässt sich von Steuern abziehen: Für die selbst bewohnte Wohnung der steuerpflichtigen Person kann man im Kanton Zug 30 % der Wohnungsmiete, ohne Nebenkosten abziehen, höchstens jedoch Fr. 10'600 im Jahr.
Steuern kann man via Bitcoin bezahlen: Seit 2021 kann man im Kanton Zug seine Steuern auch mit Bitcoins bezahlen. Es kann zwischen Bitcoin und Ether ausgewählt werden und der Betrag ist auf 100'000 Franken beschränkt.
Tiefer Steuerfuss: Der Steuerfuss des Kantons Zug beträgt 52,11 Prozent für das Jahr 2024.
Gratis Badis: In fast allen Freibädern im Kanton bezahlt man keinen Eintritt.
Romina ist im Kanton Zug aufgewachsen und könnte sich kaum vorstellen, in einen anderen Kanton zu ziehen. Wenn, dann würde sie nach Zürich ziehen: «Aber da sind die Mieten noch höher und ich zahle mehr Steuern». Obwohl es hier nur sehr wenige Wohnungen gibt und die meisten sehr teuer sind, findet sie Zug toll. «Ich geniesse alle Privilegien, die ich hier im Kanton habe, sehr», sagt Romina. Die hohen Mieten seien ein Ausgleich für den tiefen Steuersatz.

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