Psychologie: So erlebt ihr die mittlere Position in der Familie

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«Sandwich-Kind»«Ich fand am wenigsten Beachtung bei meinen Eltern»

Laut einer Studie sind mittlere Kinder kooperativer. Wir haben in der Community nachgefragt, ob das stimmt und wie es war, als mittleres Kind aufzuwachsen.

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Darum gehts

  • Mittlere Kinder stehen häufig im Schatten der anderen – und genau dort entwickeln sie ganz eigene Stärken.

  • Laut einer amerikanischen Studie sind sie kooperativer, anpassungsfähiger und sozialer als ihre Geschwister.

  • Einige Leserinnen und Leser berichten aber auch, dass sie sich unsichtbar fühlen.

  • Andere erzählen, welche Eigenschaften sie durch ihre Position noch entwickeln konnten.

Geburtenreihenfolge beeinflusst unsere Persönlichkeit – das behaupten Psychologinnen und Psychologen schon lange. So soll das älteste Kind am verantwortungsbewussten sein und das jüngste werde am meisten verwöhnt. Doch was ist mit dem Sandwichkind?

Mittlere Kinder sind kooperativer

Das hat nun eine neue Studie untersucht. Diese wurde in der Fachzeitschrift «Proceedings of the National Academy of Sciences» veröffentlicht. Dieser zufolge sind mittlere Kinder oft kooperativer, bescheidener und sozial kompetenter als ihre Geschwister.

Laut Psychologie-Studie: Das mittlere Geschwisterkind soll oft die Vermittlerrolle einnehmen.

Laut Psychologie-Studie: Das mittlere Geschwisterkind soll oft die Vermittlerrolle einnehmen.

Pexels

Diese Eigenschaften entwickeln sich, weil sie zwischen älteren und jüngeren Geschwistern stehen und dadurch lernen, zu vermitteln und Kompromisse einzugehen. Gleichzeitig fühlen sich viele mittlere Kinder weniger beachtet, was ihre Selbstwahrnehmung beeinflussen kann. Dennoch entwickeln sie häufig starke soziale Fähigkeiten und ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein.

Wir wollten von unseren Leserinnen und Leser erfahren, ob das sie das auch so sehen und wie es generell war, als mittleres Geschwisterkind aufzuwachsen. Die Antworten sind nicht nur positiv.

«Habe mich zurückgezogen»

Viele Leserinnen hatten das Gefühl als mittleres Kind wenig beachtet zu werden. «Ich bekam deutlich weniger Aufmerksamkeit. Das Klischee vom «zerdrückten» mittleren Kind ist keines. Vor allem, wenn wie bei uns der jüngere Bruder nur zwölf Monate jünger ist. Man ist halt weder das grosse Kind, das alles zuerst macht, noch das kleinste, das immer Hilfe braucht», erzählt etwa Sara.  Man sei oft einfach so da und schwimme mit. «Das schlägt definitiv auf den Selbstwert.»

Auch Zoé ging es so. Ihr älterer Bruder habe viel Aufmerksamkeit gebraucht und die jüngeren Geschwister seien stark anhänglich gewesen. «Ich habe sehr früh gemerkt, dass unsere Eltern oft gestresst und überfordert waren mit dem Balancieren von Arbeit, Kindern und Haushalt. Ich habe mich oft zurückgezogen und versucht meine Probleme allein zu lösen, um sie nicht noch zusätzlich zu belasten.»

Viele Leserinnen und Leser fühlten sich als mittleres Kind weniger beachtet von ihren Eltern. (Symbolbild)

Viele Leserinnen und Leser fühlten sich als mittleres Kind weniger beachtet von ihren Eltern. (Symbolbild)

Getty Images/iStockphoto

Um Streit zu vermeiden, stellte sie ihre eigenen Bedürfnisse oft hinten an und kümmerte sich stattdessen um die Jüngeren. «Ich fühlte mich manchmal wie eine zweite Mutter – oder zumindest wie eine Beschützerin», sagt sie. Doch gleichzeitig habe ihr selbst häufig das Gefühl gefehlt, gehört und unterstützt zu werden.

Heute sieht sie sich als besonders kooperativ – aber: «Kooperationsfähig sein als mittleres Kind bedeutete für mich oft, auf meine Ansprüche zu verzichten.»

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«Wurde früh selbstständig»

Doch das mittlere Kind zu sein, hat auch seine Vorteile, wie andere Leser erzählen. Sabina lernte dadurch, die Vermittlerin zwischen ihren Brüdern zu sein. «Ich bin zufrieden, so wie es ist. Ich komme mit allen Menschen gut aus, habe nie Streit und lebe mein Leben», sagt sie. Auch Nicole ist dankbar für die Art, wie sie aufgewachsen ist: «Ich bin stolz darauf, was für eine starke Persönlichkeit ich geworden bin. Ich bin selbstbewusst und weiss, was ich will.»

Andere Leser erzählen, dass sie im Vergleich zu ihren Geschwistern früher selbstständig und sozialer sind.

Andere Leser erzählen, dass sie im Vergleich zu ihren Geschwistern früher selbstständig und sozialer sind.

Getty Images/Westend61

Christine mochte die Position des mittleren Kindes zwar nicht, aber: «Ich habe mich stark nach aussen orientiert und wurde dadurch früh selbstständig und sehr sozial.» Auch für Marco hatte es einen positiven Effekt: «Ich bin viel kooperativer als meine zwei Schwestern. Ich habe im zweiten Bildungsweg deshalb auch einen sozialen Beruf gelernt.»

Mehr Antworten kannst du in der Bildgalerie oben lesen.

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