Migros Aare: Fehlplanung beim Verteilzentrum kostet Millionen

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«Regionalfürsten»Migros Aare verzettelt sich mit gigantischem Verteilzentrum

Die neue Logistikplattform der Genossenschaft Aare sei überdimensioniert und verursache Hunderte Millionen Franken Mehrkosten, schreibt SRF. Die Migros widerspricht.

Die Genossenschaft Migros Aare schuf eine gigantische Logistikplattform, die so gross ist wie etwa 22 Fussballfelder.
Vor dem 250-Millionen-Bau fragte sie andere Genossenschaften nicht über eine mögliche Mitnutzung an. Jetzt soll ein Drittel leerstehen.
Die Migros wehrt sich und sagt, der Bericht stelle die Situation falsch dar.
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Die Genossenschaft Migros Aare schuf eine gigantische Logistikplattform, die so gross ist wie etwa 22 Fussballfelder.

Tamedia AG/Adrian Moser

Migros-Verteilzentrum: Darum gehts

  • Die Migros Aare hat ein riesiges Verteilzentrum gebaut.

  • Doch ein grosser Teil steht leer.

  • Die Genossenschaften Basel und Neuenburg/Fribourg lehnten die Nutzung ab.

  • Die Migros entgegnet, dass sie die Logistikplattform 2030 bewusst weitsichtig konzipiert habe.

Die Migros verkauft Fachmärkte und Marken wie Hotelplan und SportX. Schuld daran ist nicht nur die Konkurrenz durch Aldi und Lidl, sondern auch «Verzettelung, Ineffizienz und Missmanagement», wie «SRF» berichtet.

Ein Beispiel: Die Migros habe im Rahmen ihres Projekts «Logistikplattform 2030» eine neue Verteilzentrale gebaut, die völlig überdimensioniert sei.

Fehlplanung führt zu Riesen-Verteilzentrum

Die neue Logistikplattform der Genossenschaft Aare nahm die Migros im Herbst 2024 in Betrieb. Nun beliefert sie von Schönbühl aus rund 170 Filialen mit Früchten, Gemüse, Milch, Fleisch und Brot.

Die neue Logistikplattform 2030 ist eine der komplexesten und grössten Plattformen der Schweiz für die Frischelogistik.

Die neue Logistikplattform 2030 ist eine der komplexesten und grössten Plattformen der Schweiz für die Frischelogistik.

Tamedia AG/Adrian Moser

Laut «SRF» nahm Ex-Aare-Chef Anton Gäumann an, dass auch die Genossenschaften Basel und Neuenburg/Fribourg die Verteilzentrale nutzen werden. Diese lehnten aber ab und setzen weiter auf ihre eigenen Verteilzentren, um einen Stellenabbau zu vermeiden. Das wäre politisch heikel gewesen, zitiert SRF einen Ex-Kadermann der Migros Aare.

Das sagt Migros zum SRF-Bericht

Die Migros schreibt der Redaktion, dass der Bericht die Situation nicht richtig darstelle. Die Logistikplattform 2030 sei bewusst weitsichtig konzipiert, zum Start sei sie noch nicht voll ausgelastet. «Das hat zu einer einmaligen Wertberichtigung geführt, die im Jahresbericht 2023 entsprechend ausgewiesen wurde», so die Migros.

Auch andere Bereich der Migros-Gruppe würden das neue Verteilzentrum mittel- und langfristig nutzen und es werde voll ausgelastet sein. Diese Informationen habe die Migros auch bei der Eröffnung der Logistikplattform 2030 transparent kommuniziert.

Alleingang der Migros Aare führt zu Misstönen

Laut dem Ex-Kader steht nun ein Drittel der Anlage für die gekühlte Kommissionierung leer, während der Gewinn der Migros Aare um 100 Millionen Franken geschrumpft ist. Diese habe die anderen Genossenschaften erst nach dem Bau gefragt, ob sie mitmachen wollen.

«Wenn man vor dem Bau versucht hätte, eine Einigung zu erzielen, hätten zu viele Leute mitgeredet, und es wäre mühsam geworden», sagt der Ex-Kadermann der Aare. Die Genossenschaft Luzern teilt mit, es sei nicht alles ideal gelaufen: Die Migros Aare habe ohne Zusage der anderen Genossenschaften gebaut. Gäumann sagt gegenüber «SRF» nichts dazu.

Andere Migros-Genossenschaften kooperieren

«SRF» geht davon aus, dass für die Migros so 200 bis 300 Millionen Franken Mehrkosten entstehen. Besser gemacht hat es laut Guido Rast, Chef der Genossenschaft Luzern, die Genossenschaft Tessin, die bis 2030 ihre Produkte von der Genossenschaft Luzern beziehen wird. Auch in der Romandie baue die Migros eine Verteilzentrale für vier Genossenschaften.

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Migros hat über 20 verschiedene Einkaufswägeli

Bei Migros soll es über 20 verschiedene Einkaufswägeli geben, weil die Regionalgenossenschaften so viel Macht haben.

Bei Migros soll es über 20 verschiedene Einkaufswägeli geben, weil die Regionalgenossenschaften so viel Macht haben.

Imago

Bei Melectronics habe gar jede Genossenschaft ein eigenes Verkaufsteam gehabt, das die Migros-Strategie eigenhändig umsetzte. Ein gutes Beispiel für die Macht der «Regionalfürsten» ist auch das Einkaufwägeli: Von diesen gibt es bei der Migros laut Insidern über 20 verschiedene Modelle.

Kaum Erfolg bei Schoggi-Expansion ins Ausland

«Zur ineffizienten Struktur und Sololäufen kommt das Missmanagement im Ausland hinzu», so «SRF». Auch CEO Mario Irminger spricht von einer «Verzettelung». 2014 habe die Migros die Schokoladenfabrik Sweetworks in Buffalo und die Kaugummifabrik Oakleaf in Toronto gekauft. Ihr Umsatz habe sich innerhalb von vier Jahren halbiert, Gewinn gebe es fast keinen.

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