
Chrissy Teigen steht öffentlich dazu, ein Buccal Fat Pad Removal – also eine Fettentfernung an den Wangen – durchgeführt lassen zu haben. Bei den Grammys 2020 (im Bild oben) ist die Behandlung noch nicht geschehen.
imago images/MediaPunchNachfrage boomt«Runde Gesichter sind out» – Wangenfett rausschneiden liegt im Trend
In Schönheitskliniken fragen immer mehr nach der Entfernung von Wangenfett. Das runde Gesicht soll um jeden Preis weichen – doch der kann hoch sein, wie ein Arzt verrät.
Make-up-Tricks und -Hacks, um die Wangenknochen im Gesicht möglichst hoch und die Wangen darunter möglichst eingefallen aussehen zu lassen, finden sich hundertfach bei Instagram und Tiktok. Jetzt trendet eine Schönheits-OP, die dem ganzen die Krone aufsetzt. Bei der Bichektomie, auch Buccal Fat Pad Removal genannt, wird inneres Fett (Fat) im Wangenbereich (Buccal) entfernt, um für ein möglichst schmales Gesicht zu sorgen.
Dr. med. Nikolaus Linde ist mit seiner Praxis Beautyclinic an verschiedenen Standorten in der Schweiz vertreten und bietet die Behandlung selber an. Wir haben mit ihm über den Trend und dessen hohe Risiken gesprochen.

Dr. med. Nikolaus Linde ist mit seiner Praxis Beautyclinic an verschiedenen Standorten in der Schweiz vertreten.
beautyclinic.chCelebrities als Fans
Model Chrissy Teigen ist ein prominenter Fan der Behandlung und bekennt sich öffentlich zum Buccal Fat Pad Removal. Vielen anderen wie Model Bella Hadid und den Schauspielerinnen Zoë Kravitz und Lea Michele wird der Eingriff nachgesagt, bestätigt haben sie ihn aber nie.
Auch in der Schweiz fragen immer mehr vor allem junge Personen nach der Behandlung. «Viele Männer wollen so zu einem kantigeren Gesicht kommen, den meisten Frauen geht es eher um eine Verschmälerung. So oder so kann man sagen: Das runde Gesicht gilt in der westlichen Welt als out», berichtet Dr. Linde.
Nicht jeder darf unters Messer
Allerdings kommen längst nicht alle, die sich das wünschen, auch unters Messer. «Ich behandle nur drei von zehn Personen, die eine Bichektomie möchten.» Die Gründe dafür machen Dr. Linde Sorgen: «Viele junge Frauen, die den Eingriff wünschen, kämpfen mit einer körperdysmorphen Störung (Anm. d. Red.: Eine Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers oder Teilen davon) und versuchen krampfhaft, an ihre Ideale von Instagram oder Social Media heranzukommen.»
Ich behandle nur drei von zehn Personen, die sich Wangenfett entfernen lassen möchten.
Auch an der Machbarkeit mangelt es. «Wenn das Gesicht eher im hinteren Drittel breit wird, ist der Masseter-Muskel das Problem und eine Bichektomie wäre sinnlos.» Dazu kommen die Risiken der Operation, derer sich viele zunächst nicht bewusst sind – und mit denen ist nicht zu spassen.
Selbst Gesichtslähmungen sind möglich
«An der Stelle, an der man von der Innenseite der Wange das Fett entnimmt, verläuft ein Nerv, der unter anderem für das Lachen zuständig ist», erklärt der Arzt. «Er ist häufig mit dem Fett verwoben und kann bei der Operation schnell verletzt werden.» Die Konsequenz sei eine Gesichtslähmung, die Wochen, Monate oder sogar dauerhaft bestehen kann.
Dazu kommen die typischen Beauty-OP-Risiken: «Hämatome, grosse und langanhaltende Schwellungen im Gesicht, etwas seltener sind Infektionen.» Bis das Endergebnis sichtbar ist, ist daher Geduld gefragt. «Es kann sechs bis acht Monate dauern, bis alles abgeheilt und abgeschwollen ist. Und selbst wenn alles nach Plan läuft, besteht die Gefahr, dass die Patientinnen und Patienten nicht das Gesicht bekommen, das sie sich wünschen.»

Das Fett wird beim Eingriff von innen aus der Wange entnommen.
Getty Images/iStockphotoEin weiteres Risiko kommt erst mit dem Alter. Denn Fett, das einmal aus der Wange entnommen wurde, kommt nicht wieder. «Ab etwa 50 wünschen sich viele Menschen eher mehr Volumen im Gesicht als weniger. Das dann wiederherzustellen, ist sehr schwierig», warnt der Experte.
Professionell durchgeführt bleibt die OP trotz allem machbar. Ob der Leidensdruck wirklich hoch genug ist, sich den hohen Risiken für einen – wie in den meisten Fällen vergänglichen – Trend auszusetzen, muss jede und jeder für sich selbst entscheiden.
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