Sachsen: Razzia gegen Rechtsextremisten

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Sachsen (D)Razzia gegen Rechtsextremisten – AfD-Politiker festgenommen

In Sachsen und Polen sind am Dienstag mutmassliche Mitglieder einer rechtsextremistischen Gruppierung festgenommen worden. Unter den Festgenommenen befindet sich laut AFP-Informationen auch ein AfD-Lokalpolitiker.

Mehr als 450 Einsatzkräfte des Bundeskriminalamts (BKA), der Bundespolizei und des sächsischem Landeskriminalamts (LKA) waren am Zugriff beteiligt.
Laut Bundesanwaltschaft bereiteten sich die Mitglieder unter anderem mit paramilitärischem Training in Kampfausrüstung darauf vor.
Unter den Festgenommenen befindet sich laut AFP-Informationen auch ein AfD-Lokalpolitiker.
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Mehr als 450 Einsatzkräfte des Bundeskriminalamts (BKA), der Bundespolizei und des sächsischem Landeskriminalamts (LKA) waren am Zugriff beteiligt.

Tobias Junghannß/dpa

Darum gehts

  • Die Gruppe habe vorgehabt, mit Waffengewalt Gebiete in Sachsen und womöglich auch in anderen ostdeutschen Ländern zu erobern.

  • Die Festgenommenen sollten am Dienstag und Mittwoch dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden.

  • Von ihnen unerwünschte Menschen hätten von dort «entfernt» werden sollen, notfalls durch ethnische Säuberungen.

Sie sollen sich auf einen Zusammenbruch Deutschlands vorbereitet haben, um dann mit Waffengewalt Gebiete zu erobern: In Sachsen und Polen sind am Dienstag acht mutmassliche Mitglieder einer rechtsextremistischen Gruppierung festgenommen worden. Sie nennen sich Sächsische Separatisten, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Unter den Festgenommenen befindet sich laut AFP-Informationen auch ein AfD-Lokalpolitiker.

Das war der Plan der Gruppe

In den eroberten Gebieten wollten sie laut Bundesanwaltschaft ein Staatswesen errichten, das sich am Nationalsozialismus ausrichten sollte. Insgesamt sollen der militanten Gruppe 15 bis 20 Menschen angehören. Neben den acht festgenommenen deutschen Männern gibt es den Angaben zufolge noch sieben weitere Beschuldigte, die auf freiem Fuss sind. 20 Objekte wurden am Dienstag durchsucht. Sie befinden sich in Leipzig und Umgebung, in Dresden, im Landkreis Meissen und im polnischen Zgorzelec, wie die Bundesanwaltschaft weiter mitteilte.

Zgorzelec ist die Schwesterstadt von Görlitz in Sachsen und liegt gegenüber am anderen Ufer der Neisse. Dort wurde der mutmassliche Rädelsführer Jörg S. festgenommen. Ausserdem wurden Räumlichkeiten von nicht tatverdächtigen Menschen in Österreich durchsucht, darunter in der Hauptstadt Wien und im Bezirk Krems-Land.

Das sind die Festgenommenen

Die Namen der Festgenommenen gab die Bundesanwaltschaft mit Kurt H., Karl K., Kevin M., Hans-Georg P., Kevin R., Jörg S., Jörn S., und Norman T., an. Einer von ihnen, H., sitzt nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP im Kreisvorstand der AfD im Landkreis Leipzig und hat einen Sitz im Stadtrat von Grimma.

Jörg S. und Jörn S. sowie K. und T. waren nach Angaben der Bundesanwaltschaft die ursprünglichen Mitglieder der nun aufgeflogenen militanten Gruppe. K., M., T. und Jörn S. sollen noch Jugendliche oder Heranwachsende gewesen sein, als sie sich anschlossen.

Das ist über die Gruppierung bekannt

Die Vereinigung soll spätestens im November 2020 gegründet worden sein. Die Ideologie ihrer Mitglieder sei von «rassistischen, antisemitischen und in Teilen apokalyptischen Vorstellungen geprägt», erklärte die Behörde. Sie lehnten die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik ab und gingen vom unausweichlichen «Kollaps» staatlicher und gesellschaftlicher Strukturen in Deutschland an einem «Tag X» aus. Dies wollten sie zur Machteroberung und zur Errichtung eines am Nationalsozialismus orientierten Gemeinwesens nutzen.

Die Gruppe habe vorgehabt, mit Waffengewalt Gebiete in Sachsen und womöglich auch in anderen ostdeutschen Ländern zu erobern. Von ihnen unerwünschte Menschen hätten von dort «entfernt» werden sollen, notfalls durch ethnische Säuberungen.

Laut Bundesanwaltschaft bereiteten sich die Mitglieder unter anderem mit paramilitärischem Training in Kampfausrüstung darauf vor. Demnach übten sie den Hauskampf und den Umgang mit Schusswaffen. Zudem beschafften sie sich militärische Ausrüstung wie Tarnanzüge, Schutzwesten und Gefechtshelme.

So verlief der Polizeieinsatz

Mehr als 450 Einsatzkräfte des Bundeskriminalamts (BKA), der Bundespolizei und des sächsischem Landeskriminalamts (LKA) waren am Zugriff beteiligt. Die Ermittlungen würden in enger Zusammenarbeit mit dem BKA und dem Bundesamt für Verfassungsschutz und mit Unterstützung des LKA geführt, erklärte die Bundesanwaltschaft.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte nach den Festnahmen: «Unsere Sicherheitsbehörden haben damit frühzeitig militante Umsturzpläne von Rechtsterroristen vereitelt, die einen Tag X herbeisehnten, um mit Waffengewalt Menschen und unseren Staat anzugreifen.»

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