GLP-Politikerin«Ich schäme mich» – Sanija Ameti bricht ihr Schweigen
Drei Monate nachdem Ameti für einen Shitstorm sorgte, meldet sich die Politikerin zurück – und schildert den Abend, an dem sie ein durchlöchertes Mariabild postete.
Darum gehts
Ein umstrittener Instagram-Post der GLP-Politikerin Sanija Ameti löste vor drei Monaten einen Shitstorm aus.
Ameti verlor ihren Job, entschuldigte sich öffentlich und zog sich zurück.
Nun bricht sie ihr Schweigen und schildert den verhängnisvollen Abend.
Ameti will politisch aktiv bleiben und ihre Verpflichtungen in der Partei weiter erfüllen.
Mit einem Instagram-Post, das ein durchlöchertes Bild von der heiligen Maria mit Christkind zeigte, sorgte GLP-Politikerin Sanija Ameti vor drei Monaten für Aufregung. Auch wenn sie den Post damals rasch wieder löschte, dauerte der Shitstorm tagelang an. Ameti verlor ihren Job und tauchte ab.
Nun meldet sich Ameti in einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende» erstmals wieder zu Wort und spricht über den verhängnisvollen Abend und ihre politische Zukunft.
Ameti sei an jenem Abend überarbeitet und übermüdet gewesen, Sportschiessen helfe ihr in solchen Situationen. «Also ging ich in den Keller. Vor der Tür war ein Stapel Altpapier, zuoberst der Katalog des Auktionshauses Koller. Ich riss irgendeine Seite heraus, steckte sie an die Wand, ohne etwas zu überlegen.»
Sanija Ameti dachte an erschossenen Bruder
Beim Schiessen habe sie an ihren Bruder denken müssen, der vor der Flucht aus Ex-Jugoslawien erschossen wurde. «Beim Anblick des Bildes an der Wand sah ich gar nichts. Ich fühlte nur einen Schmerz.» Das Handy sei in der Nähe gewesen, und so teilte sie das Bild spontan auf Instagram: «Das war impulsiv und unüberlegt.».
Ameti entschuldigte sich und löschte den Post umgehend, doch Screenshots verbreiteten sich rasant – und lösten einen Shitstorm aus. Die heftigen Reaktionen im Netz trafen sie hart, dennoch las sie jeden Kommentar. Sie betont: «Sie (die Schüsse) haben keinen Zweck, keine Aussage, ich schäme und entschuldige mich dafür.»

Mit einer Pistole durchsiebte GLP-Politikerin Sanija Ameti (32) ein Bildnis der heiligen Maria mit Christkind.
PrivatAmeti stellt im Interview zudem klar, dass sie sich weder aus der Partei noch aus der Politik zurückziehen wolle: «Als gewählte Gemeinderätin und Co-Präsidentin der Operation Libero will ich meine Verpflichtungen nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen.» Parteipräsident Jürg Grossen forderte dennoch ihren Ausschluss. Auf die Frage, wohin Ameti bei einem Ausschluss wechseln würde, betont Ameti: «Ich bin grünliberal und bleibe grünliberal».
Sanija Ameti will politisch aktiv bleiben
Dass sich ausgerechnet die katholische Kirche nach dem Vorfall versöhnlich zeigte, überraschte Ameti. «Ausgerechnet bei der katholischen Kirche fand ich einen Humanismus und eine Aufklärung, die ich an anderen Orten vermisst habe.»
Wie stehst du zu Fehlern von Politikerinnen und Politikern in Social Media?
Ameti hat sich vorgenommen, künftig striktere Grenzen zwischen ihrem Privatleben und Social Media zu ziehen. Politisch wolle sie jedoch aktiv bleiben: «Mein Engagement ist ein zentraler Teil meiner Identität.» Auch in der Europapolitik bleibt sie kämpferisch und sieht den Ukraine-Krieg als Schlüsselmoment.
Beruflich plant Ameti einen Neuanfang, den sie offen lässt. Sie sei sich bewusst, dass ihre Gegner versuchen werden, den Fehler gegen sie zu nutzen: «Damit muss ich leben. Ich trage nun diesen Beton-Schuh. Aber er hindert mich nicht daran, weiterzugehen.»
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