Sarnen OWKonkurs nach IT-Panne ist «eher untypisch»
Nach dem versehentlich alle Daten gelöscht wurden, musste die Abächerli Media AG Konkurs anmelden. IT-Experte Marc Ruef erklärt, wie das passieren konnte.
Darum gehts
Eine IT-Panne bei der Abächerli Media AG führte zur Löschung aller Daten.
Im März 2025 meldete die Druckerei in Sarnen OW Konkurs an.
IT-Experte Marc Ruef sieht menschliche Fehler oder Hackerangriffe als mögliche Ursachen.
Ruef rät zu einem soliden Backup-Konzept, um Datenverluste zu verhindern.
«Versehentlich wurden sämtliche Daten und Applikationen auf unseren Servern sowie die Backups gelöscht», steht es in einer Stellungnahme auf der Webseite der Abächerli Media AG. Passiert ist das im Juni 2022 durch einen ehemaligen IT-Dienstleister. Die Daten konnten nicht wiederhergestellt werden, wodurch ein Schaden von über 750'000 Franken entstand.
Bereits vor dem IT-Debakel habe sich die Firma in einer schwierigen Lage befunden und auch danach gingen die Umsätze weiter zurück. Im März 2025 war die Sarner Druckerei nun gezwungen, Konkurs anzumelden. 30 Arbeitsplätze gehen damit verloren.
«Menschliche Fehler passieren schnell»
Doch wie konnten sämtliche Firmendaten überhaupt gelöscht werden? Antwort liefert IT-Experte Marc Ruef der Scip AG gegenüber 20 Minuten: «Menschliche Fehler passieren schnell. Und wenn es der Zufall will, kann ein solcher Fehler sehr konsequent sein.» Ruef könne sich aber auch vorstellen, dass ein unerwarteter Hardware-Schaden aufgetreten ist und sich die Daten nicht mehr rekonstruieren liessen. «Oder ein erfolgreicher Hackerangriff, zum Beispiel durch eine Ransomware-Gang, könnte der Grund sein.»
«Moderne Datenträger funktionieren anders, als wir das von früher gewohnt sind.»
Ruef überrasche nicht, dass die Daten nach dem Löschen nicht wiederhergestellt werden konnten: «Moderne Datenträger funktionieren anders, als wir das von früher gewohnt sind.» Heute werde sehr viel Logik eingesetzt und Daten würden nicht mehr wirklich sequentiell geschrieben, erklärt er. Somit könne ein Rekonstruieren der Daten sehr aufwendig oder gar unmöglich sein. Vor allem, wenn nach dem Löschen viele weitere Schreibzugriffe stattgefunden hätten. «Dann sind die Chancen sehr hoch, dass die Daten unwiderruflich überschrieben wurden.»
Backup-Konzept bleibt essenziell
Im Fall der Abächerli Media AG führte die rigorose Datenlöschung zum Konkurs der Druckerei. «Die unmittelbare Konsequenz der Insolvenz ist schon eher untypisch», schätzt Ruef ein. Es habe in der Vergangenheit vereinzelte Fälle gegeben, bei denen ein Ausmass dieser Art zu beobachten war. «Das sind aber definitiv Ausnahmen.» In den meisten Fällen könne mit erheblichem Aufwand der Betrieb dann doch wieder hergestellt werden.
Hast du schon einmal einen Datenverlust erlebt?
Damit es gar nicht so weit kommt, rät Ruef vor allem eins: «Das Thema ist alt und wenig sexy: Aber ein Backup-Konzept bleibt nach wie vor eines der wichtigsten Werkzeuge im IT-Bereich.» Gerade im Zeitalter von Ransomware-Angriffen könne ein solches buchstäblich Geld wert sein. Zudem fügt Ruef an: «Outsourcing erscheint oft kostensparend und deshalb attraktiv. Dabei wird oft vergessen, dass mit ihm die Komplexität erhöht und eine Abhängigkeit geschaffen wird.» Das Auslagern von Kernprozessen solle dementsprechend gut überlegt sein. Die Verträge seien dann auch daraufhin zu prüfen, um problematische Situationen zu verhindern.
Wer muss bezahlen?
Die Sarner Traditionsfirma konnte sich von dem Fiasko nicht mehr erholen, unter anderem auch weil, die Versicherung des Verursachers «nur einen Bruchteil» des entstandenen Schadens übernommen habe. Es sei nicht unüblich, dass Versicherungen und IT-Dienstleister die Schuld von sich weisen wollen, so Ruef. «Da darf man sich nicht zu schnell entmutigen lassen.» Auch wenn die AGB Einschränkungen bei der Haftbarkeit vorsehen können, könne rechtlich nach OR 398 eine Sorgfaltspflicht erzwungen werden.
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