SBB stoppt Ausschreibung für Überwachungssystem an Bahnhöfen

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ZugverkehrSBB stoppt Ausschreibung für Gesichtserkennung an Bahnhöfen

Die SBB plante eigentlich, ihre Kamerasysteme an diversen Bahnhöfen massiv aufzurüsten. Die Sorge vor einer Dauerüberwachung rief Datenschützer auf den Plan – jetzt wurde die Ausschreibung abgebrochen.

Ab September 2023 wollte die SBB die Reisenden an den Bahnhöfen auf Schritt und Tritt überwachen.
Bereits heute sind mehr als 700 Überwachungskameras an den SBB-Bahnhöfen installiert. Die neuen hätten jedoch Gesichter erfassen und Personenbewegungen analysieren sollen.
Seitens der SBB heisst es, die geplanten Kameras sollten «den Service für die Kunden verbessern». Es seien zudem keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich.
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Ab September 2023 wollte die SBB die Reisenden an den Bahnhöfen auf Schritt und Tritt überwachen.

20min/Michael Scherrer

Darum gehts

  • Die SBB hat die Ausschreibung für das «Kundenfrequenz-Messsystem» provisorisch abgebrochen.

  • Mit der Erneuerung diverser Kamerasysteme sollten die Bahnhöfe sicherer werden – Datenschützer warnten aber auch vor einer Dauerüberwachung.

  • Weil das Unternehmen nun auf die Erfassung von Alters- und Geschlechtsmerkmalen verzichten will, muss die Ausschreibung angepasst werden.

Die Meldung schlug im Februar hohe Wellen: Die SBB möchte die grösseren Bahnhöfe mit Kameras ausstatten, die zur Gesichtserfassung fähig sind. «Ziel ist es, Daten in hoher Qualität zu beschaffen, mit denen Personenbewegungen an Bahnhöfen analysiert werden können», heisst es im entsprechenden Beschaffungsplan, über den der «K-Tipp» zuerst berichtete.

«Erhebliches Risiko für die Persönlichkeit der Passanten»

Daraufhin schlugen Datenschützer Alarm und verlangten ein klares Datenschutzkonzept – ansonsten besteht laut dem Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten Adrian Lobsiger ein «erhebliches Risiko für die Persönlichkeit der Passanten».

Findest du die neuen SBB-Kameras problematisch?

Wie die Piratenpartei Schweiz nun in einer Medienmitteilung schreibt, hat die SBB die Ausschreibung für das neue Überwachungssystem offenbar gestoppt – diesen Schritt begrüsse man. Ein Blick auf die Plattform Simap.ch (Informationssystem über das öffentliche Beschaffungswesen in der Schweiz) bestätigt, dass die am 3. Februar erfasste Ausschreibung für das neue «Kundenfrequenz-Messsystem» am 6. April gestoppt wurde.

Ist das angestrebte Überwachungssystem, das durch das Erfassen von Gesichtern und anderen Identitätsmerkmalen auch zur Auswertung des Kaufverhaltens von Kundinnen und Kunden hätte dienen können, also Geschichte? Nein, sagt eine Sprecherin der SBB gegenüber 20 Minuten.

Geschlecht, Alter und Grösse sollen nicht mehr erfasst werden

«Die SBB führt die Ausschreibung weiterhin durch», sagt Sabrina Schellenberg. Wie das Unternehmen Mitte März kommuniziert habe, verzichte man aber neu auf die Option, Kundensegmente nach Alter, Geschlecht oder Grösse zu erfassen. Um die dafür nötigen Anpassungen verfahrensrechtlich richtig umzusetzen, habe man die Ausschreibung provisorisch abgebrochen. Die angepasste Ausschreibung soll im zweiten Quartal 2023 veröffentlicht werden.

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