«Brad Pitt» ist Serienbetrüger – und heisst jetzt Keanu Reeves

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Scammer enttarnt«Brad Pitt» zockte 34 Opfer ab – und heisst jetzt Keanu Reeves

Der Scammer, der eine Französin um umgerechnet 780'000 Franken brachte, ist enttarnt worden: Er operiert aus Nigeria und hat schon Dutzende Personen betrogen.

Anne (53) leidet stark unter dem Erlebten.
Der angebliche Brad Pitt versprach ihr das Blaue vom Himmel herab und erleichterte sie um 830'000 Euro.
Marwan Ouarab nutzt sein Wissen über Internet-Betrüger, um nun Opfern zu helfen.
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Anne (53) leidet stark unter dem Erlebten.

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Darum gehts

  • Ein IT-Spezialist, der früher selbst Betrüger war, fand die Identität des Scammers heraus, der eine Französin um 830'000 Euro brachte.

  • Der angebliche Brad Pitt ist Teil eines Teams, das aus Nigeria operiert und schon mehrfach Erfolg hatte.

  • Nun muss Hollywood-Star Keanu Reeves als Lockvogel herhalten.

Marwan Ouarab (28) musste während der Pandemie miterleben, wie seine Mutter, eine Tourismusfachfrau, ihre Stelle verlor. Der passionierte Computernerd und -gamer war sauer – und nutzte seine Fähigkeiten, um auf dem Familiencomputer mit Betrügereien, etwa mit Fake-Tickets für ein Pink-Konzert, illegal Geld zu verdienen. Doch er wurde erwischt und musste zehn Monate absitzen. Danach war er geläutert und beschloss, die Seiten zu wechseln: Er gründet das Unternehmen FindMyScammer, um Opfern von Online-Betrügern zu helfen, ihr verlorenes Geld zurückzuholen.

Eine seiner Kundinnen war nun die Französin Anne, die einem gefakten Brad Pitt auf den Liebes-Leim ging und dem angeblich krebskranken Superstar insgesamt 830'000 Euro (780'000 Franken) überwies. Nachdem der Fall via eine TV-Sendung publik wurde, hatte sie zudem mit einem Shitstorm aus Spott und Häme zu kämpfen. Die psychisch bereits angeschlagene 53-Jährige ist nun mit schweren Depressionen in einer Klinik. Sie hofft, Regress auf ihre Bank nehmen zu können. Ouarab: «Es stellt sich eine echte Frage bezüglich der Informations- und Sorgfaltspflicht der Bank.»

Ex-Scammer drehte den Spiess um

Und Ouarab hatte Erfolg. Wie 20minutes.fr berichtet, konnte er den Betrüger mit seinen eigenen Methoden schlagen und seine Identität offenlegen. Dazu kontaktierte er den Betrüger, indem er Informationen aus dem Austausch des Opfers mit «Brad Pitt» nutzte und dem Scammer einen «verminten» Link schickte: Nachdem der Betrüger diesen angeklickt hatte, bekam Ouaran Zugang zu dessen Telefon.

Was er nun herausbekam ist pikant: Nicht nur konnte Ouarab die Identität und Adresse des Betrügers eruieren, sondern fand auch erschreckende Details heraus. Er und sein Team fanden nämlich nicht weniger als 34 Opfer, die der Betrüger und «ein Team von drei bis vier ziemlich jungen Personen» ausgenommen hatten. Die Gruppe operiert – wenig überraschend – aus dem einschlägig bekannten Nigeria.

Behörden sind informiert

Zudem ist «Brad Pitt» offenbar weiterhin aktiv, allerdings unter dem Deckmantel eines anderen A-Promis: Er bzw. seine Bande tritt nun als «John Wick»-Darsteller Keanu Reeves auf. Ouarab meldete den Sachverhalt den Behörden in Nigeria. Ob und wann diese tätig werden, ist nicht bekannt.

Ouarab sagt dazu: «Entweder könnten wir eine Gruppe lokaler Söldner beauftragen, die Betrüger zu fassen und den Behörden zu übergeben, oder auf die Beteiligung von Interpol setzen.» Ausserdem sagt er: «Theoretisch könnten wir auch selbst einen Teil des gestohlenen Geldes zurückholen, aber das würde nur Probleme für uns und Anne bringen.»

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Hier findest du Hilfe:

Meldestellen:

Polizei nach Kanton

Aufklärung:

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