SchaffhausenHaupttäter bei Prügelattacke auf Fabienne W.: «Bereue es zutiefst»
Der Haupttäter der Prügelattacke in Schaffhausen gesteht in einem Interview seine Tat. Eine Gefängnisstrafe blieb bisher aus.
Darum gehts
Fabienne W. wurde Ende 2021 in einer Wohnung im Kanton Schaffhausen von mehreren Männern verprügelt.
Jetzt spricht erstmals einer der Haupttäter.
Er bereue die Tat, sagt er, aber die «Rundschau»-Sendung habe jetzt sein Leben zerstört.
Der Haupttäter in der Prügelattacke an Fabienne W. gesteht seine Tat. In einem Interview mit der «Sonntagszeitung» gibt der Mann zu, die Musikerin in jener Nacht im Dezember 2021 spitalreif geschlagen zu haben. Schönreden wolle er die Tat nicht, er bereue zutiefst, dass er das getan habe und schäme sich sehr. Die wichtigsten Punkte des Interviews:
Warum hat er es getan?
Er wisse selber nicht, warum er Fabienne W. an dem Abend in der Wohnung des Anwalts in der Schaffhauser Altstadt geschlagen habe. «Mir ist die Zündschnur runtergebrannt», rechtfertigt er sich. Der Anwalt habe keine Polizei in seiner Wohnung haben wollen, als das Opfer gewalttätig geworden sei. Lange sei der Täter ruhig geblieben. Dennoch: «Irgendwann hat es mich vertätscht.»
Sieht er Fabienne W. auch als Täterin?
«Nein, ich bin dafür verantwortlich», sagt der geständige Täter. «Ich bin hundertprozentig schuld daran, sonst niemand. Und sie ist hundertprozentig das Opfer.»
Was passierte unmittelbar nach der Tatnacht?
Als er am nächsten Morgen die Wohnung des Anwalts verlassen habe, sei die Polizei bereits vor der Tür gestanden. «Dann kam ich drei Tage in U-Haft, als Einziger der Beteiligten, soweit ich weiss.»
Wie ging es nach der Freilassung weiter?
In den Monaten nach der Tat sei der Mann in eine Krise geraten, erzählt er. «Etwa ein Jahr später ging es mir psychisch so schlecht, dass ich mir das Leben nehmen wollte. Ich konnte dann in eine stationäre Therapie für drei Monate.» Als er im März 2023 die Psychiatrie verliess, habe er Fabienne W. zufällig getroffen. Die beiden seien ins Gespräch gekommen, er habe zunächst den Eindruck gehabt, «dass sie mir verziehen hat».
Doch als sie über die Tatnacht gesprochen hätten, habe er bemerkt, dass das Opfer «überzeugt» gewesen sei, dass es bei der Einladung an jenem Abend darum gegangen sei, sie von einer Anzeige wegen einer mutmasslichen Vergewaltigung abzubringen. «Wir alle hätten diesem Mann helfen wollen, von dem sie sagt, er habe sie vergewaltigt. Das ist Blödsinn. Warum hätten wir das tun sollen? Wenn jemand Fabienne vergewaltigt hat, gehört er bestraft», sagt der Mann zur «Sonntagszeitung» weiter.
Wie lange dauerte die kollegiale Beziehung der beiden?
Der Täter gibt an, dass er sich mit Fabienne W. wegen der Prügelattacke habe aussergerichtlich einigen wollen. Doch drei Monate später habe die Frau den Kontakt zu ihm abgebrochen. Und jetzt sei der «Rundschau»-Bericht erschienen und habe seine «Existenz» zerstört, meint der Mann.
Was passierte nach der Sendung?
Der Mann behauptet, Morddrohungen erhalten zu haben. Menschen sollen zudem mehrmals versucht haben, in seine Wohnung einzudringen. Daraufhin habe ihm die Polizei geraten, Schaffhausen vorübergehend zu verlassen. Nun sei er vorübergehend bei einem Bekannten untergekommen.
Was macht der Täter heute?
Bis vor Kurzem habe er den SRK-Kurs für Pflegehelfer im Altersheim gemacht, im Herbst hätte er ihn abschliessen sollen. Doch nach der Ausstrahlung der «Rundschau»-Sendung habe ihn seit Arbeitgeber freigestellt.
Zuletzt habe der Täter Sozialhilfe bezogen, das Sozialamt habe ihm aber neulich mitgeteilt, sie könnten ihm kein Geld mehr geben, weil er nicht mehr in Schaffhausen wohne.
Wurde er jemals für seine Tat bestraft?
Nein. Die Behörden sollen ihm erklärt haben, dass er für die Tat ein- oder eineinhalb Jahre ins Gefängnis kommen könnte. «Das fände ich eine gerechte Strafe. Wenn ich für so etwas keine Gefängnisstrafe bekomme, ist das doch ein Freibrief für jeden Mann, eine Frau zu schlagen.»
Was meint er zur Ausstrahlung des Falls im SRF?
Die Berichterstattung der «Rundschau» bezeichnet er als «einseitig und unfair». Es wird seiner Ansicht nach «weggelassen, was vorher und nachher passiert ist», sagt er. Was jetzt passiere, findet der Mann «nicht richtig».
Zudem habe ihn seine Tochter zwei Tage nach der Sendung angerufen und ihm mitgeteilt, dass sie ihn nicht mehr sehen wolle.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
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