Geheimes Bundesratspapier - Scheitern beim Rahmenabkommen hätte «schwerwiegende Folgen»

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Geheimes BundesratspapierScheitern beim Rahmenabkommen hätte «schwerwiegende Folgen»

Der Bundesrat scheint nicht mehr an das Rahmenabkommen zu glauben. Dabei müsste die Schweiz mit teils erheblichen Folgen rechnen, heisst es in einem hauseigenen Papier.

Aus dem Bundesrat dringt die Einschätzung, dass man nicht mehr an eine Lösung im Streit um das Rahmenabkommen mit der EU glaubt. Nun ist ein Geheimdokument aufgetaucht, das von «schwerwiegenden» Folgen bei einem Scheitern ausgeht.
Am 23. April war Bundespräsident Parmelin zu Besuch in Brüssel und traf sich mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
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Aus dem Bundesrat dringt die Einschätzung, dass man nicht mehr an eine Lösung im Streit um das Rahmenabkommen mit der EU glaubt. Nun ist ein Geheimdokument aufgetaucht, das von «schwerwiegenden» Folgen bei einem Scheitern ausgeht.

Tamedia AG

Darum gehts

  • In Bern macht offenbar ein geheimes Papier des Bundesrates zum Rahmenabkommen die Runde.

  • Darin wird eine düstere Zukunft gezeichnet, sollte es zu keinem Abkommen mit der EU kommen.

  • In 23 von 24 untersuchten Politikfeldern drohten mittelschwere bis schwerwiegende Konsequenzen.

  • Parlamentarierinnen und Parlamentarier verlangen nun vom Bundesrat mehr Transparenz.

SRF hat Zugang zu einem Geheimpapier des Bundesrates erhalten. Darin werden offenbar Szenarien skizziert, was auf die Schweiz zukommt, sollte das Rahmenabkommen scheitern, über das bereits seit Jahren mit der EU verhandelt wird. Mögliche Folgen werden in Kategorien unterteilt (vernachlässigbar, mittelschwer, schwerwiegend). 24 Politikfelder wurden offenbar insgesamt analysiert.

Das Papier kommt zum Schluss, dass der Schweiz in fast allen Feldern mittelschwere bis schwerwiegende Konsequenzen drohen würden. Dazu gehört unter anderem die Landwirtschaft. Pikant: Bei zukünftigen Pandemien könnte laut den Experten des Bundes auch die Beschaffung von Impfstoffen schwieriger werden. Einzig der Luftverkehr würde keinen direkten Schaden nehmen, sollten sich die Schweiz und die EU nicht einigen. Das Dokument stammt aus dem September 2020.

Parlamentskommission fordert Offenlegung des Dokuments

Mit dem Rahmenabkommen soll die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU geklärt werden. Mehrere Punkte im vorliegenden Entwurf sind umstritten. So reicht das politische Spektrum der Gegner des vorliegenden Entwurfs von der SVP bis zu den Gewerkschaften. Die Zeichen stehen auf Abbruch. Auch der Besuch von Guy Parmelin bei der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel vor einigen Wochen brachte keinen Durchbruch in den Verhandlungen. In den vergangenen Tagen wurde publik, dass nur noch vereinzelte Mitglieder im Bundesrat für eine Lösung kämpfen, darunter VBS-Vorsteherin Viola Amherd.

Wie das SRF den Bericht erhalten hat, ist unklar. Mehrere Exponenten in Bundesbern stören sich an der Kommunikation des Bundesrates. Am Montag habe zwar eine Konsultation stattgefunden, bei der die Mitglieder der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrates (APK-n) von diesem über den Stand der Dinge informiert wurden. Dies würde jedoch nicht ausreichen, geben mehrere Mitglieder der Kommission nun dem SRF an. Sie verlangen, dass das ganze Papier öffentlich gemacht wird.

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