Schule schwänzen in Luzern: Eine junge Frau erzählt, warum sie nicht zur Schule wollte

Aktualisiert

Luzern«Ich fühlte mich an der Kanti von den Erwartungen erdrückt»

Immer mehr Schulpflichtige schwänzen den Unterricht. Das Problem wurde durch die Corona-Krise noch verschärft. Häufig hat die Abstinenz einen psychologischen Hintergrund. Eine Betroffene erzählt, warum sie nicht zur Schule gehen konnte.   

Immer mehr Kinder und Jugendliche fehlen im Unterricht. (Symbolbild) 
Schwänzen Kinder und Jugendliche die Schule, stecken oft psychologische Ursachen dahinter. (Symbolbild)
Eine junge Frau erzählt 20 Minuten, warum ihr alles zu viel wurde. (Symbolbild)
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Immer mehr Kinder und Jugendliche fehlen im Unterricht. (Symbolbild) 

20min/Michael Scherrer

Darum gehts

  • Schulabwesenheiten im Kanton Luzern haben sich seit der Corona-Pandemie verschärft. 

  • Dahinter stecken oft psychologische Ursachen und Fachpersonen müssen einbezogen werden.

  • Der Kanton Luzern will darum prüfen, ob Massnahmen ergriffen werden müssen.  

  • Eine junge Frau erzählt, wie sie diese Krise durchgemacht und inzwischen hinter sich gelassen hat. 

Hand aufs Herz: Über alle Generationen hinweg hat wohl schon jede und jeder einmal die Schule geschwänzt. Während diese frei erschummelte Zeit früher gerne für Hobbys eingesetzt wurde, stecken heute immer öfter psychologische Gründe hinter dem sogenannten Schulabsentismus. Die Fälle von längeren Schulabwesenheiten haben sich seit der Corona-Pandemie verschärft. 

Kanton will prüfen, ob Massnahmen nötig sind

Laut Rückmeldungen von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sind im Kanton Luzern von August 2022 bis März 2023 125 Fälle gezählt worden. Für das gesamte Schuljahr sind es 142 Fälle, wie die Luzerner Zeitung (Bezahlartikel) berichtete. Heute stecken psychologische Ursachen dahinter und diese erfordern den Einbezug von Schulpsychologen. Das Bildungs- und Kulturdepartement beobachte die Situation und prüfe, ob Massnahmen nötig sind. 

«Ich fühlte innerlich, dass ich einfach eine Pause benötigte.»

Eine junge Luzernerin 

Eine junge Luzernerin (18) erzählt 20 Minuten, warum ihr in der Schule alles zu viel wurde und warum sie den Unterricht bewusst gemieden hatte: «Wegen eines Kindheitstraumas war ich bereits in psychologischer Behandlung. Ich fühlte innerlich, dass ich einfach eine Pause benötigte.» Dann begann sie an einzelnen Schultagen zu fehlen. «Der familiäre Druck war aber gross und es war wichtig, dass ich an die Kanti gehe. Dort fühlte ich mich von den Erwartungen erdrückt.» 

Schwänzt du die Schule? 

Weil sie von ihren Eltern oft aufgefordert wurde, zur Schule zu gehen, begann sie, heimlich die Schule zu schwänzen. Manchmal fehlte sie drei oder vier Tage pro Woche. Ein ehrliches Gespräch mit ihrer Mutter erleichterte ihr schlechtes Gewissen und die Eltern nahmen das Problem an die Hand. Alle Involvierten kamen zum Schluss, dass die damals 17-Jährige eine längere Auszeit benötigte. «Das war für mich im ersten Moment eine riesige Erleichterung. Doch der Druck kam zurück, weil unser System so aufgebaut ist, dass man für die Zukunft einen Lehr- oder Schulabschluss benötigt.»  

Nach Schicksalsschlag konnte sie zwei Wochen nicht zur Schule gehen

In der Folge ging es darum, wie es für sie weitergehen soll. Ihr war es wichtig, etwas zu machen, das sie möglichst rasch wieder beenden konnte. So kam es, dass sie für etwa vier Monate zur Fachmittelschule wechselte. Dann begann sich ihr Zustand wieder zusehends zu verschlechtern. Ihre damalige Wohnsituation konnte sie nicht aus dem Dunkel bringen und ein Schicksalsschlag im November 2022 war zu viel für sie. «Ich konnte zwei Wochen nicht zur Schule gehen und mir wurde klar, dass ich nicht mehr ins Schulzimmer zurückwill», sagt die Frau weiter.  

«Meine Psychologin ist der Meinung, dass sich Jugendliche in der heutigen Zeit nicht mehr einfach diesem System hingeben können.»

18-jährige Luzernerin

Viel Halt erhielt sie durch die enge psychologische Behandlung: «Meine Psychologin ist der Meinung, dass sich Jugendliche in der heutigen Zeit nicht mehr einfach diesem System hingeben können.» Die Psychologin nenne diese Jugendlichen «Die Kinder der neuen Zeit». Inzwischen hat die junge Frau wieder gelernt, zu lachen, sie hat sich gefunden und sie weiss genau, was sie will. Sie sagt: «Es ist mir bewusst, dass ich mein Ziel nicht auf der Geraden, sondern auf Umwegen erreichen werde.»   

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